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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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fragte sie hoffnungsvoll.
    Er lachte. »Nein, ich will mich bloß ein bisschen mit dir unterhalten.«
    »In einer Viertelstunde kommt ein Kunde.«
    »Soll er warten. Wollen wir uns hier im Korridor unterhalten, oder lieber in deiner Wohnung?«
    Die kleine Wohnung sah ungemein proper aus, nirgends lag Staub, was aus Metall war, blinkte frisch poliert. Es gab einen kleinen Kühlschrank, und an der Wand hing ein Foto von Kennedy, gerade über dem Bett. Das verblüffte Calazo.
    »Willst du ein Bier?« fragte sie.
    »Gern, ein Bier wäre mir sehr recht.«
    Mit der Bierdose in der Hand, in seinem alten Wintermantel und dem zerbeulten Hut auf dem Kopf saß er im Sessel und bemerkte nachdenklich: »Du hast hier ein hübsches Geschäft, Betty Wohnen deine Kunden alle in der Nachbarschaft?«
    Erstaunt darüber, dass er eine solche Frage stellte, sagte sie: »Wo denn sonst? Dazu der Lump da unten am Empfang und der Kerl, dem die Bude hier gehört. Anders geht es nun mal nicht.«
    »Hm, hm. Da hast du wohl recht. Ich beobachte dich jetzt seit Tagen. Du hast lauter Stammkunden?«
    »Meistens. Hin und wieder Laufkundschaft. Auch Bekannte von Bekannten.«
    »Unter deinen Stammkunden ist ein gewisser Ronald Bellsey?«
    »Die Nachnamen kenne ich nicht.«
    »Versteht sich. Bleiben wir also bei Ronald. Kommt zweimal wöchentlich. Ein bulliger Kerl. Ehedem Boxer.«
    »Schon möglich«, antwortete sie zurückhaltend.
    »Was für 'ne Sorte ist er?«
    »Ein Schwein ist er «, platzte sie heraus.
    »Und was für eins!« bestätigte Calazo heiter. »Er tut dir weh, was?«
    »Woher weißt du?«
    »Er ist ganz der Typ, und ich möchte ihn mir vorknöpfen, Betty. Mit deiner Hilfe.«
    »Willst du ihn verhaften?«
    »Keine Spur.«
    »Ihn totmachen?«
    »Nichts dergleichen. Er soll lernen, sich anständig zu benehmen.«
    »Und das willst du ihm hier beibringen?«
    »Genau.«
    »Dann macht er mich hin. Wenn du ihn dir hier vornimmst, ohne ihn umzubringen, kommt er zurück und bringt mich um.«
    » O nein, Puppe. Wenn ich mit ihm fertig bin, kommt er dir garantiert nicht mehr unter die Augen. Allerdings verlierst du damit einen Freier.«
    »Das Ganze gefällt mir nicht.«
    »Es wird dir aber gefallen müssen, Betty. Ich will dein Geschäft nicht ruinieren, glaube mir. Ich will weiter nichts, als diesem Haufen Scheiße eine Lehre erteilen. Sollte er wirklich jemals wiederkommen, kannst du immer noch sagen, die Bullen haben dich dazu gezwungen.« Darüber dachte sie ein Weilchen nach, nahm auch eine Flasche Süßwein aus dem Kühlschrank und nippte an ihrem Glas. Calazo wartete geduldig.
    »Wenn er mir wirklich lästig fällt, kann ich noch immer nach Baltimore verschwinden. Da hab ich 'ne Schwester. Sie ist auch freiberuflich tätig.«
    »Na, um so besser, aber glaub mir, der traut sich bestimmt nicht wieder her. Nicht, wenn ich ihn mir vorgeknöpft habe.«
    Sie holte tief Luft. »Wie willst du das denn anstellen?«
    Er erläuterte ihr, was er beabsichtigte. Sie hörte aufmerksam zu.
    »Das könnte gehen. Und nimm ihn richtig in die Mangel.«
    Venable und Estrella tauchten unangemeldet bei Mrs. Gladys Ferguson auf, denn sie wollten vermeiden, dass Mrs. Ferguson ihre Freundin Blanche Yesell anriefe und fragte, was es denn zu bedeuten habe, dass zwei Polizeibeamte sich nach der Bridgerunde erkundigten.
    Mrs. Ferguson war eine hochgewachsene, sehr würdige Dame so um die Achtzig. Sie benutzte einen Gehstock und trug einen orthopädischen Schuh; sie behandelte ihre Besucher, nachdem sie sich ausgewiesen hatten, zwar höflich, doch distanziert.
    »Dürfen wir Ihnen einige Fragen im Zusammenhang mit einer Ermittlung stellen, Madam? « begann Estrella.
    »Was ist das für eine Ermittlung? Ich bin in keinen Kriminalfall verwickelt.«
    »Selbstverständlich nicht, es handelt sich darum zu überprüfen, wo gewisse Zeugen sich zur Tatzeit aufgehalten haben.«
    »Weiter wollen Sie mir nichts sagen?«
    »Ich fürchte, das ist alles.«
    »Wird man mich bei einer Gerichtsverhandlung als Zeugin benennen?«
    Helen Venable versicherte hastig: »Davon kann keine Rede sein, Mrs. Ferguson. Wir brauchen auch kein Protokoll von Ihnen. Nur eine Information.«
    »Nun gut. Was wollen Sie wissen?«
    »Stimmt es, Madam«, fragte Estrella, »dass Sie regelmäßig freitags mit Bekannten Bridge spielen?«
    Mrs. Ferguson bezwang mit Mühe ihre Gereiztheit. »Seit wann gilt regelmäßiges Bridgespielen als kriminelle Tätigkeit?«
    Helen Venable war ebenfalls gereizt.
    »Wenn Sie

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