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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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der Erziehung sei, erlebte ich bei mir eine eigentümliche Spannung. Einerseits war ihr nach Worten nur zuzustimmen, andererseits signalisierte ihr Tonfall eine Barschheit und Kälte, die an einen Kasernenhof erinnerte. Dies brachte mich zur Entwicklung des folgenden Leitgedankens:
Konsequenz ohne liebevolle Zuwendung ist Härte.
Konsequenz ohne das eigene Vorbild ist Lüge.
Liebevolle Zuwendung ohne Konsequenz ist Feigheit.
    Richtige Konsequenzen sind nachvollziehbar und reduzieren die Voraussetzung zur Entstehung von Machtkämpfen zwischen Kindern und Eltern, weil so Ereignisse zu stillen ›Miterziehern‹ werden. Solche Konsequenzen verdeutlichen auf differenzierte Weise, was welche Folgen hat. Ist der Preis zu hoch, ändert sich meist das Verhalten. Konkret: Verpasse ich durch die Nacharbeit der Hausaufgaben etwas mir Wichtiges – z. B. die Fußballübertragung am Abend –, werde ich solche Auswirkungen zukünftig vermeiden wollen. Ist das Säubern der Treppe aufwendiger als ein Ausziehen der Schuhe, besonders wenn ich in einer spannenden Spielsituation fehle, werden Änderungen eingeleitet. Und wenn Carina durch ihre Erkältung nicht an der ›heißesten Party des Jahres‹ teilnehmen kann, wird sie dies in Zukunft unbedingt vermeiden wollen.
    In ›Watte packen‹ oder ›Leben real‹? – Vom Umgang mit Grenzen
    »Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein«, so äußert Reinhard Mey seinen in Noten gefassten Traum von fehlenden geistigen oder materiellen Schlagbäumen. Achtung – auch als Ohrwurm uns einzufangen suchende Schwärmereien bleiben irreal! Wird diese Sequenz eines bekannten Schlagers in Bezug zur Erziehungspraxis gesetzt, ergibt sich eine deutliche Diskrepanz. Während Reinhard Mey lediglich seiner und vieler Menschen Hoffnung Ausdruck verleiht, scheinen viele in erzieherischer Verantwortung Stehende ihr Handeln wirklich an dieser Idee der Grenzenlosigkeit auszurichten.
    »Solange ich es beeinflussen kann, werde ich meinem Kind nicht dauernd Grenzen aufzeigen. Im späteren Leben gibt es davon mehr als genug.« So äußerte sich recht erregt ein Vater während eines Vortragsabends zum Thema »Droge Verwöhnung«. Ich stimmte zu, dass es nicht hilfreich sei, ein Kind ständig auf Grenzen aufmerksam zu machen. Jedoch kräftig an einem Zukunftsbild zu werkeln, in welchem Grenzlinien ignoriert werden, hätte auch fatale Folgen. Denn zeigen diese sich im realen Leben, werden sie leicht als Willkürakt einer feindlichen Welt interpretiert. Je früher und häufiger erfahren wird, weshalb und wie andere Menschen ihren Einflussbereich behaupten und/oder verteidigen, desto umfangreicher sind die Lernmöglichkeiten auf dem Weg zu einem geeigneten Umgang. Wer also ein System der Grenzenlosigkeit zu inszenieren versucht, provoziert damit den späteren Konflikt.
    Kindererziehung nach dem Prinzip ›Alle Kanten erhalten Polster‹ setzt den jungen Menschen außerhalb dieser ›Illusion auf Zeit‹ unvorbereitet und schonungslos dem realen Leben aus. Ein solches Aufwachsen wird schnell zum Scheitern führen. Diese grenzenlose Schein-Freiheit wird Heranwachsende dermaßen einengen, dass sie zeitlebens einen Stempel der Unfreiheit tragen. Menschen in ihrem Umfeld werden den Umgang meiden, weil das Zusammenleben mit ihnen unerträglich sein wird. Maßlosigkeit ist das Signum solcher Erdenbürger, welche alles haben, aber nichts geben wollen.
    Eine wichtige Verdeutlichung: Grenzenlosigkeit macht irre! Zu enge Grenzen töten!
    Oft ist zu hören, dass Eltern und anderen Erziehungskräften der Umgang mit Grenzen sehr schwerfällt. »Dauernd soll ich Grenzen setzen«, sagte eine Erzieherin während einer Fortbildung, »eigentlich möchte ich dies gar nicht.« Aber müssen wir wirklich ständig Gericht spielen und entscheiden, was richtig und falsch ist? Nein, weil ca. 90 Prozent des täglichen Miteinanders schon durch Gesetze, Konventionen oder bewährte Alltagsregeln geklärt sind. Denn dass unser Garten am Zaun aufhört, beim Spielplatz-Ärger kein Kopf meine Schippe abkriegen möchte, ich anderen nicht ins Wort falle, Blumenbeete nicht zu zertrampeln sind, bei einer Klassenarbeit vom Nachbarn abzuschreiben regelwidrig ist, in einem Geschäft nicht einfach was – unter Umgehung der Kasse – in die Tasche gesteckt werden darf oder laute Musik im öffentlichen Bereich andere Menschen meist kräftig stört, ist recht klar geregelt. Hier ist auf die Einhaltung dieser Regeln zu achten, sind vorhandene

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