Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Diane.
»Das dürfen Sie gerne, aber ich muss gestehen, dass ich mich mehr auf den Verstand eines Menschen als auf den eines Käfers verlasse.«
»Wenn es um das Gehirn geht, geht es mir genauso«, sagte Diane. »Aber hier geht es um Sex, und Insekten sind auf diesem Gebiet ausgesprochen zuverlässig und berechenbar.«
Die Spannung, die sich allmählich zwischen ihnen aufgebaut hatte, löste sich in einem allgemeinen Gelächter auf.
»Wir haben gerade erst mit der Untersuchung der Beweismittel begonnen«, sagte Diane, »aber wir erzählen Ihnen natürlich gern, was wir bisher herausgefunden haben.«
12
D iane führte Sheriff Braden und Chief Garnett zu einem runden Tisch in der Ecke des Labors, an dem sie und ihre Crew normalerweise ihre Planungs- und Einsatzbesprechungen abhielten, und setzte sich ihnen gegenüber. Ihre gesamte Truppe ließ sich um den Tisch herum nieder, David und Jin auf der linken Seite zwischen ihrer Chefin und dem Sheriff. Als Letzte suchte sich Neva einen Platz. Schließlich zog sie den Stuhl zwischen Diane und Garnett heraus, zögerte allerdings einen Moment, bevor sie sich hinsetzte und möglichst weit von Garnett wegrückte.
Auf der Metalloberfläche des Tischs war ein verzerrtes Spiegelbild aller Anwesenden zu sehen. Chief Garnett legte die Hände auf den Tisch und betrachtete einen Moment sein Ebenbild. Der Sheriff ließ den Blick immer noch durch den gesamten Raum gleiten und betrachtete durch die Trennscheiben die einzelnen Gerätschaften. Zweifellos fragte er sich, wie viel das alles gekostet hatte.
»Was können Sie uns über mögliche Verbindungen zwischen den beiden Tatkomplexen erzählen?«, fragte Garnett, als alle Platz genommen hatten. »Es ist wirklich merkwürdig, dass der Mann, der diese Leichen fand, einen Tag später selbst erhängt wird. Haben wir es hier mit dem gleichen Täter zu tun, oder sind Edwards und Mayberry irgendwie selbst in diese Morde im Wald verstrickt?«
Diane konnte diese Fragen noch nicht beantworten und vermutete, dass Garnett auch keine Antwort erwartete.
»Ich kann Ihnen nur sagen, dass derjenige, der die Knoten dort im Wald knüpfte, nicht dieselbe Person war, die die Knoten in Edwards’ Fall gebunden hat.«
»Wie können Sie sich dessen so sicher sein?«, fragte Garnett. »Ich weiß, dass Sie so eine Art Knotenexpertin sind, aber …«
»Ich habe meine Untersuchungen zwar noch nicht beendet, aber ich kann doch bereits sagen, dass dieselbe Person zwar Blau, Rot und Grün, nicht aber Chris Edwards gefesselt hat.«
»Blau, Rot und Grün?«, fragte Garnett erstaunt.
»Bis wir ihre Namen kennen, bezeichnen wir sie mit der Farbe der Schnur, mit der wir das Seil gekennzeichnet haben, bevor wir es vom Opfer abschnitten.«
Garnett verzog seinen Mund zu einem schwachen Lächeln. »Fahren Sie fort.«
»Die Schlingen der Erhängten von Cobber’s Wood wurden alle auf die gleiche Weise gebunden. Zuerst knüpfte der Täter einen Palstek, durch den er dann das andere Seilende zog, um eine Schlaufe zu bilden, die sich unter Belastung festziehen würde. Ich habe allerdings noch nicht untersucht, wie er das Seil dann am Ast befestigt hat.«
Jin sprang auf und stürzte aus dem Zimmer. Es war eine solch schnelle Bewegung, dass ihm alle ganz verblüfft hinterherschauten.
»Er holt etwas«, sagte Neva. »Nach einer gewissen Zeit gewöhnt man sich an seine überschüssige Energie.«
Dianes Handy vibrierte in der Tasche ihres grauen Blazers. Sie holte es heraus und schaute auf die Rufnummernanzeige. Jemand rief sie augenscheinlich aus Denver, Colorado, an. Wen kannte sie denn in Denver? Die Nummer war ihr völlig unbekannt. Wahrscheinlich falsch verbunden. Sie zeichnete den Anruf in ihrem elektronischen Briefkasten auf.
»Ich hasse diese Dinger«, sagte der Sheriff. »Sie klingeln immer zur falschen Zeit, aber ohne sie kommt man auch nicht mehr aus. Sie verursachen übrigens auch viele Verkehrsunfälle.«
»Tatsächlich passieren weit mehr Unfälle, weil die Fahrer nicht die Fahrbahn im Auge behalten. Das Handy steht erst ganz hinten auf der Liste«, sagte David.
»Was Sie nicht sagen.«
Jin kam zurück und reichte Diane einen Stapel Fotografien. Sie blätterte sie durch, bis sie zu den Nahaufnahmen kam, die zeigten, wie die Seile am Baum festgebunden waren. Dort war zu sehen, dass der Täter das Seil zweimal um den Ast gewickelt und dann das lose Ende des Seils unter den beiden Schlingen durchgezogen hatte. Darüber hinaus gab es ein interessantes
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