Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit
Bestätigung, Korrektur oder Begrenzung von Verhalten führen zu Unsicherheiten im Umgang mit Lebewesen oder Dingen. Daher haben Kinder ein Recht darauf, zu erfahren, was das Zusammenleben fördert bzw. sozial nicht erwünscht ist.
Zum Umgang mit Konsequenzen
Viel erfolgreicher ist ein Reagieren durch das Zulassen bzw. Aufzeigen von Konsequenzen. Diese ergeben sich – in Abgrenzung zu Strafen – unmittelbar als natürliche oder logische Folgen aus einem Verhalten. Die natürliche Folge von Vorratshaltung ist, in der Not auf diese zurückgreifen zu können. Gute Noten ergeben sich in der Regel aufgrund von Lerneifer. Und die Konsequenz unerledigter Aufgaben im Haushalt ist nicht Fernsehverbot, sondern ihre Nacharbeit, beispielsweise anstelle sonst möglicher Fernsehzeit. Die logische Folge des Nicht-Ausziehens lehmiger Schuhe im Hause ist keinesfalls ein Herumlamentieren der Mutter oder eine Kürzung der Spielzeiten, sondern die Säuberung der verschmutzten Treppe, am besten sofort nach der Verunreinigung. Und eine natürliche Konsequenz von zu leichter Kleidung bei Minustemperaturen ist, mächtig unterkühlt zu werden bzw. sich kräftig zu erkälten.
Werden negative Konsequenzen zugelassen, lernen Kinder an den Folgen ihres Handelns ohne elterliches Herumgeschimpfe. Dass Konsequenzen auch wehtun können, haben alle erlebt, die mit ihren Fingern einer brennenden Kerze, der Herdplatte oder einem Bügeleisen zu nahe gekommen sind. Und da es immer mehr Menschen gibt, die ihre Kinder vor allem Ungemach bewahren wollen, können oder wollen diese auch – oft schon gedanklich – keine Konsequenzen zulassen. Ein Trick: Sie mixen Konsequenz und Strafe durcheinander. Die folgende Episode kann dies verdeutlichen:
Die 13-jährige Carina wollte an einem Winterabend ohne entsprechend warme Kleidung ›mal schnell‹ zur Freundin. Der warnende Hinweis der Mutter, »Du weißt doch, dass du dich schnell erkältest, zieh dir doch die warme Jacke und den Schal über«, wurde überhört. Carina: »Es sind doch nur fünf Minuten mit dem Rad.« Es kam wie vermutet. Sie erkältete sich und musste das Bett hüten. Als sie die bei Krankheiten übliche Rundum-Versorgung der Mutter einforderte und nicht erhielt – weder wurde das Frühstück noch die Medizin wie sonst üblich ans Bett gebracht –, sagte die Mutter: »Wenn du in eigener Entscheidung warnende Hinweise ausschlägst und dich in unangemessener Kleidung in die Kälte begibst, dann erwarte ich zumindest, dass du mich nicht an den Folgen zu beteiligen suchst. Dies ist halt die Konsequenz deines unbedachten Verhaltens.« – Die Nachbarin, welche diese Situation eher zufällig mitbekommen hatte, meinte dazu: »Das finde ich aber nicht richtig, dass sich Carina jetzt zur Strafe selbst versorgen soll. Ist Druck etwa dein Erziehungsmittel?« Fazit: Wer Konsequenzen mit Strafen verwechselt, verhindert selbstverantwortliches Lernen.
Ist jedoch ein konsequentes Denken vom Grundsatz her vorhanden, offenbart die Umsetzung allzu häufig die Inkonsequenz. Die Handelnden bekommen ›schlotternde Knie‹, die Mutter wird weich oder der Vater fällt auf das nette Augenklimpern der Tochter rein. Wer Kindern jedoch die Erfahrung der Folgen ihres Tuns vorenthält, verhindert die Entwicklung der Motivation, sich fürs Gute, Richtige oder Sinnvolle einzusetzen, um so Nachteile zu vermeiden. Der Volksmund fasst dies im Satz zusammen: »Aus Schaden wird man klug!« – aber nur, wenn die Konsequenzen deutlich spürbar sind.
Stehlt den Kindern nicht die Erfahrung der Folgen ihres Tuns!
Inkonsequent ist auch, wenn mangels eigenständigen Putzens der Zähne der Papa für die dreijährige Isabelle in die Bresche springt. Die noch unausgeprägte Selbstverantwortung der Kleinen würde durch eine Vereinbarung, dass es z. B. Süßspeisen oder Zuckerzeug grundsätzlich nur bei eigenständig vorgenommener Zahnpflege gibt, stark gefördert.
Unumstößliche Voraussetzung für den Umgang mit Konsequenzen ist also, dass diese auch zugelassen werden. Fehlt dazu bei Erziehungspersonen das ›Rückgrat‹, weil sie die damit oft verbundene eigene Anspannung selbst nicht aushal ten können, wird Erfahrungslernen verhindert und der nächs ten Problemsituation Vorschub geleistet. Wird dagegen die Konsequenz eines Tuns gespürt, wird sie das zukünftige Handeln stark prägen.
Als vor Jahren innerhalb eines Abendvortrags eine Frau unaufgefordert das Kurz-Statement eingab, dass die Konsequenz das Wichtigste bei
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