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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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schon sagen, einmarschierten, blinzelten die beiden fetten Katzen nur unwillig, regten sich aber weiter nicht. Blanche Yesell reagierte da schon anders:
    »Was erlauben Sie sich eigentlich, hier einfach so einzudringen?« Die Hochfrisur geriet in gefährliches Schwanken, und die streitbare Mutter bebte vor Wut. »Haben Sie uns nicht schon genug Ärger gemacht? Das ist die pure Schikane, und ich versichere Ihnen, dass ich mir das nicht bieten lasse.«
    Delaney entschloss sich, jetzt gleich den Ton festzulegen, in dem die Befragung geführt werden sollte.
    »Sie«, grollte er, »Sie haben sich das selbst zuzuschreiben. Sie haben uns belogen, und wenn Sie wollen, werde ich dafür sorgen, dass gegen Sie ein Verfahren eingeleitet wird wegen Verdunkelung! Wenn Ihnen daran nichts liegt, dann setzen Sie sich gefälligst hin und halten Sie den Mund, bis Sie gefragt werden!«
    Der Drache klappte verblüfft den Mund zu, und Mutter und Tochter nahmen gleichzeitig Platz. Sie hielten sich bei den Händen und sahen ängstlich zu den Polizisten auf.
    Delaney mäßigte seinen Ton nicht im geringsten, sondern knurrte die Mutter an: »Sie behaupten, am Abend, an dem Doktor Ellerbee ermordet wurde, hier zusammen mit Ihrer Tochter in der Wohnung gewesen zu sein. Das war eine vorbedachte Falschaussage! Haben Sie vielleicht den Wunsch, die jetzt richtigzustellen?«
    »Ich… es könnte sein, dass ich die Wohnung für kurze Zeit verlassen habe…«
    »So. Für kurze Zeit.« Und zu seinen Untergebenen: »Sie haben es gehört? Für kurze Zeit!« Und wieder zu Mrs. Yesell: »Sagen wir doch für zwischen drei und vier Stunden. Das geht aus den Aussagen der Damen hervor, mit denen Sie Bridge zu spielen belieben, Madam! Drei hervorragend beleumdete Zeuginnen überführen Sie der Falschaussage. Wollen Sie das leugnen?«
    Sie war jetzt eingeschüchtert, aber aufgeben tat sie noch nicht.
    »Meine Joan hat mit alledem nichts zu tun!« rief sie.
    »Ach nein. Hat sie wirklich nichts damit zu tun? Und haben Sie uns belogen, weil Ihre Tochter nichts damit zu tun hat?« Er wandte sich an die mittlerweile totenblass gewordene Tochter. »Jetzt zu Ihnen, Miss Yesell. Ist Ihnen bekannt, dass Doktor Ellerbee testamentarisch verfügt hat, die Schulden, die seine Patienten bei ihm hatten, sollen diesen erlassen werden?«
    Diese Frage kam völlig unerwartet für sie, und die schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Wie viel waren Sie ihm schuldig?« fragte er streng.
    »Ich… genau weiß ich es nicht.«
    »Sergeant Boone, wie hoch ist der Betrag, den Miss Yesell Doktor Ellerbee für vorgenommene, aber nicht honorierte Behandlungen schuldete?«
    »Etwa zehntausend Dollar, Sir«, antwortete Boone.
    »Zehntausend Dollar also«, funkelte Delaney die junge Frau an.» Sehr viel mehr als andere Patienten. Und Doktor Ellerbee bemühte sich überhaupt nicht darum, zu seinem Geld zu kommen. Wie erklären Sie sich das, Miss Yesell?«
    »Er war ein sehr gütiger Mensch und wir…« antwortete die Mutter, kleinlaut.
    »Sie hätten zahlen können!« behauptete Delaney. »Ihre Tochter hat gut verdient. Wenn sie nur gewollt hätte, oder wenn er Sie gedrängt hätte, dann wäre es Ihnen durchaus möglich gewesen zu zahlen. Sergeant, wie sehen Sie das?«
    »Ich sehe das so, dass zwischen den Beteiligten eine Liaison bestand, die bis Ende letzten Jahres zurückgeht. Im April etwa wurde es ernst zwischen den beiden. Von da ab vermerkte er ihre Besuche, die regelmäßig am Freitagabend stattfanden, nicht mehr in seiner Honoraraufstellung.«
    »Richtig. Freitag abends. Wann immer er es einrichten konnte. Seine Frau fuhr dann voraus aufs Land, und Sie«, ein tadelnder Blick traf die Mutter, »Sie hatten ja Ihren Bridgeabend. Sehr hübsch ausgedacht. Hat er Ihnen versprochen, sich scheiden zu lassen und Sie zu heiraten?« herrschte er unvermittelt die Tochter an.
    Die brach prompt in Tränen aus und schlug die Hände vors Gesicht. Helen Venable machte einen Schritt auf sie zu, gebot sich dann aber Einhalt. Ihr wurde klar, dass sie sich jetzt nicht einmischen durfte.
    Delaney sagte nun ganz sanft: »Joan, wir wissen, dass Sie mit Doktor Ellerbee eine Affäre hatten. Wir sind im Bilde. Hat er gesagt, dass er Sie liebt?«
    Sie nickte stumm, ohne aufzublicken.
    »Nun ja, das ist auch meine Vermutung«, fuhr Delaney immer noch in sanftem Ton fort. »Er hat Ihnen versprochen, sich scheiden zu lassen und Sie zu heiraten. Nur hat er das immer wieder aufgeschoben. Darum haben Sie…Jason, wo hat sie

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