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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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genug am Leben zu bleiben, um die nächste Verfilmung von Iron Man noch zu erleben. Die andere Emily hatte wirkliche Träume, wirkliches Talent gehabt. All das war ausgelöscht worden von zwei Kugeln, die ein Mann auf sie abgefeuert hatte, dessen Bild sich in mein Hirn eingebrannt hatte. Ich konnte weder lachen noch weiterhin trauern oder an den Geschichten teilhaben, die erzählt wurden. Als ich so in der Kirche stand, hinter den vielen Bankreihen, in denen die schwarz gekleideten Trauergäste saßen, begann ich vor Wut zu zittern. Es war nicht gerecht, was mir zugestoßen war, es war nicht gerecht, was Dalton zugestoßen war, und besonders nicht, was Emily Cooke zugestoßen war. Dieser Mann, dieser Killer, musste aufgehalten werden.
    Als Emily Cookes Onkel das Podium betrat und zu einer Geschichte ansetzte, öffnete sich die Glastür, die nach draußen führte. Ich erhaschte einen Blick auf den neuen Jungen, Patrick, der gerade vorzeitig die Kirche verließ. Ich hatte ihn nicht einmal bemerkt, so gefangen war ich von dem gewesen, was ich über Tod und Leben der Emily Cooke erfahren hatte. Er schien bei Totenwachen für Emily Cooke stets in der Nähe zu sein, obwohl er neu war und sie weder gekannt noch sich etwas aus ihr gemacht haben dürfte. Und ich war überzeugt davon, dass er der Wolf war, den ich letzte Nacht gesehen hatte. Derjenige, bei dem ich mir sicher war, dass es sich um meinen Gefährten handelte. Ich hatte so viele Gelegenheiten gehabt, mit ihm zu sprechen. Herauszufinden, was los war. Und stets hatte ich die Nerven verloren. » Was würde die Nächtliche Emily tun? « , flüsterte ich mir selbst zu.
    Dawn lehnte sich zu mir herüber und sagte: » Wie bitte? «
    » Nichts. Hey, ich muss gehen und mit jemandem reden. « Bevor Dawn protestieren konnte, sprintete ich zum Ausgang und rannte hinter Patrick her. Er ging zügig die stark befahrene Straße vor der Kirche entlang, während die Autos ihm entgegenkamen. Ich steckte meine Hände in die Taschen meiner viel zu großen Hose und folgte ihm.
    » Hey! « , rief Dawn noch, als die gläsernen Kirchentüren hinter mir zufielen. Ich spähte über meine Schulter und sah, wie sie sich um die parkenden Autos herumschlängelte– mit derselben ernsten Miene, die sie aufgesetzt hatte, als sie mich am Freitagmorgen bei der Schule aus ihrem Auto hatte aussteigen lassen.
    Sie holte mich ein und packte mich am Arm. » Hey, meine Liebe, kein Weglaufen mehr. «
    » Tut mir leid « , sagte ich. » Es ist nur… Da ist dieser Junge, mit dem ich dringend reden muss. Und ich verliere ihn gerade aus den Augen… «
    Dawn ließ mich los, verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue in die Höhe. » Ein Junge, hä? Ging es bei deinen Eskapaden die ganze Zeit über darum? «
    Ich lachte beinahe, als mir die Gedanken meines Wolf-Ichs wieder in den Sinn kamen– Finde deinen Gefährten. Vielleicht drehte sich das Ganze ja letzten Endes um einen Jungen.
    » Ja « , sagte ich schnell. » Ich schätze, ich bin in letzter Zeit ganz schön schnulzig geworden. Jetzt müssen wir uns aber beeilen, ich möchte ihn nicht aus den Augen verlieren. « Halb gehend, halb laufend, sodass ich aussah wie einer dieser betagten Speed-Walker, wie man sie am Sonntagmorgen im Einkaufszentrum bewundern kann, jagte ich Patrick hinterher. Dawn blieb mir auf den Fersen.
    Mittlerweile war er am Ende der Straße angelangt und betrat den kleinen Lebensmittelladen am Eck. Dieser gehörte zu der Kategorie, die jahrzehntelang dieselbe verblichene Zigarettenwerbung im Schaufenster hat und deren kleine eingepackte Sandwiches, die es dort zu kaufen gab, alle verdächtig grün aussahen.
    Schüchtern öffnete ich die Ladentür und spähte hinein. Abgesehen von der runzeligen kleinen Asiatin, die hinter dem Tresen eine Ausgabe von Entertainment Weekly las, und von Patrick, der mit stoischem und undurchdringlichem Gesichtsausdruck mitten im Gang mit den Snacks stand, war der Laden leer.
    » Ich warte draußen « , flüsterte Dawn und klopfte mir auf den Rücken.
    Ich wappnete mich, indem ich noch einmal tief durchatmete, dann ging ich hinein. Die Glastür fiel hinter mir zu, und ein Glöckchen bimmelte. Ich schreckte zusammen, aber weder die Angestellte noch Patrick machten sich die Mühe nachzusehen, wer hereingekommen war. Ich versuchte, lässig durch die Regalreihen zu schlendern und benahm mich dabei so auffällig, dass ich ebenso gut hätte anfangen können, ein Liedchen zu pfeifen. Als ich an einem Regal

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