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Die Verwandlung der Mary Ward - Roman

Die Verwandlung der Mary Ward - Roman

Titel: Die Verwandlung der Mary Ward - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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ist fünfundfünfzig und Beulah einunddreißig. Er war schon einmal verheiratet, hatte seine erste Frau jedoch verlassen.
    Wir nahmen bei Tee und Kuchen Platz. Der Richter sah mich mit ruhigen braunen Augen an und begann das Gespräch mit den Worten: »Sie stammen von einem Bauernhof, Martin. Ist das richtig?«
    »Ja«, sagte ich. »Von einem Bauernhof in Suffolk, England. Der Boden dort ist sehr steinig. Das Steineauflesen gehört zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen.«
    »Tennessee hat fast überall einen roten Lehmboden, der schwer und fruchtbar ist. Man kann darauf fast alles anbauen. Doch während bei meiner Frau alles wunderbar gedieh, habe ich diese Gabe leider nicht. Entweder man hat sie, oder man hat sie nicht. Eins von beiden.«
    »Wir hatten auch Federvieh«, sagte ich plötzlich.
    »Wirklich?«
    »Ja. Hühner. Und Perlhühner. Ich hatte ein Lieblingsperlhuhn, das ich auf den Namen Marguerite getauft hatte.«
    »Ach ja! Mrs. Riveaux ging ihr Federvieh über alles, nicht wahr, Bent?«
    »Ja, Sir, das stimmt.«
    »Die Pfauen kreischen manchmal ganz schön herum. Und das klingt ganz schrecklich in meinen Ohren. Doch meiner Frau machte selbst das nichts aus. Haben Sie dieses Kreischen schon mal gehört, Martin?«
    »Nein.«
    »Nun, das werden Sie schon noch hören, wenn Sie hier arbeiten. Sind Sie denn kräftig? Sie schauen nicht besonders kräftig aus. Allerdings tat das meine Frau auch nicht, und sie war es doch. Sie konnte ein Schwein runterhalten.«
    »Ich bin stärker, als ich aussehe«, erwiderte ich, »und ermüde nicht so leicht.«
    Der Richter lächelte. Überall auf seiner Hemdenbrust hatte er Kuchenkrümel. »Bentwater hat auch mal für mich gearbeitet, nicht wahr, Bent? Doch er ermüdete leicht. Er konnte überall schlafen. Er legte sich einfach auf den Boden und fing zu träumen an. War es nicht so, Bent?«
    Ich zog aus dem Zimmer im Haus 767 aus. Es war Sommer. Vor meinem Fenster wuchsen Wassermelonen und Zuckererbsen. Die Schattenbäume warfen schwarze Schatten.
    Bill C. und Audrey kochten für mich zum Abschied Shrimps auf Kreolenart. Sie sagten: »Wir kennen Richter Riveaux. Er ist ein guter Mann und behandelt die Leute anständig.«
    Ich verabschiedete mich von Les Ches, der meinte: »Verdammt, Martin, du warst der am schwersten geprüfte Freund, den ich je hatte.«
    Ich wohne nicht im Haus des Richters, sondern im sogenannten »Studio«. Dieses war früher einmal eine Scheune, aus der die Riveaux einen abgeschlossenen Wohnbereich für ihre Tochter Suzanne gemacht hatten, als diese heranwuchs und Künstlerin werden wollte. Dann jedoch zog sie weg. Sie heiratete einen Schadenssachverständigen aus Florida, hat inzwischen drei Kinder und wohnt in Boca Raton. Jetzt malt sie nicht mehr und kommt auch nicht mehr auf den Hof.
    Ein paar ihrer Sachen sind noch da: ein Album voller Fotografien, Bücher über Klimt, Picasso und Edward Hopper, ein Stapel Schallplatten und ein Liebesbrief von einem Jungen namens Irwin. Auch ein Foto von Mrs. Riveaux in jungen Jahren. Das Bett ist groß, und auf ihm liegt eine schwere Steppdecke, die bis zum Boden reicht.
    In der Nacht kommen Kakerlaken darunter hervor und tanzen im Mondlicht.
    Ich stehe morgens um sechs auf und ziehe meinen Arbeitsanzug und meine Stiefel an. Auf diesem Hof wird nichts geplant. Ich gehe zu Jeremiahs Haus hinüber, und er sagt: »Okay. Heute früh hacken wir die Bohnen.« Manchmal fragt er auch: »Was, zum Kuckuck, sollen wir heute machen? Den Lattenzaun reparieren? Was machen wir bloß?«
    Manchmal ruft Beulah: »Kommen Sie herein, Mister Martin, und trinken Sie einen Kaffee. Keine Eile heute früh.«
    Dann gehe ich in ihr Haus, wo es immer dunkel ist, sommers wie winters. Lettie und Glorie sitzen nebeneinander am Tisch und trinken Milch; ihre Dosen mit dem Schulmittagessen liegen schon bereit. Sie haben bernsteinfarbene Augen. Eines Morgens fragte ich sie: »Lernt ihr in der Schule auch etwas übers Universum?«
    »Nein«, antwortete Lettie.
    »Darüber wissen wir nichts«, meinte Glorie.
    »Nun, früher habe ich Geschichten übers Universum, über die Sterne, erfunden. Wenn ihr wollt, erzähle ich euch mal eine.«
    »Mamma erzählt uns schon Geschichten«, erklärte Lettie.
    »Sie erzählt uns wahre Geschichten«, sagte Glorie.
    »Das ist gut. Meine sind keine wahren.«
    Während wir so dasitzen und Beulahs Kaffee trinken, entscheidet Jeremiah, was wir tun werden. Im Winter sitzt er oft lange neben dem Ofen, bis er zu einem

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