Die vierte Todsuende
hat es in sich. Also Sergeant«, und er schaute Boone scharf an, »was halten Sie davon?«
»Tja, Sir, wie Jason schon sagt, alles passt zusammen. Joan Yesell und Ellerbee machen ei, ei. Bloß verstehe ich nicht, wieso? Er hatte doch ein Bild von einer Frau, dazu gescheit und reich — wieso in aller Welt setzt er das alles aufs Spiel, bloß um sich mit jemand wie der Yesell einzulassen, die verglichen mit seiner Frau doch sozusagen nichts ist?«
Delaney nickte. »Da berühren Sie einen wichtigen Punkt, Sergeant. Aber das ist weniger unwahrscheinlich, als man annehmen möchte. Ich habe darüber gründlich nachgedacht, und hier ist das Ergebnis: Diane hat bei Ellerbee studiert. Er sieht diese traumhaft schöne Person, die eigentlich weiter nichts sein will als schön, und er nimmt sich vor, sie dahin zubringen, dass sie auch ihren Verstand gebraucht. Sie folgt seinem Rat und ist in ihrem Fach bald sehr tüchtig. Sie erinnern sich, dass Samuelson von Pygmalion und Galatea sprach? Genau das war es. Jetzt, Jahre später, begegnet Ellerbee dieser Yesell, und auch in der sieht er ein Potential, das er entwickeln möchte. Wissen Sie, woran er litt? An der fixen Idee, seine Frauen zu… na sagen wir, was aus ihnen zu machen, wozu sie allein nicht willens oder fähig waren. Solche Männer gibt es. Die lieben eine Frau nicht wegen dem, was sie ist, sie müssen sie erst verwandeln, so dass sie ihren eigenen Vorstellungen von dem entspricht, was so eine Frau sein könnte. Klingt das einigermaßen einleuchtend?«
»Ich habe einen Schwager«, erklärte Jason, »der ist auch so ein Typ. Dauernd mäkelt er an meiner Schwester rum, sie soll dies machen oder jenes, sich so anziehen oder anders. Er lässt sie nie in Frieden. Ich gebe den beiden noch ein, zwei Jahre, dann ist die Ehe kaputt.«
»Wir verstehen uns also«, sagte Delaney erfreut. »Aus eben solchen Gründen fühlte Ellerbee sich zu Joan Yesell hingezogen. Er wollte sie neu erschaffen. Und noch etwas, es ist Ihnen doch aufgefallen, dass alle, die wir befragten, Ellerbee als einen ausgesprochenen Glückspilz bezeichneten, weil er eine schöne Frau mit viel Geld an Land gezogen hatte. Jetzt frage ich euch: Wie lange kann man so etwas ertragen? Es muss einem doch zum Halse heraushängen, immer wieder dasselbe zu hören. Da könnte man leicht in Versuchung kommen, sich ein unscheinbares Mäuschen zuzulegen, das einen für den lieben Gott hält. Vielleicht war Ellerbee auch bloß auf Abwechslung aus. Oder die Yesell war im Bett die Größte, gleich nach Cleopatra. Mindestens besser als seine Diane. Wie auch immer, es gibt genügend Gründe, die dafür sprechen, dass Ellerbee fremdgegangen ist.« Delaney wackelte bekümmert mit dem Kopf. »Der arme Mann, er hätte dringend psychiatrische Behandlung gebraucht.«
24
Obwohl alle Beteiligten sich die größte Mühe gaben, blieb das Ergebnis mager, und am 27. Dezember abends wusste Delaney kaum mehr als tags zuvor.
Helen Venable erbot sich, auf die Bibel zu schwören, dass Joan Yesell weder schwanger war, noch es je gewesen sei, aber beweisen konnte sie nichts dergleichen. Jason flog aus der Praxis von Yesells Hausarzt heraus, ohne das geringste erfahren zu haben. Und die Ausbeute im St.-Vincent-Hospital war die gleiche: absolute Fehlanzeige. Die Nachforschungen in den Eisenwarenhandlungen brachten auch nicht mehr: Niemand erinnerte sich, jemandem, der Joan Yesell geähnelt hätte, einen Treibhammer verkauft zu haben. Der Hausmeister wusste nicht mal, was ein Treibhammer ist, davon, dass er einen besaß, nicht zu reden.
»Dann bleibt uns nichts weiter übrig, als selber mit Joan Yesell zu sprechen«, seufzte Delaney. »Da fällt mir ein, dass ich Thorsen gegenüber vor mehr als einer Woche die Vermutung geäußert habe, die Mama könnte möglicherweise lügen, um zu vertuschen, dass das Töchterchen eine Affäre hat. Das war ein Schuss ins Schwarze, bloß wer hätte damals vermutet, dass sie eine Affäre mit dem Ermordeten hatte?«
Sie fuhren zu dritt in Jasons Wagen zu Yesells und trafen sich vor dem Haus mit Helen Venable.
Die fragte als erstes: »Wollen Sie Joan verhaften?«
»Soweit sind wir noch nicht. Einen Haftbefehl haben wir nicht, und hinreichende Beweise auch nicht. Sollte sie gestehen, sieht die Sache allerdings anders aus. Ist sie zu Hause?«
»Beide.«
»Gut. Sprechen Sie mit ihr über die Haussprechanlage, und dann gehen wir gemeinsam hinauf.«
Als sie in die von Polstern überquellende Wohnung, man muss
Weitere Kostenlose Bücher