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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Pracht!«
    »Hm. Sehr hübsch. Wo kriegt man um diese Jahreszeit Flieder her? Lies mal die Karte.«
    Monica riss den Umschlag auf und deklamierte: »›Die besten Wünsche für die Feiertage sendet Mrs. und Mr. Delaney Diane Ellerbee. ‹ Ist das nicht reizend von ihr, Edward?«
    »Sehr aufmerksam. Das muss sie ein Vermögen gekostet haben.«
    »Möchtest du vielleicht eine Nelke für dein Knopfloch?« fragte sie schelmisch.
    Er lachte. »Hast du mich je mit einer Blume im Knopfloch gesehen?«
    »Nie. Nicht mal an unserem Hochzeitstag.«
    »Und was würdest du sagen, wenn ich plötzlich mit einer Rose im Knopfloch erschiene?«
    »Ich hätte sofort den Verdacht, dass du dich verliebt hättest, Edward.«
    Sie verzehrten ein geruhsames Mahl in der Küche, tranken dazu einen kalifornischen Chablis, der allerdings hätte trockener sein können. Dabei sprachen sie ausführlich darüber, wie prächtig die beiden Mädchen aussähen und wann sie spätestens zu Hause sein mussten.
    » Sagen wir um zwei Uhr früh«, meinte Delaney.»Ich weiß nicht mehr, wie lange die Mitternachtsmesse dauert, aber anschließend wollen sie bestimmt noch irgendwohin gehen, auf einen Schlummertrunk.«
    »Zwei Uhr früh?« Monica traute ihren Ohren nicht. »In ihrem Alter musste ich spätestens um zehn zu Hause sein.«
    »Und das ist erst wenige Jahre her«, neckte er.
    Sie versetzte ihm einen Klaps. »Ich gehe mal rauf und sehe nach, was die beiden da treiben.«
    Delaney räumte auf und inspizierte anschließend seine Hausbar; was konnte er den »jungen Herren‹ eigentlich anbieten? Er entschloss sich für etwas ausgesprochen Altmodisches, eine Mischung aus Gin, süßem und trockenem Wermut, und Orangensaft. Das schmeckte gerade richtig. Den Krug damit stellte er in den Kühlschrank, ging dann ins Wohnzimmer, ließ die Kerzen am Weihnachtsbaum erstrahlen und setzte sich andächtig davor. Das täuschte jedoch, denn in Wahrheit grübelte er darüber nach, wie der alte Calazo seiner Sache so sicher sein konnte: Ronald Bellsey sei, so behauptete er kategorisch, nicht der Mörder von Ellerbee.
    Zu dieser Bewertung dürfte ihn mehr bewogen haben als das Ergebnis einer freundschaftlichen Unterhaltung. Immerhin musste man den Bericht als solchen zu den Akten nehmen. Bellseys Alibi war von Calazo bestätigt worden. Blieb noch Joan Yesell…
    Als er die Haustürglocke hörte, war es kurz nach acht. Jedenfalls kamen die Verehrer pünktlich. Er stapfte in den Korridor und rief ins Treppenhaus: »Eure »jungen Herren‹ sind da!«
    Und jung waren sie wirklich! Aber in Delaneys Augen waren heutzutage auch Streifenpolizisten blutjung, und schlimmer noch, man wählte nun auch schon Präsidenten, die jünger waren als er.
    Im Smoking sahen die beiden höchst präsentabel aus, auch wenn gerüschte Hemden und Schleifen nicht ganz nach seinem Geschmack waren, doch musste man wohl mit der Zeit gehen. Zu schaffen machte ihm, dass er die beiden nicht auseinanderhalten konnte, sie ähnelten sich zu sehr. Ebenso wusste er nicht, wie er sie anreden sollte.
    »Vielleicht trinken wir etwas, bis die Damen kommen?« schlug er vor.
    »Machen Sie sich bitte keine Mühe, Sir«, sagte der eine.
    »Wir haben für neun einen Tisch bestellt«, der andere.
    »Das reicht allemal«, beruhigte Delaney sie. »Es ist alles schon fertig.« Er holte den Krug mit den Cocktails und goss ein.
    »Auf ein schönes Weihnachtsfest!«
    »Auch Ihnen ein gutes Fest, Sir«, sagten sie einstimmig und nahmen einen Schluck. Danach wechselten sie einen Blick.
    »Schmeckt wie ein Screwdriver«, sagte der eine.
    »Aber mit Wermut drin«, der andere. »Nicht wahr, Sir?«
    »Ja.«
    »Egal, was drin ist, es schmeckt hervorragend. Ich hätte Lust, das ›Plaza‹ sausenzulassen und hierzubleiben.«
    »Es ist ein ganz altmodischer sogenannter Bronx-Cocktail: Gin, süßer und trockener Wermut und Orangensaft.«
    »Den sollte man auf Flaschen füllen, damit ließe sich ein gutes Geschäft machen.«
    Delaney fand beide recht nett. Nicht, dass sie besonders gut ausgesehen hätten - Gott allein wusste, was Frauen an Männern gefiel! —, aber sie waren alert, witzig, behandelten ihn mit Achtung. Sie hatten auch gegen einen kleinen Plausch nichts einzuwenden, die Unterhaltung plätscherte also unbeschwert dahin.
    Als erste erschien Monica, bei deren Auftritt die beiden sich sogleich erhoben, ein weiterer Pluspunkt. Delaney schenkte ihr ein und hörte sich an, wie sie innerhalb von fünf Minuten von ihnen erfuhr, wie

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