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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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Schule und Ausbildung. Diese können ihre Existenzberechtigung nicht aus dem Umfang der Mühe oder der Anzahl der entstandenen Schweißtropfen der Beteiligten bei ihren täglichen Speicherungsversuchen begrenzt funktionsfähiger Schüler-Festplatten ableiten. Auch nicht von der perfekten Aushändigung eines noch so sorgfältig gepackten Tugendsackes.
    Gerade im Informationszeitalter gilt es nicht mehr, vorrangig Wissen zu vermitteln, weil dieses ja jederzeit von unterschiedlichsten Datenträgern abgerufen werden kann, sondern Kinder und Jugendliche zu einem angemessenen Umgang mit Kenntnissen herauszufordern:
    ❯ Erlernen des Lernens im Sinne der Aneignung: Wie viel Geschick, Anstrengung, Gedächtnisleistung, Übungs-Training, Kreativität, Kombinationsfähigkeit und Zeit ist zur Erreichung des Zieles X oder Y notwendig?
    ❯ Erlernen des Umgangs im Sinne der Handhabung: Auf welche Weise finde ich was wo und wie funktioniert was?
    ❯ Erlernen des Umgangs im Sinne der Wirkung : Was führt zu welchen ethischen, technischen, ökonomischen, biologischen und psychischen Reaktionen?
    ❯ Erlernen des Umgangs im Sinne von Verantwortung : Welche Anwendung bzw. Entscheidung fördert, behindert bzw. verhindert das Zusammenleben?
    Das ist die heutige Herausforderung für eine zukunftsorientierte Erziehung angesichts der auf uns zukommenden Wissensgesellschaft und Globalisierung. Einziger Maßstab ist dabei die Wirksamkeit von eingebrachten Lernsituationen im Hinblick auf die unterschiedlichsten heutigen und zukünftigen Lebensanforderungen. Denn Wissen muss in die Anwendung gebracht werden. Dann wird sich zeigen, was trägt und taugt. Eine asiatische Weisheit fasst das, worauf es ankommt, in einen Satz zusammen: »Lehr die Menschen nicht Schiffe zu bauen, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht, das Meer zu erkunden.«
    Ermutigung oder Lob?
    »Grundvoraussetzung für das Entstehen von Motivation ist das Lob«, so las ich unlängst in einem Erziehungsratgeber. – »Lob schafft Abhängigkeit und führt in Sackgassen«, so die These eines Seminarleiters zum Thema »Ermutigung«. Diese offensichtliche Widersprüchlichkeit machte mich stutzig. Sollten denn die ständig zu beobachtenden positiven Alltagserfahrungen im Zusammenhang von Lob und Anerkennung falsch sein?
    Lob ist in der Regel die Reaktion einer Person auf das erfolgsorientierte Handeln einer anderen Person: »Das ist aber toll, da wird sich Opa freuen.« Führt eine Tätigkeit nicht zum erhofften Erfolg, ergibt sich zwangsläufig auch kein Raum für Lob. Nicht selten setzt dann Tadel ein. Der Lobende steht häufig in einer verantwortlichen Position oder ist der Erfahrenere, z. B. als Vater oder Mutter, älteres Geschwister, Lehrer, Meister, Spezialist oder Vorgesetzter. Lob kann aber auch aus der Position reiner Bewunderung erfolgen, ohne besonderen Vorsprung an Wissen oder Können. Es erhält seinen Wert durch das Vorhandensein einer positiven Beziehung zwischen Lob-Gebendem und Lob-Erhaltendem. Nur in dieser Kombination kann es zum Weitermachen anspornen. Das Lob eines abgelehnten Menschen kann eventuell demotivierende Wirkung haben. Lobende Herausstellungen beinhalten keine Ansatzpunkte, welche unmittelbar einer Weiterführung des Handelns dienen.
    Ermutigung setzt bei einer Zwischenbilanz an. Diese kann jedoch positiv oder negativ sein. Besonders weiterführend ist, wenn auf ›Noch-nicht-Können‹ reagiert wird. Aber auch angemessene Hinweise, wie der momentane Erfolg auszubauen wäre, werden gerne aufgegriffen: »Wenn du den Gegenstand mit beiden Händen fasst, geht es leichter.« – »Zwei Stufen sind zu viel, eine nach der anderen ist besser.« – »Okay, die Mathe-Aufgaben fallen dir schwer, aber wenn wir als Erstes das Leichte erledigen, dann das, was mit etwas Übung zu schaffen ist, und uns schließlich den schwierigen Rest vornehmen, müsste es klappen.« Die Botschaft lautet hier: »Um dies zu erreichen, ist jenes förderlich.«
    Beim Lob dagegen wird zum Ausdruck gebracht: »Ich finde es anerkennenswert.« Bei der Ermutigung steht nicht die Mut machende Person, sondern die weitere Zielannäherung im Zentrum. Daher besteht zwischen Mut machenden und ermutigt werdenden Menschen eine größere Gleichwertigkeit als zwischen Lob-Gebenden und Lob-Erhaltenden. Bei der Ermutigung ist auch die Bemühung zu einer Leistung Kern der Würdigung, nicht nur das formelle Ergebnis. Ihr Wert ergibt sich aus der Verdeutlichung eines eigenständig begehbaren Weges. Die

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