Die Verwandlung - Blutsbande 1
Oberarm band und auf die Vene klopfte, bis sie gut sichtbar hervorstand. „Da ist eine gute Stelle.“ Er deutete auf meinen Unterarm.
Ich sah ihm dabei zu, wie er vorsichtig die Spritze aufzog. Offensichtlich war das nicht das erste Mal, dass er eine Spritze gab. „Hast du in der Bewegung gelernt, wie man das macht?“
Er klopfte auf die Spritze, um die Luftbläschen nach oben zu bringen. „Ich habe es irgendwo aufgeschnappt, jetzt halt mal still.“
Ich spürte, wie die Injektionsnadel in meinen nicht desinfizierten Arm eindrang. Ich erinnerte mich daran, was ich in Das Sanguinarius zum Thema Krankheiten gelesen hatte: Die Körpersäfte, die Krankheiten und Tod verursachen, rühren den Vampir nicht. Er ist nicht von den Plagen der Pandora betroffen.
Ich konnte nur davon ausgehen, dass dasselbe auch für moderne Bakterien und Keime zutraf.
Es brannte, als das Medikament in meine Adern gelangte, aber Nathans Berührung war sanft und beruhigte mich. Daher sah ich ihm auch ins Gesicht und konzentrierte mich lieber auf ihn, um nicht die Nadel in meiner Vene anschauen zu müssen … Patient zu sein war noch nie meine Stärke gewesen. „Also werden wir auch bei ernsten Verwundungen aus eigener Kraft wieder gesund?“
„Was eine ernste Verwundung ist, hängt vom Alter ab. Wenn jemand mir das angetan hätte, was ich Cyrus zugefügt habe, dann würde ich hier nicht mehr sitzen. Deine Stichwunde würde bei mir in einer Stunde verheilt sein, während du einfach Glück hattest, dass du nicht genäht werden musstest. Als ich dich fand, hatte die Wunde schon angefangen zu heilen. Es ist gut, dass du etwas zu dir genommen hast.“ Er legte seinen Daumen auf den Einstich und zog die Nadel heraus. Dann nahm er ein Pflaster. „Hier. Das lindert erst einmal die schlimmsten Schmerzen und du wirst schlafen können.“
„Was ist mit mir? Wie lange wird es dauern, bis die Wunde bei mir wieder vollkommen verheilt ist?“ Ich hoffte inständig, dass er nicht zwei Monate oder so antworten würde.
„Morgen geht es dir wieder gut“, antwortete er und legte die Nadel in die Kiste zurück.
Ich nahm sie ihm aus der Hand. „Lass das. Das ist gemeingefährlich!“
Er sah mich amüsiert an. „Was ist das?“
„Es ist gemeingefährlich. Die Nadel ist mit Körperflüssigkeiten in Berührung gekommen, die Krankheiten übertragen und den Tod verursachen können. Du könntest dich aus Versehen mit ihr stechen, und dann bist du tot. Eine benutzte Nadel stellt eine Gefährdung der Öffentlichkeit dar und sie wegzuwerfen ist eine allgemeingültige Vorsichtsmaßnahme.“
Schlagartig wurde mir klar, dass ich mich wie einer meiner alten Professoren anhörte. Ich zwickte mich in die Nasenwurzel, weil es mir so peinlich war. „Ich kann nicht glauben, dass ich das immer noch so herunterbeten kann.“
„Ich habe viel gelernt.“ Nathan lachte. Er hatte ein großartiges Lachen, herzlich und echt. Es war das Beste, was ich an diesem Tag gehört hatte.
Er zuckte mit den Schultern. „Aber ich mache mir keine Sorgen wegen dieser Krankheiten. Ich habe mehr Angst vor einem Pflock im Herzen oder einer Axt im Genick.“
„Ist das alles?“, neckte ich ihn. „Ich hätte gedacht, so ein strammer Kerl wie du würde sich auch Sorgen um seinen Cholesterinspiegel machen.“
Plötzlich wurde er ernst. Er nahm mein Kinn in die Hand und drehte mich zu ihm herum, sodass ich ihm in die Augen schauen musste. „Dein Herz und dein Kopf. Wenn du eines der beiden verlierst, bist du tot.“
Wie wirst du mich töten?, dachte ich. „Was ist mit verbrennen? Kann man sterben, wenn man verbrennt? Oder ertrinken?“
Als würden ihn unsere morbiden Themen anwidern, wobei er ja mit dem Gespräch angefangen hatte, ließ er mich los und sah mich entschuldigend an. „Die kurze Antwort lautet: ja. Du kannst durch alle Verletzungen sterben, von denen du dich nicht in einer angemessenen Zeit erholen kannst. Aber lass’ uns jetzt nicht davon reden. Du musst dich ausruhen.“
Ich hätte gern noch mehr von ihm gehört, aber ich bedankte mich nur bei ihm. „Danke. Du müsstest das nicht alles für mich tun.“
Ohne mich anzusehen, begann er die Verpackung von der Spritze vom Bett aufzusammeln. „Niemand ist jemals daran gestorben, dass er zu höflich war. Außerdem brauchst du Hilfe. Die nächsten Monate werden hart für dich werden.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch schlimmer werden kann, als es jetzt schon ist.“
„Du musst dich von deiner
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