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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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anstehenden Problems auf dem Prüfstand. Dies ist besonders in der Pubertät wichtig, weil jede Ich-Botschaft von Vätern oder Müttern per se in der Gefahr steht, Proteste auszulösen, weil Ablösung und Aufbegehren diese Entwicklungsphase prägen. Wird mit einem solchen personenbezogenen ›Anti‹ gleichzeitig auch der Inhalt bekämpft, gerät das Miteinander schnell in eine doppelte Schieflage, weil neben der Beziehungsebene auch noch die Sachebene zum Störfall wird.
    Je umfangreicher eine Fragestellung durchdrungen wird, Sachbezogenheit und Einfühlungsvermögen deutlich werden – ob im zwischenmenschlichen oder eher technischen Bereich –, desto klarer und nachvollziehbarer wird der Lösungsweg. Nur wenn die positiven Folgen eines Verhaltens deutlich erkannt bzw. die negativen vermieden werden, ergibt sich die Chance zur Veränderung. Ob dann letztlich Einsicht oder selbstgespürter Druck dazu führen, Nachteile zu vermeiden, ist eher zweitrangig. Schritt für Schritt werden Agieren oder Reagieren sich daran orientieren, das angestrebte Ziel möglichst störungsfrei zu erreichen.
    Interventionen mit dem Ziel einer Kurskorrektur werden auf Dauer nur eine positive Wirkung haben, wenn sich nicht ein Ich durchzusetzen sucht, sondern Argumente als Begründung eingebracht werden. Sobald deutlich wird, dass es angesagt ist, dieses zu tun oder zu lassen, um wichtige Lebensziele erfolgreich anzusteuern, kann eigenverantwortliches Handeln einsetzen, ob bei den Nachwachsenden oder den schon Erwachsenen.
    Zwischen Macht und Ohnmacht
    Wer sein erzieherisches Handeln auf bloße Macht stützt, wird langfristig scheitern; ist es durch Ohnmacht geprägt, hat es selbst kurzfristig keine Chance. Unabhängig von ihrer unterschiedlichen Wirkung prägen Macht und Ohnmacht den Umgang zwischen Jung und Alt. Mal setzen Erwachsene Machtmittel gegen Kinder und Jugendliche ein, was dann bei diesen – oft begleitet von Protestbekundungen – letztlich zu Ohnmacht führt; mal probt der Nachwuchs machtvoll den Aufstand und ermöglicht so elterliche Ohnmachts-Erfahrungen. Führt Ohnmacht nicht zum Aufgeben, sucht sie die Anbiederung; Machtansprüche operieren mit Gewalt und Zwang. Beides führt zu keinem selbstverantwortlichen Hineinwachsen in die Zukunft. Zwang führt zu einer formalen Anpassung. Sobald wie möglich wird diese aufgegeben. Anbiederung setzt auf einen Erfolg durch scheinbare Zugewandtheit. Ihr Zweck wird schnell durchschaut, der Mensch gemieden. So taugen weder Machtanspruch noch Ohnmacht für die Erziehung. Bedrückend und unerträglich wird es für Kinder, wenn sie sich dem System elterlichen Machtgebarens und den damit einhergehenden Ohnmachts-Erfahrungen nicht entziehen können, häufig zeitlebens.
    Die zunehmende Demokratisierung in modernen Gesellschaften hat zu einem deutlichen Autoritätsverlust geführt. Dies wirkte sich nicht nur tiefgreifend auf den institutionellen Auftrag von Staat, Politik, Kirche und anderen Organen, sondern auch auf die Erziehungsaufgabe von Eltern und Lehrern aus. Allen irgendwie als Machtäußerung deutbaren Phänomenen wird der Kampf angesagt, günstigerenfalls setzt eine grundsätzliche Infragestellung ein. Dabei bleibt auf der Strecke, dass Macht nicht automatisch negativ zu interpretieren ist. Ihr Zustandekommen und ihre Rahmenbedingungen sind kritisch zu überprüfen.
    Autorität verfügt immer auch über Macht. So wie mit der Amtsautorität Macht verbunden ist, ob akzeptiert oder nicht, so ergibt sich diese ebenso aus jeglicher Fachautorität. Auch eine persönliche Autorität, vorausgesetzt, sie basiert auf Authentizität und Verlässlichkeit, ist mit Macht gekoppelt. Erst wenn Macht nicht auf besonderen Qualifikationen basiert und darüber hinaus unkontrollierbar ist, wird sie zur Bedrohung. Eine andere Gefahr ist mit der Ohnmacht gegeben, denn sie ist Ausdruck tiefer Angst und großen Unvermögens sich und anderen Menschen gegenüber. Daher kann sie nie zu einer tragfähigen Erziehung beitragen. Wenn jedoch erzieherische Verantwortung in der Kombination von Überprüfbarkeit und Fähigkeit deutlich wird, kann sie kraftvoll den jungen Menschen zu der großartigen Leistung herausfordern, sich dem Leben mit Mut zu stellen.
    Vom gesprochenen Wort zur entwickelten Sprache
    »Kitabesuch garantiert keine ausreichenden Sprachkenntnisse«, so eine Meldung des Tagesspiegel . Auch wenn gemeinhin in Sachen Kita oder gar Kitapflicht damit argumentiert wird, dass Kinder aus benachteiligten

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