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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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verwirklichende Problemlösung steht in direkter Parallele zum Appell Fordern statt verwöhnen , wie von Cube ihn formulierte.
    Zum Abschluss eine Kurz-Rezeptur für den Fall, dass Sie sich doch einmal zwischen ›lockender Verwöhnung‹ und ›nüchterner Einsicht‹ hin- und hergerissen fühlen sollten: ›Lust ohne Anstrengung‹ höhlt schnell die Lust aus, ›Anstrengung ohne Lust‹ ist bestenfalls als Buße tauglich. Also muss es im Rückgriff auf Konrad Lorenz um eine »ausgeglichene Lust-Unlust-Ökonomie« 60 gehen.
    Der Verwöhner sucht immer seinen Vorteil
    Je instabiler das Selbstbewusstsein, desto größer die Versuchung, sich durch Verwöhnstrategien das eigene Leben auf Kosten anderer zu erleichtern. Da Kinder leicht zu formen oder zu beeinflussen sind, ist selten mit Gegenwehr zu rechnen. Außerdem wird das Verwöhntwerden in der jeweiligen Situation oft als angenehm und erleichternd erlebt. Der Drang zur Verwöhnung wird durch eine leichte Verfügbarkeit von Konsumgütern und eine Verknappung von Zeit verstärkt. Geschieht sie hier um der eigenen – vielleicht nächtlichen – Ruhe willen, wird sie dort deutlich, indem man großzügig wirken, gefallen und Dankbarkeit erzeugen möchte. Einmal geht es aufgrund eigener Ängste oder Bequemlichkeit um Konfliktvermeidung, das andere Mal darum, dem Partner oder der Partnerin eins auszuwischen. Die eigentlichen Bedürfnisse des Kindes werden ausgeblendet, sie werden zum Spielball der Interessen des Verwöhners. Durch eine Reduzierung der eigenen Verantwortung wird versucht, keine Position beziehen zu müssen, um so Entscheidungen zu vermeiden. Ziel ist, auf diese Weise die eigene Unsicherheit und Angst zu überspielen und gleichzeitig Sympathien zu gewinnen oder zu erhalten.
    Das stille Kalkül des Verwöhners ist, durch die Gewährung scheinbarer ›Großzügigkeit und Freiheit‹ emotionale Abhängigkeit zu erzeugen. Besonders Frauen sind gefährdet, weil viele von ihnen sich selbst in unterschiedlichsten Abhängigkeiten sehen.
    Besondere Dispositionen zum Verwöhner
    »Wenn ich Ihre Ausführungen richtig verstanden habe, dann bin ich hochgradig gefährdet, meine drei Kinder zu verwöhnen«, so ein Resümee innerhalb eines Beratungs-Telefonates. Auf mein Nachhaken, wie dieser Mann zu der Einschätzung komme, sagte er: »Nun, ich bin leitender Ingenieur mit großem beruflichen Termindruck, daher selten zu Hause und im Umgang mit Sohn und Töchtern in der Situation, in die wenige Zeit möglichst viel Zuwendung reinpacken zu wollen.« Mein Kommentar: »Ja, das sehe ich genauso!«
    Ist diese Perspektive erst einmal im Blick, kann auch mit Selbstkontrolle und Konsequenz eine Reduzierung dieser Disposition zur Verwöhnung eingeleitet werden. Dazu sind als Erstes die individuell unterschiedlichen Verursachungsfaktoren genau in den Blick zu nehmen, denn z. B. Zeitknappheit allein reicht als Grund nicht.
    Hier eine Zusammenstellung der häufigsten Ursachen für verwöhnendes Verhalten:
    ❯ große Harmonisierungstendenz (z. B. zur Reduzierung eigener Spannungs- und Angstzustände)
    ❯ Selbstgefälligkeit, Sympathie erheischen wollen (›Bin ich nicht ein toller Kerl?‹)
    ❯ übermäßig ausgeprägte Hilfsbereitschaft (als Ausdruck der Lebenserfahrung ›Nur wer sich um andere kümmert, erhält Anerkennung‹)
    ❯ große Aufopferungsbereitschaft (z. B. als Folge emotionaler Defizite in der eigenen Kindheit)
    ❯ unerfüllter Lebensalltag in Beruf und/oder Partnerschaft
    ❯ ausgeprägtes Karrierestreben in Beruf oder Gesellschaft (z. B. als Ausgleich starker Minderwertigkeitsgefühle)
    ❯ persönliche Dauerkrisen
    ❯ Schuldgefühle gegenüber den Kindern (z. B. berufstätige Mütter)
    ❯ zu wenig Zuwendungszeit für die Kinder (z. B. berufstätige Väter)
    ❯ Schuldgefühle gegenüber leiblichen Kindern aus durch Trennung beendeten Ehen bzw. Partnerschaften
    ❯ starke Gefühlsschwankungen oder Spannungen im Umgang mit nicht leiblichen Kindern in neuen Beziehungen (Stiefmütter, Stiefväter, Lebensabschnittspartner)
    Das Vorhandensein von einem oder mehreren der hier zusammengestellten Faktoren sagt noch nichts darüber aus, in welchem Umfang Verwöhnung eingesetzt wird. Ein Leben jenseits aller Verwöhnung scheint mir zwar auch bei großer Anstrengung nicht möglich, dies ist aber kein Freibrief für Trägheits-Profis, alles beim Alten belassen zu können.
    Wie in vielen anderen Lebensbereichen ist eine hohe Qualität das Ergebnis einer möglichst

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