Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
Vom Netzwerk:
wirklich cool, ich liebe die Briten. Doctor Who ist großartig. Davon habe ich so ungefähr alles gesehen. Oh, genauso wie von Spaced, und Skins ist einfach das Beste überhaupt und… Ähm, wohnst du in der Orchard Road? « Der Name der Straße, in der ich den anderen Werwolf Freitagnacht hatte herumlaufen sehen, war mir eben eingefallen. Darum hatte ich ihn genannt, bevor ich wirklich darüber nachdenken konnte, wie ungeheuer gruselig es sein musste, wenn irgendein fremdes Mädchen auf einen zukam, vor einem herumzappelte, versuchte, an einem zu schnuppern, einen Haufen neugieriger Fragen stellte und dann noch den Namen der Straße nannte, in der man wohnte. Patricks Augen wanderten zwischen der Eingangstür und mir hin und her, als würde er nichts lieber tun, als aus dem Laden zu rennen. Ich lachte etwas zu laut, als ich einen Hitzeschub bekam und rot anlief. Die Dame hinter dem Tresen nahm ihr Magazin herunter und warf mir einen vernichtenden Blick zu. » Ich bin keine durchgeknallte Stalkerin oder so, versprochen « , stammelte ich. » Es ist nur…, ich habe mein Leben lang in Fairview gewohnt und gehört, dass dort jemand ausgezogen ist, also… «
    » Ja « , murmelte Patrick und runzelte die Stirn, während er noch einen Schritt von mir weg machte. » Orchard Road… Ich muss jetzt gehen, wir sehen uns dann in der Schule, ja? « Er warf mir einen letzten, argwöhnischen Blick zu, dann drehte er sich um und hetzte aus dem Laden.
    Na ja. Das war ja prima gelaufen. Erst einige Stunden später, nachdem ich Zeit gehabt hatte, mich in eine Portion Eiscreme zu vertiefen und mir Vorwürfe wegen meines unglaublich lahmen Auftritts zu machen, wurden mir ein paar Tatsachen bezüglich meines kleinen Zusammentreffens mit Patrick klar.
    Tatsache Nr. 1 : Er verfügte definitiv nicht über den Duft. Kein Moschus, keine Pheromone, nichts. Ich war keine Duftexpertin oder so, aber ich schätze, den körpereigenen Geruch konnte man nicht einfach unterdrücken.
    Tatsache Nr. 2 : Patrick war groß und hatte einen Akzent. Aber… wie würde Patrick in einem langen Mantel mit breitkrempigem Hut aussehen? Wie würde er klingen, wenn er mit tiefer Stimme sprach und einen amerikanischen Akzent imitierte?
    Ich saß auf meinem Schreibtischstuhl, ganz steif, mit zitternden Händen. Denn: Wow. Ich hatte bisher ganz falsche Schlüsse gezogen. Patrick war exakt nach Emily Cookes Ermordung aufgetaucht. Obwohl er sie gar nicht kennengelernt haben konnte, sah ich ihn andauernd auf irgendwelchen Veranstaltungen, bei denen ihr Tod betrauert wurde. Und da war dieses Buch, das er in der Bibliothek gelesen hatte, das über Serienmörder. Der Schütze hatte mich mit einer Ampulle desselben Dufts aus dem Klub gelockt, den ich auch bei Dalton wahrgenommen hatte. Das bedeutete, dass der Schütze, wenn er wollte, den Duft auch selbst tragen konnte, als eine Art schweres Eau de Cologne. Dann konnte er zur Schule gehen und schauen, welche Mädchen sich zu ihm hingezogen fühlten… Vielleicht war der niedliche neue Typ Patrick alles andere als mein » Gefährte « . Vielleicht war er der Mörder. Ich saß eine ganze Weile an meinem Schreibtisch und starrte auf den Bildschirmschoner meines Monitors. Dort traf ich schließlich eine Entscheidung. Emily Cooke war tot. Dalton McKinney war im Krankenhaus. Und irgendjemand, vielleicht Patrick, war jetzt hinter mir her. Als Tagsüber-Emily konnte ich nicht viel ausrichten. Nicht, wenn ich mich beim Sprechen mit einem sehr süßen Jungen in ein durchgedrehtes Nervenbündel verwandelte. Die Nächtliche Emily dagegen konnte eventuell etwas unternehmen. Und Werwolf-Emily konnte das sogar ganz sicher. Heute Nacht würde ich keine Schlaftabletten schlucken. Ich würde die Verwandlung geschehen lassen. Dann würde ich mich zur Orchard Road aufmachen, wo Patrick wohnte und wo ich den anderen Werwolf hatte laufen sehen.
    Und ich würde herausfinden, wer hinter dem Ganzen steckte und ihn aufhalten, bevor noch jemand getötet wurde, bevor noch ein Lebenslicht einfach so ausgelöscht wurde wie das der künstlerisch veranlagten, zerstreuten, witzigen Emily Cooke.

16
    Die Wölfe müssen sterben
    Ich lag mit Snoopy auf dem Bauch im Bett und wartete auf den Anbruch der Nacht und die damit einhergehende Verwandlung. Ich beschloss, es der Nächtlichen Emily leicht zu machen. Ich hatte einen eng anliegenden schwarzen Rollkragenpullover angezogen, den ich letztes Jahr anlässlich eines von Dawns Ummodelungsversuchen gekauft hatte,

Weitere Kostenlose Bücher