Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
übergeben Ihnen die Körper, so schnell wir können«, versicherte Diane Lynn Webber.
Lynn nickte. »Soll mein Laborassistent die Knochen reinigen?«
»Das wäre schön. Außer wir finden in ihren Kleidern ihre Führerscheine.«
»So viel Glück habe ich normalerweise nicht.« Der Sheriff schaute noch einmal auf die beiden in den Bäumen hängenden Leichen. »Etwas sagt mir, dass diese Leute hier nur schwer zu identifizieren sein werden. Nach ihrer Kleidung zu urteilen, könnte es sich um ein paar arme Obdachlose handeln, die einem Killer über den Weg gelaufen sind.«
»Könnte es sich nicht auch um einen gemeinschaftlichen Selbstmord handeln?«, fragte der andere Deputy, ein kräftiger Mann, der das gesamte Unterholz untersucht hatte, nur um ja nicht zu oft auf die hängenden Leichen schauen zu müssen. »Handelt es sich nicht bei den meisten Tötungen durch Erhängen um Selbstmorde?«
»Ja, das stimmt schon«, entgegnete Diane, »aber wie hätten sie das anstellen sollen, ohne etwas zu haben, auf das sie sich stellen konnten?«
»Ich glaube, Sie haben recht. Aber sie könnten auch auf die Bäume geklettert und dann heruntergesprungen sein.«
Lynn Webber und Diane zuckten bei dieser Bemerkung zusammen.
»Vielleicht hat der Vierte dann doch noch kalte Füße bekommen und wollte die gute Leiter, die die anderen benutzt hatten, nicht einfach so zurücklassen.«
»Ich bin sicher, dass die genaue Untersuchung des Tatorts und die Autopsie all dies klären werden«, sagte der Sheriff.
»So, ich lasse Sie jetzt in aller Ruhe arbeiten.« Lynn rieb ihre Hände aneinander, als wolle sie sie von allem Tatortschmutz reinigen, obgleich sie ja überhaupt nichts angefasst hatte. »Ich muss noch alles für diese neuen Kunden vorbereiten.«
Dann wandte sie sich an Diane. »Sie dürfen gerne an der Autopsie teilnehmen.«
»Danke. Ich möchte die Stricke und die Insekten in den Leichen näher untersuchen.«
»Kein Problem. Ich hasse es, nach Larven zu suchen. Raymond, meinem Laborassistenten, scheint das allerdings nichts auszumachen.«
Dr. Webber verließ die Gruppe und verschwand im Unterholz. Der Sheriff schaute ihr nach, bis sie nicht mehr zu sehen war.
Nun kamen auch die beiden Deputies von der Straße zurück. An ihren Gesichtern war abzulesen, dass sie dem Sheriff etwas zu erzählen hatten.
»Edwards und Mayberry – das sind die beiden Holztypen – meinten, es gebe wahrscheinlich eine Möglichkeit, mit einem Fahrzeug hierher durchzukommen«, meinte der Größere der beiden, während er wild vor seinem Gesicht herumfuchtelte, um die Fliegen abzuwehren. »Sie meinten, es gebe da eine Stelle, wo das Unterholz nicht so dicht sei.«
»Da drüben soll es auch noch ein paar alte Forstwege geben.« Der andere Deputy wies mit der Hand in die Richtung nordöstlich der Leichen. »Genau dort drüben.«
Diane gab dem Sheriff ein Zeichen. »Wir sollten dort einmal nachsehen.« Dann wandte sie sich an David. »Wenn ihr mit den Fotos und Zeichnungen fertig seid, solltet ihr unter den Leichen mit einer Gittersuche beginnen. Wir müssen den Platz genauestens untersucht haben, bevor wir die Körper herunterholen können. Vor allem müsst ihr die Insekten einsammeln.«
Der Sheriff wies seine Leute an, Davids Anweisungen genau zu befolgen und keinen Unsinn zu machen. Danach ging er zusammen mit Diane zu dem Rand der Lichtung, auf die seine Deputies gezeigt hatten. An dieser Stelle blockierte eine umgestürzte große Kiefer den Weg, die bis auf Kopfhöhe mit zerbrochenem Geäst, herausgerissenen Dornsträuchern und losem Gestrüpp bedeckt war. Dies wäre ein gutes Versteck für Jojo, den schlauen Hasen, aus den Kindergeschichten von Enid Blyton gewesen.
Der Sheriff bückte sich und betrachtete aufmerksam den Baumstumpf. »Dieser Baum wurde mit einer Kettensäge gefällt. Und dies vor nicht allzu langer Zeit – ich rieche immer noch den typischen Kieferngeruch.«
»Könnten das die Holzleute gewesen sein?«, fragte Diane.
Er schüttelte den Kopf. »Wir können sie fragen, aber ich wüsste nicht, warum sie das hätten tun sollen. Sie haben hier Bäume gezählt und sie nicht gefällt. Und warum sollten sie totes Geäst und all dieses Gestrüpp auf einen frisch gefällten Baum häufen? Eine Menge Arbeit ohne jeden Sinn und Zweck.«
»Also wollte man wohl mit diesem Baum den Zugang zum Tatort blockieren«, folgerte Diane.
Sie holte ihre Digitalkamera aus der Tasche und fotografierte diese Wegsperre aus den unterschiedlichsten
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