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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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vorüberging, das mit kleinen weißen Toilettenpapierrollen und Billigrasierklingen überhäuft war, wagte ich einen Blick zu Patrick herüber. Die Wahl zwischen Butterfinger und Snickers schien ihm schwerzufallen. Die Nächtliche Emily würde das anders angehen, dachte ich. Ich nahm die Hände aus den Hosentaschen, ging um die Regale herum und hielt direkt vor Patrick an. Ich bekam keine Luft. » Hi « , quakte ich.
    Er schaute auf, blinzelte, und ein verwirrter Ausdruck huschte kurz über sein Gesicht, bevor es wieder in seinen stoischen und brütenden Normalzustand verfiel. » Hallo « , sagte er und sah mich an.
    Seine Stimme hatte einen hübschen Klang. Ich hatte eindeutig recht gehabt mit dem Akzent– der irgendwie anziehend wirkte. Mit feuchten Handflächen und pochendem Herzen wurde mir plötzlich bewusst, dass ich Trauerkleidung trug, die ich mir von einer modisch absolut unbedarften Dreiundvierzigjährigen ausgeliehen hatte. » Also… « , sagte ich und kickte mit den Schuhspitzen gegen die abgewetzten Kacheln, während ich meine Arme fest an den Körper drückte und mit den Fingern gegen meine Oberschenkel trommelte. » Du warst auch auf der Beerdigung, hä? «
    Er nickte, dann zog es ihn wieder zu den Schokoriegeln. » Ja. «
    Mein Herzschlag hämmerte mir in den Ohren, als würde jemand direkt neben meinem Kopf ein Trommelsolo zum Besten geben. Ich war mir absolut und ohne jeden Zweifel darüber bewusst, dass Patrick, was Attraktivität anbelangte, einer ganz anderen Liga angehörte als ich. Am liebsten wäre ich in geduckter Haltung aus dem Laden gelaufen, doch war mir klar, dass ich dann niemals etwas herausfinden würde, also zwang ich mich weiterzumachen. » Du bist also neu hier? « , fragte ich. » Ich meine, ich weiß, dass du neu bist, es ist nur… Ich habe dich bei diesem Andachts-Party-Mix in Mikey Harris’ Haus gesehen und gerade eben auf der Trauerfeier. Du konntest Emily Cooke gar nicht mehr kennenlernen, außer du kanntest sie schon, bevor du an unsere Schule kamst, oder… « Ich hielt inne und schluckte. » Tja. «
    Mit hochgezogener Augenbraue fragte Patrick: » Kenne ich dich? «
    » Nein! « , entgegnete ich. » Nein, nicht wirklich, ich kenne dich nur vom Sehen, und dachte, ich sage mal Hallo. « Ich streckte ihm meinen Arm hin, meine Hand war ganz steif. » Ich bin Emily. Tja, noch eine Emily– Emily Webb. «
    Er betrachtete meine verschwitzte Hand und machte keinerlei Anstalten, sie zu ergreifen. » Patrick « , sagte er.
    Mit einem nervösen Lächeln nahm ich die Hand wieder herunter und versuchte, sie beiläufig an meiner Hose abzuwischen. Es lief nicht gut. Ich sehnte mich danach, dass die Nächtliche Emily eingreifen und das Kommando übernehmen würde. Wenn es sich bei dem Typen hier um meinen angeblichen Gefährten handelte, sollte sie dann nicht auftauchen und versuchen, ihn für sich zu gewinnen? Das wäre so viel einfacher. Moment mal. Der Moschusduft… ich konnte gar nichts ausmachen. Patrick roch nach nichts. So unauffällig wie möglich– ich hätte ebenso gut auf einen Vorleger voller Bauschutt und zerbrochenem Glas treten können– ging ich etwas näher zu ihm hin, blähte die Nasenflügel und atmete tief ein. Vielleicht war ich seinem Duft gegenüber nicht so empfindsam wie die Nächtliche Emily und nahm seinen verlockenden Moschusduft nicht wahr… Obwohl das in der Cafeteria, wo ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, keine Rolle gespielt hatte.
    » Ähm… « , sagte er und trat einen Schritt zurück. » Willst du irgendwas Bestimmtes? Ich möchte mir einen Lutscher kaufen und gehen, wenn also sonst nichts weiter ist… «
    Aus meiner Kehle drang ein nervöses Kichern. Ich deutete auf das Shirt, das er unter seiner schwarzen Lederjacke trug, und meinte: » Communist Herrings, hä? « Sein Shirt war rot und unter dem Bandnamen waren kleine schwarze Fische abgebildet, die einen hohen, haarigen Hut aufhatten.
    » Ja, in London hatten meine Kumpels eine kleine Band gegründet « , sagte er. » Keine große Sache. «
    » Oh « , sagte ich. » Das ist cool. «
    Er starrte mich an. Ich hingegen starrte auf sein Shirt und überlegte, ob ich so tun könnte, als würde ich gegen ihn stolpern, um eine ordentliche Prise seines Dufts einatmen zu können. Vielleicht konnte ich ja irgendetwas sagen, um ihn vom Gehen abzuhalten, bis ich mir sicher war, dass er nicht derjenige war, für den ich ihn hielt. » So… du stammst also aus London? « , faselte ich. » Das ist

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