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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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eine Reaktion auszulösen. Da Verwöhnung auf eine schnelle Reduzierung von Reizen baut, sich diese jedoch mit der Zeit abschleifen, müssen sie ständig verstärkt werden. Damit ein Reiz noch reizen kann, führt dies zu einer permanenten Erhöhung der Ansprüche. Werden dabei die Triebpotenziale nicht aktiviert, was für die Verwöhnung typisch ist, verstärkt sich gleichzeitig das Aggressionspotenzial. Der so entstehende Druck führt schnell zu unkontrollierten, gegen sich oder die Umgebung gerichteten Entladungen. In Abgrenzung zum zerstörerischen Aggressionsabbau können ungenutzte Aktionspotenziale aber auch über geforderte oder selbst gesetzte Ziele zur Quelle menschlicher Kultur werden. Ein Herunterfahren immer größer – und damit unerfüllbarer – werdender Ansprüche wird nur dann gelingen, wenn die Nutzung der Aktionspotenziale, der Einsatz von Kraft und Leistung, wieder als sinnvoll oder als Lustquelle erfahren wird.
    Die Zugehörigkeit zu einer Sozietät ist ein starkes Motiv, Aktivitätspotenziale in ein gemeinsames Handeln einzubringen. Das Triebgeschehen als Gesamtprozess läuft in der Regel in drei Stufen ab: »Appetenzverhalten, Triebhandlung, Endhandlung mit Triebbefriedigung. Beim Nahrungstrieb besteht das Appetenzverhalten etwa aus Laufen, die Triebhandlung aus Kauen, die Endhandlung im Aufnehmen und Herunterschlucken der Nahrung, beim Sexualtrieb entsprechend aus Werben, Begatten, Orgasmus«, beim Aggressionstrieb im Aufsuchen eines Gegners, die Triebhandlung aus Kämpfen – dies können auch Drohgebärden sein – und die Endhandlung im Sieg über den Gegner. 52 Mit anderen Worten: Es geht um die Annäherung an einen Zielzustand, um die Aktionsphase und den dadurch möglichen Erfolg. Dieser zielt innerhalb von Triebhandlungen auch immer auf einen Gewinn an Sicherheit, biologisch, psychisch und sozial.
    In diesem Zusammenhang hat die Verwöhnung also »deutlich zwei Komponenten: Sofortige Triebbefriedigung und Vermeidung von Anstrengung«. In der jeweiligen Situation wird das Prinzip vom ›schnellen und leichten Genuss‹ als angenehm erlebt; häufig hält dieser Zustand jedoch nicht lange an. Es entsteht nach Konrad Lorenz das Problem einer »Tatenlosigkeit der Überfütterung« mit folgender Auswirkung: »Die Reize müssen der Abstumpfung wegen ständig erhöht werden« 53 , gleichzeitig staut sich jedoch das Triebpotenzial. Jede Bewegung, jegliches explorative Verhalten wird so verhindert. Der totale Mangel an Anstrengung in der Folge der Verwöhnung führt über den verhinderten Einsatz der Werkzeuginstinkte zu aggressiver Langeweile. Sie wächst weiter an, »wenn der Gelangweilte, statt das überhöhte Aktionspotential einzusetzen, lediglich neue Reize auswählt: Setzt man sich aus Langeweile vor den Fernseher oder fährt aus Langeweile Auto, so verspürt man zwar für kurze Zeit neue Erregung, bald aber führt der Mangel an Aktivität zu einem weiteren Anstieg der ungenutzten Potenziale. Die doppelte Verwöhnung hat also zwei Konsequenzen: Zum einen führt rasche Triebbefriedigung durch hohe Reizqualitäten (…) zur Suche nach immer höheren Reizen, zur immer größer werdenden Anspruchshaltung. Können die immensen Ansprüche nicht erfüllt werden, kommt es zu weiteren Frustrationen und damit verstärkter zu Aggressionen. (…) Zum zweiten führt der Mangel an Anstrengung, das Nichtabrufen (spontaner) Aktionspotenziale zu aggressiver Langeweile.« 54
    Die Funktionslust erhält dabei eine Schlüsselfunktion. Denn wenn eine Fertigkeit so weit perfektioniert ist, dass die daraus gewonnene Lust größer als die aufzubringende Anstrengung ist, hat das Prinzip der Lustsuche in der Anstrengungsvermeidung seinen Reiz verloren. Zur Funktionslust stößt jedoch nur derjenige vor, der als Kind entsprechend gefordert wurde und/oder aus Einsicht die positiven Folgen vorübergehender Unlust zu erkennen vermag.
    Exploration ist die Triebhandlung des Neugiertriebes; 55 sie wird, wie bei jedem Trieb, mit Lust belohnt. Dasselbe gilt für Konkurrenz: Hier handelt es sich um das Streben nach Anerkennung und Sieg, um die Lust der aggressiven Triebbefriedigung, wobei sich die Leistung nicht an subjektiven Meinungen und Wertungen orientiert, sondern an überprüfbaren und damit vergleichbaren Kriterien. Kooperation in der Form des gemeinsamen Handelns schafft schließlich Bindung und Akzeptanz im Zusammenleben und wird deshalb in hohem Maße als lustvoll und gewinnbringend erlebt. Alles Bemühen im

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