Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
zu behandeln. Neva leistet wirklich verdammt gute Arbeit.«
Janice Warrick zögerte einen Moment, bevor sie fortfuhr. »Da gibt es noch etwas, das mir schon geraume Zeit auf der Seele liegt. Ich bin normalerweise eigentlich kein herzloser Mensch, aber ich habe damals zu Ihnen etwas wirklich Gemeines und Herzloses gesagt, als es um Ihre Adoptivtochter ging, nämlich dass Sie einen Hang zu Streunern hätten. Das lastet seitdem auf mir.« Sie kam ins Stottern, und Diane dachte, sie werde tatsächlich gleich in Tränen ausbrechen. »Das Ganze tut mir leid. Es tat mir bereits leid, kurz nachdem ich es gesagt hatte.« Sie drehte sich abrupt um und war weg, bevor Diane etwas erwidern konnte.
Diane verließ Garnetts Büro und ging durch das Haupteinsatzbüro Richtung Treppe. Sie machte an der Weißwandtafel halt und schaute noch einmal, ob die Polizisten vielleicht an etwas gedacht hatten, das ihr und ihrem Team entgangen war. Aber da gab es nichts, kein verdecktes Muster oder irgendeine andere Erkenntnis, die sie weitergebracht hätte.
Draußen vor dem Polizeigebäude lief ihr Kacie Beck über den Weg.
Ihr blondes Haar hing in Strähnen herunter, und sie strich sich eine Locke aus dem Gesicht, als sie Diane erblickte. Im Kontrast zu ihrer geröteten Bindehaut wirkten ihre Augen noch blauer als gewöhnlich. Sie schaute Diane einen Moment lang an, als ob sie sich nicht erinnern könne, wo sie sie schon mal gesehen hatte.
»Ich war am Tatort«, half ihr Diane auf die Sprünge.
»Ich habe Chris nicht umgebracht. Wenn Sie das glauben, lassen Sie den wirklichen Mörder frei davonkommen.«
»Ich glaube überhaupt nichts. Ich habe nur die Tatortuntersuchung geleitet. Darf ich Ihnen einige Fragen stellen?«
»Ich habe der Polizei bereits alles erzählt, was ich weiß. Ich bin müde und möchte nach Hause.«
»Ich verstehe, dass Sie ein bisschen Ruhe brauchen. Ich habe nur ein paar Fragen.«
Kacie schaute sich um. »Mist, ich habe mein Auto nicht dabei.« Sie kramte in ihrer Handtasche und holte ihr Handy heraus. Ihr Gesicht verdüsterte sich. »Verdammt, der Akku ist leer. Sie hätten es wenigstens ausschalten können.«
»Ich kann Sie heimfahren.«
»Warum eigentlich nicht? Aber Sie werden mich nicht dazu bringen, irgendetwas zuzugeben. Ich habe nichts getan.«
Diane führte sie zu ihrem Wagen und schloss ihr die Beifahrertür auf. Kacie stieg ein und fläzte sich in ihren Sitz. Sie wirkte jetzt noch kleiner als damals, als sie auf Chris Edwards’ Sofa saß.
»Schnallen Sie sich bitte an«, sagte Diane.
»Warum denn? Wenn ich durch die Windschutzscheibe fliege, ist wenigstens alles vorüber.«
»Vielleicht auch nicht. Sie könnten verstümmelt werden oder einen Hirnschaden erleiden. Außerdem könnten Sie bei einem Unfall auf meine Seite geschleudert werden und mich verletzen.«
Kacie musste gegen ihren Willen lachen und legte den Sicherheitsgurt an.
Diane fuhr zu einem Schnellrestaurant, das in der Nähe von Kacies Wohnung lag. Sie wählte einen Tisch im hinteren Teil des Lokals. Kacie bestellte einen Hamburger, Diane Kaffee und ein Stück Kuchen.
Als die Kellnerin gegangen war, sagte Kacie: »Ich gehe mir mal Hände und Gesicht waschen. Ich war noch nie zuvor in einem Gefängnis. Was für ein scheußlicher, stinkender Ort.«
Nach einigen Minuten war sich Diane nicht mehr sicher, ob Kacie zurückkommen würde. Aber schließlich tauchte sie wieder auf.
Sie sah ein wenig besser aus. Kleine feuchte Haarsträhnen umrahmten ihr Gesicht. Während sie auf ihre Bestellung warteten, drehte Kacie nervös den Verlobungsring an ihrem Finger hin und her.
»Das ist ein hübscher Ring«, sagte Diane.
Kacie hörte auf, ihn zu drehen, und schaute ihn an – ein Diamantsolitär in einer Fassung aus Platin oder Weißgold.
»Chris gab ihn mir am Morgen, bevor er starb.«
Diane schien der Diamant ziemlich groß zu sein, aber sie kannte sich mit Schmuck nicht sonderlich gut aus. Außerdem war es schon eine ganze Weile her, dass sie selbst einen Verlobungsring getragen hatte. Die Kellnerin brachte das Essen und die Getränke. Kacie knabberte an ihrem Hamburger, legte ihn wieder auf den Teller und aß eine einzelne Fritte.
»Das mit Chris tut mir leid«, sagte Diane.
»Ich hasse das alles. Die Polizei weiß nicht, was sie tut. Manchmal taten sie so, als ob Chris in etwas verwickelt gewesen sei und das Ganze selbst verursacht hätte.«
»Sie versuchen nur herauszufinden, was mit ihm passiert ist.«
»Für mich sah das wie ein
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