Die Verwandlung - Blutsbande 1
Innenseite seiner Oberschenkel. Ich drehte mich weg.
Als ich ihn wieder ansah, rollte eine Träne über Ziggys Wange. Er sah mir nicht in die Augen.
Einige Stunden zuvor hatte er ziemlich guten Sex gehabt. Dann war er von Zuhause weggelaufen und kam hierher, wo er von Cyrus missbraucht und erniedrigt wurde. Und von mir.
Ich versorgte die Bisswunden und Kratzer und verband die schlimmsten Wunden mit Gaze. „Tut es dir sonst noch … irgendwo weh?“
Er zwinkerte zweimal und krächzte ein kaum hörbares „Nein.“
Ich ging mir noch einmal die Hände waschen und holte aus meinem Schlafzimmer eine Bettdecke. Ich ging zum Sofa und deckte ihn zu, dann ließ ich mich müde auf einen Stuhl fallen. Er versuchte etwas zu sagen, aber es strengte ihn sehr an. „Danke.“
Ich hörte, dass mehr hinter den Worten steckte als einfacher Dank für die medizinische Versorgung, aber ich versuchte, so lässig wie möglich zu entgegnen: „Schon gut. Wenn du noch etwas brauchst, dann sag einfach Bescheid.“
„Aspirin wäre gut. Mir tut alles weh.“ Er schluckte und kniff dabei die Augen zu.
Ich kramte durch den Verbandskasten und fand eine Flasche mit Acetaminophen. „Das muss reichen. Ich möchte nicht, dass du Aspirin nimmst, weil es das Blut verdünnt, und mit diesen ganzen Wunden …“
Ich brachte das Wort Bisse nicht über die Lippen. Ich zerteilte die Tabletten in Viertel, damit sie sich leichter schlucken ließen, und holte im Zahnputzbecher Wasser aus dem Bad. Ich half ihm auf und stützte seinen Kopf mit der Hand, damit er besser trinken konnte. „Warum bist du hergekommen?“
Er verschluckte sich ein wenig am Wasser, seine Stimme wurde dadurch noch rauer. Er hörte sich nun an wie ein Mann, nicht wie der Junge, der mich im Buchladen angegriffen hatte. „Du hast gesehen, was passiert ist. Er hat mich rausgeschmissen.“
„Aber das erklärt nicht, warum du ausgerechnet hierher gekommen bist. Du wusstest, wer hier lebt.“
„Ich wusste, dass du hier lebst.“ Mit einer Bewegung versuchte er sich eine Träne aus dem Auge zu wischen, aber seine Gliedmaßen gehorchten ihm noch nicht so richtig. „Ich dachte, vielleicht könnte ich hierbleiben. Ich wusste nicht, dass du von mir trinken würdest und dass du es zulassen würdest, dass er mir das … das antut.“ Die letzten Worte hatte er beschämt geflüstert und er schloss die Augen. „Ich liebe Ironie, solange sie nicht mir passiert.“
Er hatte offenbar das Gefühl, er solle bestraft werden. Ich hätte am liebsten für ihn losgeheult. Ich verstand gut, dass er das Gefühl hatte, sich selbst hassen zu müssen, aber das brauchte er nicht zu wissen. Er hätte mein Mitleid verabscheut und sich von mir abgewendet. Dann hätte er niemanden mehr gehabt, der zu ihm hielt. „Das hast du nicht verdient.“
„Hm, ja. Das ist deine Meinung.“ Er lachte bitter. Die Tränen rannen ihm weiter über die Wange.
„Das ist nicht nur meine Meinung, das ist eine Tatsache“, antwortete ich ihm ernst. „Du hast es nicht verdient, wie er dich behandelt hat.“
Ziggy sah zur Seite. Man konnte praktisch sehen, wie er sich selbst Vorwürfe machte.
Ich räusperte mich und entschied, es sei besser, das Thema zu wechseln. „Ziggy, als du herkamst, hast du jemandem gesagt, dass wir uns kennen?“
„Ja, den Wachen an der Tür. Ich habe ihnen gesagt, dass ich die Ärztin suche und dass ich dich aus dem Krankenhaus kenne.“ Er schniefte. „Mach’ dir keine Sorgen, ich habe nichts über die Bewegung gesagt. Ich dachte mir, dann würden sie mich wahrscheinlich gleich töten.“
Zornig sprang ich auf. „Ich bin sofort zurück.“
Mit einer Energie, die die Tür aus den Angeln gehoben hätte, öffnete ich die geheime Tür und ging in Cyrus’ Zimmer. Zwei Posten bewachten sein Schlafzimmer, aber sie gingen zur Seite und hielten mir die Tür auf.
Cyrus lag nackt auf seinem Bett, die Decke lag auf einem Haufen zu seinen Füßen auf dem Boden. Unter ihm war das Laken voller Blut. Er schlief fest und zufrieden und schnarchte.
Jetzt könnte ich ihn töten, ohne dass er die leiseste Ahnung haben würde. Der Gedanke kam, bevor ich ihn vor Cyrus verbergen konnte. Ich spannte mich an und wartete auf seine Reaktion, aber nur sein Atem stoppte kurz, dann schlief er weiter.
Ich ging an die Seite des Bettes und wollte ihn aufwecken, aber mit einer blitzschnellen Bewegung hielt er mich am Handgelenk fest. Er zog mich zu sich hinunter und presste mich auf das Bett.
„Du bist also
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