Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Eigentlich waren ihr deren Gefühle oder Ruf ziemlich egal. Aber sie wollte ein gutes Verhältnis zum Sheriff bewahren – und zu Garnett. Beide schienen ja von Lynn Webber geradezu hingerissen zu sein.
»Das war Dr. Webber«, sagte Garnett, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. »Sie teilte mir mit, dass die Blutwerte von Edwards zeigen würden, dass er an einer Infektion gelitten und wahrscheinlich hohes Fieber gehabt hatte. Das entspricht dem, was Sie uns erzählt hatten.«
Diane nickte nur.
»Damit ist Miss Beck zwar noch nicht ganz aus dem Schneider«, fuhr Garnett fort, »aber wir werden sie im Augenblick wohl gehen lassen müssen.«
»Gibt es immer noch keine Spur von Steven Mayberry?«, fragte der Sheriff.
»Nein. Er scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Aber er wird früher oder später wieder auftauchen – hoffentlich lebendig.«
»Ich habe gerade die Untersuchung der Seile beendet.« Diane berichtete den beiden vom Fuhrmannsknoten.
»Also, das gibt es doch nicht«, wunderte sich der Sheriff. »Das haben Sie alles aus diesem abgewetzten Seilstück herausgekriegt?«
»Das heißt natürlich nicht, dass er tatsächlich Lastwagenfahrer ist«, sagte Diane.
»Ich verstehe. Aber es ist zumindest ein Anfang«, sagte der Sheriff. »Wer hätte geglaubt, dass uns dieses alte Seil so viel zu erzählen haben könnte?«
»Sind Sie sicher, dass dieses Seil wirklich mit dem Mord zu tun hatte und nicht einfach nur so im Wald herumlag?«
Garnett wollte ganz gewiss nicht überkritisch erscheinen. Dieses Beweisstück schien ihn vielmehr sehr zu beeindrucken, und so wollte er ganz sichergehen, dass auch alles mit ihm stimmte. Alles, was Diane im Kriminallabor herausfand und das dann Sheriff Braden – oder irgendjemand anderen – beeindruckte, beförderte ja am Ende Garnetts Reputation.
»An ihm hafteten die gleichen orangefarbenen Fasern wie an der Kleidung der Opfer und den Seilen, an denen man sie aufgehängt hatte. Auch auf der vierten Schlinge waren diese Fasern zu finden, nur dass dort die Hautzellen fehlten. Sie ist also nie benutzt worden.«
Garnett nickte zufrieden.
Diane ging danach alle Spuren durch, die man an den jeweiligen Tatorten gefunden hatte. Sie fing mit Steven Mayberrys Pick-up an, der auf einem Feldweg in der Nähe eines kleinen Sees gefunden worden war. »Am Lenkrad und auf dem Sitz waren Blutspuren zu finden. Die Laboranalyse haben wir noch nicht erhalten, deshalb können wir auch noch nicht sagen, wessen Blut das ist.«
»Es könnte also auch von Chris Edwards stammen?«, fragte Garnett.
»Es könnte von jedem stammen. Wir haben Mayberrys Fingerabdrücke auf dem Lenkrad gefunden, einige auch in den Blutspuren, was beweist, dass die Abdrücke entstanden, als das Blut noch ganz frisch war. Seine Fingerabdrücke waren auch noch auf dem Armaturenbrett, den Sitzen, dem Tankdeckel und der Rückklappe. Chris Edwards’ Abdrücke befanden sich auf der Beifahrerseite am Armaturenbrett, an den inneren und äußeren Türgriffen und am Handschuhfach. Auf der Beifahrerseite haben wir noch eine Reihe von nicht zu identifizierenden Abdrücken gefunden. Sie waren kleiner und könnten weiblich sein.«
»Miss Beck?«, fragte Garnett.
»Nein. Ihre Abdrücke stimmen nicht überein. Im Wageninnern fanden wir drei Bierflaschenverschlüsse und einen Strafzettel für falsches Parken, den die Campus-Polizei der Bartram-Universität ausgestellt hatte. Er hatte auf einem Mitarbeiterparkplatz vor der Universitätsbibliothek gestanden. Auf dem Strafzettel war ein Stiefelabdruck zu erkennen, der mit Chris Edwards’ linkem Stiefel übereinstimmte. Außerdem fanden wir Teppichfasern, die den Fasern des Teppichs in Mayberrys Wohnwagen entsprachen. Darüber hinaus gab es da noch einige Baumwollfasern, die aber nicht eindeutig zuzuschreiben sind.«
»Ich nehme nicht an, dass Sie auch irgendwelche orangefarbenen Fasern gefunden haben?«, sagte Garnett.
»Wir haben bisher außerhalb von Cobber’s Wood noch nirgendwo solche Fasern entdeckt. Bisher war es uns noch nicht möglich, die einzelnen Tatorte durch objektive Beweise miteinander zu verbinden. Einzige Verbindung ist weiterhin nur die Tatsache, dass Edwards und Mayberry die Leichen gefunden haben und Waller an deren Autopsie teilgenommen hat.«
»Es könnte also immer noch ein zufälliges Zusammentreffen sein«, sagte Garnett. »Vielleicht haben die Morde also gar nichts miteinander zu tun.«
Diane ließ danach noch ganz kurz die Erkenntnisse von den
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