Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Tatortspezialisten eventuell Ihre Hilfe benötigen?«
Leon warf Jefferson noch einen bösen Blick zu, bevor er sich zögerlich zurück zum Tatort begab.
»Wenn Leichen zu verwesen beginnen, wird deren Haut immer schwarz«, sagte der Sheriff. »Bestimmt hat jemand unten an der Straße gehört, die Opfer seien schwarz, und dann dieses Gerücht in die Welt gesetzt.«
»Ich bin nicht hierhergekommen, um jemanden anzuklagen«, entgegnete Elwood. »Ich bin hier, um mich zu informieren.«
Braden wandte sich an Diane: »Ich weiß, Sie hatten bisher nicht die Gelegenheit, sie näher zu untersuchen, aber … Oh, entschuldigen Sie, darf ich vorstellen: Diane Fallon, und dies ist Elwood Jefferson. Er ist der Pfarrer der afroamerikanischen Methodistenkirche in der St. Chapel Street. Dr. Fallon ist eine forensische Anthropologin, die uns Rosewood ausgeliehen hat.«
»Ich habe neulich das Museum in Rosewood besucht. Sie sind dessen Direktorin, nicht wahr?«, sagte Jefferson und schüttelte Diane die Hand.
»Ja, das stimmt. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen.«
»Sehr.« Er nickte. »Und Sie untersuchen auch die Tatorte von Verbrechen. Das ist eine seltsame Kombination.«
»Ja, das kommt mir manchmal auch so vor.«
»Können Sie mir etwas über die Körper erzählen?«, fragte er.
»Eines der Opfer hat lange, blonde Haare. Die beiden anderen haben dunkelbraune, glatte Haare. Dies sind zwar noch keine zwangsläufigen Erkennungsmerkmale, trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich bei allen drei Opfern um Weiße handelt.«
Elwood Jefferson schüttelte den Kopf. »Ihre Haare habe ich mir noch nicht angeschaut. Ich habe nur diese überlangen Hälse gesehen. Wer um Himmels willen würde so etwas tun?«
»Das war auch meine erste Reaktion«, sagte der Sheriff. »Aber Dr. Fallon hat uns erklärt, dass dies ganz natürlich sei, wenn Körper längere Zeit in einem solchen trockenen Wetter am Hals hängen.«
Jefferson hob die Augenbrauen. »Tatsächlich? Davon habe ich noch nie gehört. Aber es erleichtert mich dann doch etwas.«
»Ich muss Sie bitten, mit niemandem über die Verhältnisse hier am Tatort zu sprechen«, sagte der Sheriff. »Wir wissen nicht, wer oder was damit etwas zu tun haben könnte.«
»Sie können sich auf mich verlassen. Und Sie erzählen es mir, wenn Sie etwas über die Identität dieser armen Seelen herausfinden?«
»Keine Sorge, wir werden ihre Namen nicht geheim halten, dazu besteht überhaupt kein Grund. Ich habe kein anderes Interesse, als dieser Sache auf den Grund zu gehen.«
»Und sagen Sie Ihrem Hilfssheriff, dass wir in unserer Kirche genauso für die Familien dieser Opfer beten werden, wie wir es für Schwarze getan hätten.«
»Leon ähnelt manchmal ziemlich unserem gemeinsamen Freund Boden Conrad.«
»Boden möchte nur, dass alles gerecht zugeht.«
»Das könnte ich auch über Leon sagen.«
Danach begleitete der Sheriff Elwood Jefferson zurück zur Straße. Diane blieb zurück und beobachtete, wie sich der Pfarrer und der Sheriff durch das Unterholz entfernten.
Während sie ihnen nachsah, versuchte sie, die Gedanken des Täters zu ergründen. Der musste dieses Gelände hier genau kennen. Er muss gewusst haben, dass er ungesehen kommen, gehen und so lange hier bleiben konnte, bis er seine drei Opfer aufgeknüpft hatte. Oder waren es vier? Wie vertraut war er mit diesem Platz? Stammte er gar aus dieser Gegend? Hatte er hier gejagt?
Alle Opfer befanden sich im selben Verwesungszustand. Er hatte sie wahrscheinlich gleichzeitig getötet. Sie versuchte sich zu erinnern, ob sie jemals etwas über Mehrfachmorde gelesen oder gehört hatte, die am gleichen Ort zur gleichen Zeit begangen worden waren.
Und warum hatte er sie aufgehängt? Dies schien ihr eine äußerst riskante Methode zu sein. Von den vielen Arten, einen Menschen zu Tode zu bringen, war das Aufhängen sicherlich eine der schwierigsten.
Bisher hatte sie nur an einen Täter gedacht, aber vielleicht gab es sogar mehrere. Schon ein zweiter Täter hätte die Aufgabe sicher sehr erleichtert.
Was waren wohl die Motive des Mörders? War das Aufhängen der Opfer eine Botschaft? Eine Warnung? Vielleicht war das Ganze ein Auftragsmord? Plötzlich kam ihr das berüchtigte Chicagoer Valentinstag-Massaker vom Februar 1929 in den Sinn. Gehörte dies hier zu einem Bandenkrieg? Das war in dieser ländlichen Ecke von Georgia allerdings ziemlich unwahrscheinlich.
Alle drei Opfer waren gleich gekleidet. Hatte es damit eine besondere
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