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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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wussten Sie denn, wer ihm wie viel Geld schuldete?«
    »Ich habe ein Journal geführt. Da wurde jede Sitzung eingetragen. Die Rechnungen schickte ich monatlich raus.«
    »Wussten Sie, dass das Journal weg ist? Verschwunden?«
    Sie hatte den Mund aufgesperrt, um einen Happen zu nehmen, ließ nun aber die Gabel sinken.
    »Das kann ich nicht glauben. Wer sollte es denn verschwinden lassen wollen?«
    »Möglicherweise der Mörder. Wo bewahrten Sie diese Aufstellung auf?«
    »In der obersten Schreibtischschublade.«
    »Und das wussten alle — ich meine alle Patienten und wer sonst noch etwa in die Praxis kam?«
    »Tja, das nehme ich an. Jedenfalls habe ich es nie irgendwie versteckt. Das wäre doch unnötig gewesen.«
    »Das wäre es wohl. Letztes Mal erwähnten Sie, dass Doktor Ellerbee sich im vergangenen Jahr irgendwie verändert hatte, erinnern Sie sich? Dass er manchmal ausgelassen war, dann wieder depressiv.«
    »Ja, das war er. Er war… veränderlich sagt man im Wetterbericht.«
    »Und er trug einmal sogar eine Blume im Knopfloch?«
    »Nicht eigentlich im Knopfloch, denn er hatte keins in seinem Rockaufschlag. Die Blume war angesteckt.«
    »Und das hatte er früher nie getan?«
    »Stimmt. Ich habe ihn damit aufgezogen, und wir haben beide darüber gelacht Es war einer von seinen guten Tagen.«
    »Vielen Dank, Carol, damit haben Sie mir sehr geholfen. Können wir noch mal auf das Journal kommen — gab es Patienten, die gar nicht oder nur mit Verspätung zahlten?«
    »Klar gab es die. Jeder Arzt hat solche Patienten.«
    »Wie ist Doktor Ellerbee in solchen Fällen verfahren?«
    »Ich habe Mahnungen rausgeschickt. Sehr höflich. Wir benutzten dazu einen Vordruck.«
    » Und wenn dann immer noch kein Geld kam, hat er diese Patienten dann trotzdem weiterbehandelt?«
    »Er hat nie einen abgewiesen.« Sie wischte sich den Ketchup von den Lippen. »Dazu war er viel zu gutmütig. Er sagte dann: › Vermutlich eine vorübergehende Verlegenheit« und behandelte weiter. Man konnte ihn leicht ausnutzen.«
    »Ja, so klingt es.« Delaney war fertig mit seinem Sandwich, auch mit der kleinen Portion Kohlsalat, die dazugehörte. Er lehnte sich zurück und holte tief Luft.
    »Wissen Sie noch, welcher Patient ihm das meiste Geld geschuldet hat?«
    »Aber gewiss doch.« Sie stopfte die letzten Fritten zierlich mit den Fingern in den Mund. »Joan Yesell heißt sie, und sie schuldete ihm beinahe zehntausend Piepen.«
    Delaney hielt mit Mühe an sich. »Joan Yesell? Zehntausend Dollar?«
    »Ungefähr.«
    »Das war mehr, als andere ihm schuldeten?«
    »Sehr viel mehr.«
    »Haben Sie ihr Mahnungen geschickt?«
    »Anfangs schon, aber Doc Simon sagte dann, ich solle damit aufhören. Er meinte, sie kann es sich nicht leisten. Also behandelte er sie umsonst.«
    »Ah… möchten Sie einen Nachtisch, Carol?«
    »Hm… wollen doch mal sehen …«
    Der Himmel war Stahlfarben, als er, eine teure Zigarre rauchend, heimwärts trabte. Er kam sich vor, als gehörte ihm die Welt. Nun, vielleicht nicht die ganze, aber doch ein guter Teil von ihr. Er war ein ganzes Stück weiter. Bloß: Welches war der nächste Schritt? Sein Haus lag still und verlassen. Die Frauen dürften in die Stadt gegangen sein, Geschenke umtauschen. Er klemmte sich hinter das Telefon im Arbeitszimmer. Es dauerte fast eine Stunde, bevor er Boone und Jason zu einer Besprechung herbeizitieren konnte, um 21 Uhr sollte die sein.
    Als sie aber eingetroffen waren und er die Tür zum Wohnzimmer sorgsam geschlossen hatte, damit das Geschwätz der Frauen sie nicht störte, kamen ihm Zweifel daran, ob er imstande sein würde, ihnen seine eigene Gewissheit zu vermitteln. Was er zu sagen hatte, mochte ihnen dürftig erscheinen, auch wenn er selber ganz sicher war, auf dem richtigen Weg zu sein.
    »Jetzt hört mir mal zu: Ich glaube fest daran, dass Doc Ellerbee in Joan Yesell verliebt war oder eine Affäre mit ihr hatte oder beides. Vier Frauen, darunter auch seine eigene, haben beobachtet, dass er sich in den letzten zwölf Monaten verändert hatte. Nur, wie diese Veränderung beschaffen war, darüber gehen die Meinungen auseinander. Mal war er obenauf, mal ganz im Keller, war mal dies, mal jenes. Typisches Verhalten eines Menschen, der nicht weiß, wo ihm der Kopf steht. Ferner: Yesell schuldete ihm Geld, und zwar um die zehntausend Dollar, ohne dass er auch nur den Versuch machte, seine Außenstände einzutreiben. Das habe ich heute Mittag von seiner Praxishelferin erfahren.«
    Boone und

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