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Die vierte Hand

Die vierte Hand

Titel: Die vierte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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konnten sich die Frauen im Nachrichtenstudio in New York gar nicht beruhigen.
    »Bestimmt kriegst du's dort oft besorgt, Pat«, zog ihn eine auf. »Öfter als sonst, meine ich.«
    »Wie kann es Patrick eigentlich noch öfter besorgt kriegen?« fragte eine andere, worauf wieder alles losprustete.
    »Ich habe gehört, die Frauen in Japan werden beschissen behandelt«, bemerkte eine. »Und die Männer fliegen nach Bangkok und führen sich dort auf wie die gesengten Säue.«
    »In Bangkok führen sich alle Männer wie die gesengten Säue auf«, sagte eine, die schon dort gewesen war.
    »Warst du schon mal in Bangkok, Pat?« fragte die erste. Sie wußte sehr wohl, daß er schon dort gewesen war - er war mit ihr dort gewesen. Sie erinnerte ihn lediglich an etwas, was jedermann im Nachrichtenstudio wußte.
    »Warst du eigentlich schon mal in Japan, Patrick?« fragte eine der anderen Frauen, als das Gekicher verstummte.
    »Nein«, antwortete Wallingford. »Und ich habe auch noch nie mit einer Japanerin geschlafen.«
    Für diese Bemerkung nannten sie ihn Schwein, obwohl die meisten das eher liebevoll meinten. Dann zerstreuten sie sich, so daß er mit Mary zurückblieb, einer der jüngsten Frauen im New Yorker Nachrichtenstudio. (Und einer der wenigen, mit denen Patrick noch nicht geschlafen hatte.) Als Mary sah, daß sie miteinander allein waren, berührte sie ganz leicht seinen linken Arm, knapp über der fehlenden Hand. Nur Frauen berührten ihn jemals dort.
    »Sie machen nur Spaß, weißt du«, sagte sie zu ihm. »Die meisten würden morgen mit dir nach Tokio fliegen, wenn du sie fragst.«
    Patrick hatte schon daran gedacht, mit Mary zu schlafen, aber immer war irgend etwas dazwischengekommen. »Würdest du denn morgen mit mir nach Tokio fliegen, wenn ich dich fragen würde?« »Ich bin verheiratet«, sagte Mary. »Ich weiß«, antwortete Patrick.
    »Ich bekomme ein Kind«, sagte Mary zu ihm; dann brach sie in Tränen aus. Sie rannte hinter den anderen Frauen her und ließ Patrick mit seinen Gedanken allein, die darauf hinausliefen, daß es besser war, der Frau den ersten Annäherungsversuch zu überlassen. In diesem Moment kam der Anruf von Dr. Zajac.
    Sein Benehmen, als er sich vorstellte, war (kurz gesagt) von chirurgischer Präzision. »Sie können die erste Hand haben, die ich in die Finger kriege«, verkündete Dr. Zajac. »Wenn Sie sie wirklich wollen.« »Warum sollte ich sie nicht wollen? Ich meine, wenn sie gesund ist...« »Natürlich wird sie gesund sein!« erwiderte Dr. Zajac. »Würde ich Ihnen eine ungesunde Hand geben?« »Wann?« fragte Patrick.
    »Die Suche nach der perfekten Hand kann man nicht überstürzen«, teilte Dr. Zajac ihm mit.
    »Ich glaube nicht, daß ich mit einer Frauenhand zufrieden wäre oder mit der eines alten Mannes.«
    »Was Rechtes zu finden ist meine Aufgabe«, sagte Dr. Zajac. »Es geht um eine linke Hand«, erinnerte ihn Wallingford. »Aber ja! Ich meine den richtigen Spender.« »Okay, aber nur, wenn es keinen Pferdefuß gibt«, sagte Patrick. »Pferdefuß?« fragte Zajac perplex. Was konnte der Reporter nur gemeint haben? Was für einen Pferdefuß konnte denn eine Spenderhand haben?
    Aber Wallingford stand im Begriff, nach Japan zu reisen, und hatte soeben erfahren, daß er am Eröffnungstag der Tagung eine Rede halten sollte; er hatte die Rede noch nicht geschrieben, gedachte dies aber erst zu tun, wenn er im Flugzeug saß.
    Patrick verschwendete keinen weiteren Gedanken an die Merkwürdigkeit seiner Bemerkung - »wenn es keinen Pferdefuß gibt«. Es war die typische Bemerkung eines Katastrophenmanns, der Reflex eines Löwenmanns - einfach nur ein dummer Spruch, bloß damit etwas gesagt war. (Ganz ähnlich wie »Im Augenblick sind deutsche Frauen in New York sehr beliebt«.)
    Und Zajac war zufrieden - die Sache lag nun sozusagen in seinen Händen.

4
Japanisches Zwischenspiel
    Liegt etwa ein Fluch über meiner Beziehung zu Asien? fragte sich Wallingford später. Zuerst hatte er in Indien seine Hand verloren; und was war nun mit Japan?
    Die Reise nach Tokio war schon vor ihrem eigentlichen Beginn schiefgelaufen, wenn man Patricks unsensiblen Vorschlag gegenüber Mary mitzählt. Wallingford selbst wertete diesen als den Beginn. Er hatte sich an eine frisch verheiratete, schwangere junge Frau herangemacht, eine Frau, deren Nachnamen er sich partout nicht merken konnte. Schlimmer noch, sie hatte etwas an sich, was ihn nicht losließ; es war mehr als ein unverkennbar hübsches

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