Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)

Merkmal: Am Seilende saß ein Stopperknoten, der sicherstellte, dass das Seil unter dem Gewicht des Opfers nicht wieder herausrutschen und sich lösen konnte. Der Täter hatte auch am Ende des Palsteks und am Ende des Handfesselknotens solche Stopperknoten geknüpft. Die Art der Stopperknoten hatte sie zwar noch nicht genau festgestellt, aber sie war davon überzeugt, dass sie alle gleich waren.
    »Okay«, sagte sie, »das da am Ast ist ein Roringstek oder Ankerknoten. Manche nennen diesen Knoten auch Fischerknoten. Man hat früher damit die Anker an den Schiffen befestigt.«
    Sie reichte dem Sheriff und Garnett die Fotos. Der Kripochef lächelte, als er seine Aufnahmen der Knoten mit denen des Sheriffs austauschte. Diane hatte schon oft bemerkt, dass ein Gespräch über Knoten diese Wirkung auf Menschen hatte – sie mussten lächeln, als ob sie plötzlich Mitwisser einer äußerst interessanten Geheimwissenschaft würden.
    Auch David und Jin beobachteten diesen Effekt. Das war etwas, was sie an den beiden schätzte. Sie bemerkten alles. Vor allem Jin konnte durch freundlichen Augenkontakt seinem Gegenüber äußerst wichtige und sonst nicht leicht zu gewinnende Informationen entlocken.
    Nur Neva saß ganz still mit gefalteten Händen da. Meist schaute sie vor sich auf den Tisch, gelegentlich versuchte sie, mit Jin oder David Augenkontakt herzustellen.
    Diane reichte ihr den Stapel Fotografien. »Hatten Sie schon Gelegenheit, sich diese einmal anzuschauen?«
    Wenn sie Neva etwas zu untersuchen gäbe, würde diese vielleicht etwas auftauen und dadurch zu einer besseren Kriminalistin werden.
    Neva nahm die Fotografien, schaute Diane an und begann sie dann durchzusehen.
    »Das Seil, mit dem Chris Edwards erwürgt wurde, war mit einem Altweiberknoten an der Wäschestange festgebunden. Ein weiterer solcher Knoten saß an der Schlinge, die das Opfer um den Hals hatte. Es war eine Schlinge, die sich nicht von selbst zuzog. Wenn das Opfer also den Kopf hob, würde sie ihn nicht erwürgen.
    Ich nehme an, Dr. Webber hat Ihnen bereits erzählt, dass wir in seinen Haaren Blut gefunden haben. Ihrer Meinung nach hat ihn der Mörder an den Haaren gepackt und seinen Kopf im Rahmen einer Befragung oder Folter nach hinten gezogen, so dass er in diesem Moment erst einmal nicht erstickte. Ich denke, sie hat recht.« Diane sah, wie der Sheriff ganz leicht nickte.
    »Seine Hände wurden zusammengebunden, indem man das Seil dreimal um sein Handgelenk wickelte und es dann mit einem Altweiberknoten sicherte. Dagegen waren die Hände der drei Opfer von Cooper’s Wood alle mit einem Handfesselknoten gefesselt. Außerdem hatte man ihnen das Seil noch mehrmals um die Hände gewickelt, damit sie ihre Daumen und Finger nicht mehr bewegen konnten.«
    Diane wandte sich an David: »Konntest du die Seile bereits nach Blutspuren untersuchen?«
    David nickte. »An allen Stricken, mit denen man ihnen die Hände gebunden hatte, klebte Blut.«
    »Es erscheint also wahrscheinlich, dass er ihnen erst die Finger festband und dann die Fingerspitzen abschnitt.« Der Sheriff und Garnett zuckten zusammen.
    »Und dann gibt es da noch eine Besonderheit. Das Seil, das ihre Hand fesselte, hatte an seinem anderen Ende eine Schlinge, die er den Opfern um den Hals gebunden hatte. Hätten sie also versucht, ihre Hände freizubekommen, hätten sie sich nur selbst erwürgt.«
    »Er hat also alle Eventualitäten bedacht«, bemerkte der Sheriff.
    »Ich verstehe immer noch nicht, wieso Sie sagen können, dass die Opfer im Wald und Edwards nicht von derselben Person gefesselt worden sind«, sagte Chief Garnett.
    »Die Knoten waren völlig unterschiedlich«, sagte Diane. »Der Täter von Cooper’s Wood kannte sich mit Knoten ausgesprochen gut aus. Er wusste, wo sie hingehörten, und er knüpfte sie so, dass sie auf keinen Fall aufgehen konnten. Die Person, die Chris Edwards fesselte, verwendete Altweiberknoten. Ein solcher Knoten ist im Grunde ein nicht korrekt ausgeführter Kreuzknoten. Selbst wenn er den Kreuzknoten ganz korrekt geknüpft hätte, wäre es für diese Situation doch nicht der richtige Knoten gewesen.«
    »Was meinen Sie denn damit?«
    »Kreuzknoten gehen leicht auf. Das würde es dem Opfer leichter machen, sich selbst zu befreien. Die Person, die die Hände der Opfer in Cooper’s Wood mit Handfesselknoten band, hätte bei Chris Edwards keinen Kreuzknoten benutzt.«
    »Vielleicht war er in Eile?«
    Diane schüttelte den Kopf. »Wenn man einen