Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
aus dem Ruder gelaufener Einbruch aus.«
»Besaß Chris denn viele Wertgegenstände? Wissen Sie, wonach sie gesucht haben könnten?«
Kacie zuckte mit den Achseln und knabberte an ihrer Fritte. Diane versuchte es nun auf andere Weise.
»Dieser Diamant muss sehr teuer gewesen sein. Verfügte Chris über Geld, wovon irgendwelche Diebe gewusst haben könnten?«
Kacie schaute auf ihren Ring. »Er sagte, dass er es meinen Eltern schon zeigen werde. Sie mögen Chris nicht besonders.«
»Warum nicht? Er war ein netter Kerl mit einem Hochschulabschluss. Und er hatte einen Job.«
»Meine Eltern betrachten alles, was mit Wald zusammenhängt, als gewöhnliche Handarbeit.«
»Ah, die müssen meine Eltern kennen.«
Kacie schaute Diane verwundert an.
»Meine Eltern halten jeden, der kein Arzt oder Anwalt ist, für einen einfachen Arbeiter – außer, ihm gehört ein Millionenunternehmen.«
»Das klingt nach meinen Eltern.« Sie feixte. »Es wird gar nicht gut aussehen, wenn in ihrer Heimatzeitung steht, dass ich wegen Mordes verhaftet wurde.«
Diane begriff, dass sich Kacie wirklich darauf freute, dass diese Meldung bald in der Heimatzeitung ihrer Eltern erscheinen würde. »Sie können sich nicht vorstellen, wer das getan haben könnte? Könnte Steven Mayberry ihn getötet haben?«
»Steven? Das hat mich die Polizei auch gefragt. Nein. Genauso wenig, wie ich das könnte. Wir sind Studenten – wir bringen keine Leute um.«
»Ich dachte, Steven und Chris hätten bereits ihren Abschluss gemacht.«
»Die nötigen Kurse haben sie absolviert. Jetzt müssen beide nur noch ihre Diplomarbeit abschließen, aber sie sind so gut wie fertig – wir sind beinahe fertig.«
Diane brachte dieses Gespräch nicht weiter. Doch immerhin war sie sich nun sicher, dass Kacie nicht wusste, wer ihren Verlobten getötet hatte.
»Haben Sie eine Ahnung, wo Steven Mayberry sein könnte?«
»Er hat Familie. Hat die Polizei sich nicht mit ihnen in Verbindung gesetzt?«
»Bestimmt. Aber ich dachte mir, Sie wüssten vielleicht, wo er sonst noch hingegangen sein könnte.«
»Wenn er nicht bei seiner Familie ist, dann …« Sie ließ den Satz offen.
»Warum sind Sie an diesem Tag erst so spät hingefahren?«
»Zu Chris? Ich musste lange arbeiten. Ich konnte erst um elf Uhr abends weg.«
»Ein Zeuge behauptet, er habe Sie dort lange vor elf gesehen.«
»Das hat mich die Polizei auch immer wieder gefragt. Ich war auch da, aber ich ging nicht hinein zu ihm – nicht ganz zumindest. Ich hatte eine zwanzigminütige Pause und fuhr kurz zu ihm hinüber, um nach ihm zu sehen. Er hatte sich ja diese Krankheit eingefangen. Ich klopfte, öffnete die Tür ein wenig und rief nach ihm. Das Haus war völlig dunkel. Als keine Antwort kam, dachte ich, er schlafe, und wollte ihn nicht aufwecken.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich dachte, er brauche Ruhe. Vielleicht, wenn ich hineingegangen wäre, vielleicht wäre dann … Ich schließe immer die Tür ab, wenn ich dort bin. Chris hat das nie getan. Wenn ich dort gewesen wäre und die Tür abgeschlossen hätte, dann wären sie nicht hineingelangt und er würde immer noch leben.«
»Da war nichts, was Sie hätten tun können. Geben Sie sich nicht selbst die Schuld.«
»Sie glauben nicht, dass ich das war?«
Nicht ohne eine Menge Hilfe, dachte Diane. »Nein, ich glaube nicht, dass Sie das waren.«
Kacie war nicht sehr hungrig. Diane ließ Kacies übriges Essen einpacken. Sie fuhr sie zu ihrer Wohnung und brachte sie noch zur Tür.
»Versuchen Sie, etwas zu schlafen. Haben Sie einen Freund oder eine Freundin, die Sie anrufen können?«
Kacie nickte. »Es wird schon gehen.«
Diane widmete sich den Rest des Tages ihrem Museum. Es war allerdings eine der Tätigkeiten, die sie am wenigsten mochte: ein Treffen mit ihrem Vorstand. Sie händigte dessen Mitgliedern den letzten Haushaltsbericht des Museums aus sowie einen Bericht über die frisch gespendete Mumie. Diane hoffte, damit wenigstens heute von jeder Diskussion über das Kriminallabor verschont zu bleiben. Auch die Vorstandsmitglieder erhielten nämlich von irgendwelchen Spinnern E-Mails, wenn Diane wieder einmal in Zusammenhang mit der Arbeit ihres Kriminallabors einen Fernsehauftritt hatte.
Und tatsächlich, sie redeten nur noch über diese Mumie, als mache deren Besitz diesen Ort erst zu einem richtigen Museum und als ob alle Museen, die diesen Namen verdienten, eine ägyptologische Abteilung haben müssten.
»Weißt du eigentlich schon,
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