Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Winkeln. Auf der anderen Seite dieses Hindernisses sah es genauso aus, wie es die Holzleute beschrieben hatten: ein kaum zu erkennender Pfad, auf dem allerdings erst vor kurzem Räder das trockene Unterholz zerdrückt hatten.
Diane folgte diesem Pfad ein Stück, ging dann in die Hocke und untersuchte den Waldboden genau. Da sah sie es: In der Blätterschicht, die den harten Boden unter den Bäumen bedeckte, waren ganz schwache Fahrzeugspuren zu erkennen.
»David«, rief sie sofort. »Hier gibt es einige Reifenspuren. Ihr solltet sie sichern, bevor ihr den ganzen Boden genau untersucht.«
Bei einer gründlichen Bodenuntersuchung musste ja zuerst einmal das gesamte Waldstreu entfernt werden, was diese Spuren natürlich sofort beseitigen würde.
»Ich wusste, dass wir hier etwas finden würden«, antwortete der Sheriff. »Wir kümmern uns darum.« Er war gerade dabei, die Stellen zu prüfen, in denen das Gras durch die Fahrzeugreifen niedergedrückt worden war. »Aufgrund der Spurweite würde ich auf einen Kleinlaster oder einen Geländewagen schließen. Ich nehme an, Ihre Leute werden dies hier genau vermessen.«
»Sicher. Wo hatten eigentlich die Holzleute ihr Fahrzeug abgestellt?«
»Weiter unten auf einem dieser Holzfuhrwege. Sie gehen bei ihrer Arbeit ja zu Fuß durch den Wald. So etwa wie Landvermesser.«
Diane folgte dem kaum erkennbaren Pfad etwa dreißig Meter, drehte sich dann um und schaute von dort in Richtung der Behelfsbarriere. Vom Tatort war nichts mehr zu sehen. Aus dieser Entfernung sah das Ganze wie ein ganz gewöhnlicher Reisighaufen aus. Diese waren in den Wäldern zwar nicht ungewöhnlich, befanden sich aber meist neben einem Wegdurchstich, einer Lichtung oder einer Feuerschneise. Dieser Haufen dagegen schnitt einen Waldpfad mittendurch. Dies war eindeutig das Werk des Täters.
»Was halten Sie eigentlich von der ganzen Sache?«, fragte der Sheriff kopfschüttelnd, als sie zu ihm zurückgekehrt war. »Die Todesfälle durch Erhängen, die ich bisher gesehen habe, waren alles Selbstmorde, die in den Häusern der Opfer stattgefunden haben. Wenn sich hier in der Gegend die Leute im Wald umbringen, dann erschießen sie sich mit dem Gewehr oder einer Pistole. Und dann noch drei zur gleichen Zeit! So etwas habe ich noch nie erlebt. Es wirkt fast wie ein Lynchmord. Und warum haben sie alle das Gleiche an?«
Gerade als er geendet hatte, kam ihnen ein Deputy aus dem Unterholz entgegen. »Sheriff, Sie müssen kommen, wir haben da ein kleines Problem. Das mit den Erhängten hat sich anscheinend bereits herumgesprochen, und jetzt heißt es, es seien hier Leute gelyncht worden. Elwood Jefferson von der örtlichen afroamerikanischen Methodistenkirche steht jetzt da drüben und möchte sofort mit Ihnen sprechen.«
»Was habe ich gesagt? Das hat uns gerade noch gefehlt. Aber wenigstens ist es Elwood. Er schießt nicht gleich aus der Hüfte wie ein paar andere.«
In diesem Moment tauchte aus dem Gebüsch ein großer schlanker Schwarzer in kohlengrauem Anzug auf und ging direkt auf den Sheriff zu.
3
E lwood, Sie wissen, dass Sie nicht hier sein dürften.«
Sheriff Mick Braden schaute den vor ihm stehenden Mann scharf an.
Elwood Jefferson war einen Kopf größer als jeder andere Anwesende. Er war wohl bereits über sechzig, aber sein Alter war schwer zu schätzen. Er sah jedenfalls jünger aus. Sein grauer Anzug war von vorzüglicher Qualität, und seine Hosen hatten scharfe Bügelfalten. Dies war auf keinen Fall ein Anzug, um damit durch die Wälder zu streifen.
»Wir haben gehört, dass hier in Cobber’s Wood einige Schwarze gelyncht worden seien. Sie müssen schon verstehen, Sheriff, wenn ich ein solches Gerücht höre, muss ich mich sofort darum kümmern.«
»Wären Sie auch hier, wenn…«, begann ihn der Deputy zu fragen.
»Leon, lassen wir es dabei bewenden«, unterbrach ihn der Sheriff.
Elwood Jefferson würdigte den Deputy keines Blickes, sondern wandte sich direkt an den Sheriff: »Sie erinnern sich bestimmt noch daran, dass ich diese schwarzen Teenager, die den Spielplatz vor der Baptistenkirche verwüstet hatten, selbst angezeigt habe.«
»Und Sie wissen genau, dass das nicht jedem gepasst hat«, sagte der Deputy. »Sie erinnern sich vielleicht noch an den Aufstand, den Boden Conrad daraufhin gemacht hat … Er brachte nur Entschuldigungen für deren Verhalten vor.«
»Leon!«, sagte der Sheriff und schaute seinen Gehilfen scharf an. »Warum schauen Sie nicht nach, ob die
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