Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Werkzeuge der Menschheitsgeschichte. Es ist wirklich etwas ganz Besonderes.«
»Unserem Jungen hier hat es allerdings nicht allzu gut getan«, sagte Lynn trocken.
Nachdem sie die Schlinge um den Hals entfernt hatte, löste Diane das Seil um seine Hände. Dies war bedeutend schwieriger, da es sehr fest gezogen worden war und tief in seine Haut einschnitt. Raymond machte wieder Bilder.
»Die bringe ich Ihnen, sobald ich kann. Die anderen Fotos habe ich zu den Knochen gelegt«, sagte er. »Sie sind richtig gut geworden.«
»Es sind auch Aufnahmen der Tätowierungen dabei. Vielleicht helfen sie ja bei der Identifizierung der Opfer«, ergänzte Lynn.
Diane wartete das Ende der Autopsie nicht ab. Obwohl sie Chris Edwards nur flüchtig gekannt hatte, fiel es ihr nicht leicht, zuzusehen, wie jemand seziert wurde, mit dem sie noch vor so kurzer Zeit gesprochen hatte.
Nach einem letzten Blick auf den Leichnam fragte sie sich, wo sich wohl Steven Mayberry aufhielt. War er tot wie Chris? Oder war Steven der Mörder und auf der Flucht?
David blickte von seinem Mikroskop auf, als sie das Labor betrat.
»Ich schaue mir gerade die Fasern vom Türrahmen in diesem Haus an«, sagte er. »Es handelt sich dabei hauptsächlich um weiße Baumwolle von T-Shirts und blaue Baumwolle von Blue Jeans. Jin sind ein paar sehr gute Abdrücke von diesem blutigen Handschuh gelungen.«
»Da wir gerade von Blut sprechen …«, sagte Diane.
»Neva hat die Proben mit dem Auto nach Atlanta gebracht.«
»Ich bin froh, dass keiner von euch Schlaf braucht.«
»Schlaf? Wir schlafen viel zu viel.« Jin tänzelte ins Labor, wobei er einen Ordner in der Hand hielt. Er trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck: GERICHTSMEDIZINER SCHNEIDEN IMMER GUT AB. »Also, wenn wir hundert Jahre alt werden, haben wir davon über zehn Jahre verschlafen. Ich habe alle Abdrücke untersucht, die wir gefunden haben. Alle stammen vom Opfer oder seiner Freundin, außer vielleicht der Abdruck des blutigen Handschuhs.«
»Haben Sie etwas auf den Kleidern der Toten von Cobber’s Wood gefunden?«
Jin nickte. »Eine Menge Teppichfasern. Orangefarbenes Nylon. Ich habe sie auch auf allen Seilen gefunden, einschließlich des Stücks, das auf dem Boden gelegen hatte. Ich werde die Teppichmarke bald haben. Es gab da auch ein paar braune menschliche Haare, aber alle ohne Wurzeln.«
»Ich habe die Blutproben abgeliefert.« Neva betrat das Labor und blieb dann etwas verlegen stehen. Sie hatte eine braune Tüte in der Hand, aus der sie drei Schachteln herausholte, die sie an die drei Anwesenden verteilte.
»Hey, gibt es dafür einen bestimmten Anlass?«
»Überhaupt nicht. Wir haben letzte Nacht über meine Tonarbeiten gesprochen und … da dachte ich halt, vielleicht mögen Sie so etwas.«
Diane öffnete ihre Schachtel. In weißes Seidenpapier eingewickelt befand sich darin die winzige Figur eines grauen Eichhörnchens auf einem Stück Baumstamm, das eine Eichel in den Pfoten hielt. Es war klein genug, um in eine Handfläche zu passen, aber die Einzelheiten – das Fell, die Baumrinde, der Fruchtbecher der Eichel – waren wirklich bemerkenswert gut gearbeitet.
»Haben Sie das gemacht?«, fragte Diane.
»Ja. Das ist für mich wirklich sehr entspannend.«
»Entspannend?«, sagte David. »Schauen Sie sich nur einmal meine Figur an. Sie müssen jedes Blatt einzeln gemacht haben.« Er hatte einen Baum bekommen, auf dem ein Vogel auf einem Ast und daneben ein anderer in einem Nest saßen. »Diese Federn sehen wirklich echt aus.«
Jins Figürchen stellte einen Waschbären dar, der aus einem hohlen Baum herausäugte. »Cool«, sagte Jin. »Verkaufen Sie die auch?«
»Gelegentlich gehe ich auf Kunsthandwerksmessen. Aber meist bastele ich sie für Freunde oder Familienangehörige. Mama nennt sie Staubfänger.«
»Die sind aber ganz schön schwer«, sagte Diane und wog ihres in der Hand.
»Ich arbeite Nüsse oder kleine Schrotkugeln unten in den Ton ein, so dass der Schwerpunkt der Figur ziemlich tief liegt. Obwohl sie so klein sind, kann man sie ziemlich gut als Briefbeschwerer benutzen.«
»Die sind großartig«, sagte Diane. »Vielen Dank. Dafür müssen Sie ja wahnsinnig viele Stunden gebraucht haben.«
»Wie ich schon sagte, ich finde das sehr entspannend.«
»Ich muss sie einmal den Museumsmitarbeitern vorstellen, die unsere Ausstellungsmodelle entwerfen. Die werden so etwas mögen.«
Neva schien erfreut über die Resonanz auf ihre kleinen Geschenke. Und
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