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Die vierte Hand

Die vierte Hand

Titel: Die vierte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Wallingford die Kleider, die er auf dem Flug getragen hatte, in die Hotelwäscherei, wo man versprach, sie bis zum anderen Morgen zurückzugeben. Patrick hoffte es. Damit stellte sich das Problem, daß er nichts anzuziehen hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, daß seine japanischen Gastgeber (allesamt Kollegen) ihn unentwegt in seinem Hotelzimmer anrufen würden, um ihn zu Drinks und zum Essen einzuladen.
    Er sagte ihnen, er sei müde; er habe keinen Hunger. Sie blieben höflich, aber er merkte, daß er sie enttäuscht hatte. Bestimmt konnten sie es gar nicht abwarten, die Nichthand zu sehen - die andere, wie Evelyn Arbuthnot es formuliert hatte.
    Wallingford studierte gerade mißtrauisch die Speisekarte des Zimmerservice, als Ms. Arbuthnot anrief. »Wie halten Sie's mit dem Essen?« fragte sie. »Oder bestellen Sie einfach was beim Zimmerservice?« »Hat Sie denn niemand eingeladen?« wollte Patrick wissen. »Ich werde ständig eingeladen, aber ich kann nicht, weil ich die Kleider, die ich anhatte, in die Wäscherei gegeben habe - für den Fall, daß meine Tasche morgen noch nicht von den Philippinen zurück ist.« »Mich hat niemand eingeladen«, sagte Ms. Arbuthnot zu ihm. »Aber ich bin auch nicht berühmt - ich bin nicht mal Journalistin. Mich lädt nie jemand ein.«
    Das glaubte Wallingford ohne weiteres, doch er sagte nur: »Ich würde Sie auf mein Zimmer einladen, aber ich habe nichts zum Anziehen, bis auf ein Handtuch.«
    »Rufen Sie Housekeeping an«, riet ihm Evelyn Arbuthnot. »Sagen Sie denen, Sie wollen einen Bademantel. Männer können in einem Handtuch nicht sitzen.« Sie nannte ihm ihre Zimmernummer und sagte, er solle sie zurückrufen, wenn er den Bademantel habe. Sie werde sich inzwischen die Speisekarte des Zimmerservice ansehen.
    Doch als Wallingford Housekeeping anrief, sagte eine Frauenstimme: »Tut mil leid, keine Bademäntel.« So jedenfalls verstand Wallingford sie. Und als er Ms. Arbuthnot zurückrief und berichtete, was er von Housekeeping erfahren hatte, überraschte sie ihn erneut. »Kein Bademantel, kein Zimmelselvice.«
    Patrick dachte, sie mache Witze. »Keine Bange - ich werde die Knie hübsch geschlossen halten. Oder ich versuche, zwei Handtücher zu tragen.«
    »Es geht nicht um Sie, es geht um mich - es liegt an mir«, sagte Evelyn. »Ich bin einfach von mir selbst enttäuscht, weil ich mich zu Ihnen hingezogen fühle.« Dann sagte sie: »Tut mil leid« und legte auf. Immerhin schickte Housekeeping ihm statt des Bademantels kostenlos eine Zahnbürste und eine kleine Tube Zahnpasta.
    Es gibt nicht viele Schwierigkeiten, in die man in Tokio geraten kann, wenn man nur ein Handtuch trägt, doch Wallingford fand eine Möglichkeit. Da er nicht viel Appetit hatte, rief er anstelle des Zimmerservice eine Nummer an, die im Telefonverzeichnis des Hotels unter massagetherapie aufgeführt war. Ein großer Fehler.
    »Zwei Frauen«, sagte die Telefonstimme der Massagetherapie. Es war eine Männerstimme, und für Patrick klang es, als hätte der Mann »Zwei Pflaumen« gesagt; dennoch meinte er, ihn richtig verstanden zu haben. »Nein, nein - nicht ›zwei Frauen‹, nur einen Mann. Ich bin ein Mann und allein«, erklärte Wallingford.
    »Zwei Pflaumen«, antwortete der Mann am Telefon selbstbewußt. »Also gut«, meinte Wallingford. »Ist das Shiatsu?« »Zwei Pflaumen oder gar nichts«, sagte der Mann etwas aggressiver. »Okay, okay«, lenkte Patrick ein. Er machte ein Bier aus der Minibar auf, während er, in sein Handtuch gewickelt, wartete. Bald darauf standen zwei Frauen vor seiner Tür.
    Eine von ihnen trug den Tisch mit dem an einem Ende eingeschnittenen Loch für Wallingfords Gesicht; er glich einem Hinrichtungsgerät, und die Frau, die ihn trug, hatte Hände, von denen Dr. Zajac gesagt hätte, sie seien so kräftig wie die eines erstklassigen Tight End. Die andere Frau trug ein paar Kissen und Handtücher - sie hatte Unterarme wie Popeye. »Tag«, sagte Wallingford.
    Sie beäugten ihn wachsam, den Blick auf seinem Handtuch.
    »Shiatsu?« fragte Patrick.
    »Wir sind zu zweit«, sagte die eine zu ihm.
    »Ja, das ist nicht zu übersehen«, sagte Wallingford, aber er wußte nicht, warum. Damit die Massage schneller ging? Vielleicht auch, um den doppelten Preis berechnen zu können.
    Als sein Gesicht in dem Loch lag, starrte er auf die nackten Füße der Frau, die ihm den Ellbogen in den Nacken bohrte; die andere bohrte ihm den Ellbogen (oder war es ihr Knie?) in der Kreuzgegend in die

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