Die Verwandlung - Blutsbande 1
die Tür aufgestoßen. Cyrus stand im Rahmen. Sein verbranntes Gesicht war wutverzerrt.
„Ich hätte es wissen müssen“, zischte er, und sein verbliebenes Auge schaute abwechselnd zu Nathan und zu mir.
Nathan ging auf ihn zu. „Simon Seymour, Sohn des Jacob Seymour, auf Befehl der Bewegung zur freiwilligen Ausrottung von Vampiren klage ich dich der Zerstörung von Menschen, der Erschaffung neuer Vampire und dem Verbrechen an, deinem Schöpfer, dem Souleater, zu dienen. Bekennst du dich schuldig?“
Cyrus’ Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln. „Ich bekenne mich zu gar nichts. Schon gar nicht vor einem Balg wie dir.“
Nathan richtete sich auf, als Cyrus näher kam. Er sah Cyrus nachdenklich an, als sei er eine Schlange, die gleich zubeißen könnte.
„Lieber Nolen. So dumm wie immer.“
Nathan ballte seine Hände zu Fäusten. „Wie bekennst du dich zu der Anklage, Cyrus?“
„Ist das nicht gleichgültig? Ich bin unbewaffnet und für dich kein ebenbürtiger Gegner. Das heißt, wenn du mich jetzt in meinem verletzten Zustand angreifen solltest“, er machte eine Pause und fuhr fort, „wie du es schon einmal damals bei deiner Frau getan hast …“
Nathan war so angespannt, dass ich glaubte, er würde gleich zusammenbrechen. Plötzlich bewegte er sich blitzschnell auf Cyrus zu. Als er die Hände um den Hals meines Schöpfers schloss, wollte ich ihn töten. Mein Herz schmerzte vor Zorn und Angst, Nathan könnte Cyrus verletzen.
„Glaubst du, sie wird ohne mich überleben können?“, schnaufte Cyrus. „Die Blutsbande zwischen uns sind zu stark. Aber das ist dir egal, oder? Du konntest ja noch nicht einmal deinen lächerlichen Menschensohn retten.“
„Halt den Mund“, knurrte Nathan und schlug Cyrus gegen die Wand.
Durch meinen rasenden Puls spürte ich Cyrus leise lachen. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du dich verändert hast? Nur weil du einige böse Kerle erledigt hast?“
Nathan schlug Cyrus’ Kopf gegen die Mauer. Ich fiel zu Boden und bekam kaum noch Luft. Nur schnelle flache Atemzüge brachte ich zustande.
Als Cyrus wieder sprach, war seine Stimme rau, aber ich konnte seinen Hass genau hören. „Dann töte mich doch, Nolen. Es wird schön sein, die Genugtuung in deinen Augen zu sehen. Dann weiß ich noch im Sterben, dass du das Blut deines Schöpfers wert bist.“
Nathans Hände spannten sich noch weiter an und er drückte Cyrus wütend den Hals zu. Aber Cyrus brachte noch einmal all seine Kraft auf und schubste Nathan von sich, sodass er nach hinten kippte. Er fiel auf den Boden. Als er sich wieder aufrichtete, zischte er. „Ich nehme sie mit.“
Cyrus ging einen Schritt zur Seite, lehnte sich gegen die Wand und rieb sich seinen Nacken. „Gut. Dann nimm sie halt mit.“
Bevor Nathan oder ich reagieren konnten, sprang Cyrus vor und nahm mich beim Handgelenk. Er wirbelte mich in seine Arme hinein, als würden wir tanzen. „In wie vielen Stücken willst du sie hier heraustragen? In zwei?“
Er drehte meinen Arm so lange, bis die Knochen meines Unterarms zerbarsten wie trockene Äste. Nie zuvor hatte ich mir etwas gebrochen. Gott, tat das weh.
Ich schrie vor Schmerz und Zorn wie ein Tier und befreite meine andere Hand, in der ich noch die Flasche hielt. Wenn es sein musste, würde ich uns beide damit beträufeln.
„Was ist das?“, zischte mir Cyrus ins Ohr. „Ein Andenken an deinen starken Ritter?“
Gewaltsam öffnete er meine Hand und nahm das Fläschchen. Mit seinen starken Fingern nahm er mein Kinn und drückt so sehr auf das Kiefergelenk, dass ich den Mund öffnen musste.
„Die ganze Zeit hast du so getan, als hätte ich die perfekte Gefährtin erschaffen, und dabei hast du nur darauf gewartet, mir den Pflock ins Herz zu stoßen.“ Er ließ den Verschluss der Flasche aufschnappen und neigte sie zur Seite. Ein einziger Tropfen hing an ihrem Rand und drohte, mir in den offenen Mund zu fallen. „Wir sind uns noch ähnlicher, als ich gedacht hatte.“
„Tu das nicht“, warnte ihn Nathan.
„Warum nicht? Weil du mich dann tötest? Du hast schon bewiesen, dass du das nicht schaffst. Du hättest zu viel Freude daran.“ Cyrus neigte die Flasche noch ein wenig mehr. Der Tropfen fiel herab, und ich schloss die Augen.
Ich wollte noch nicht sterben. Ich hatte vielleicht nichts mehr, für das es sich zu leben lohnte, aber ein unerfülltes Leben klang für mich immer noch besser als ein unsicheres Leben nach dem Tode.
„Bitte“, klagte ich, so gut es
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