Die vierte Todsuende
Jason hörten gespannt zu, und Delaney sah: Die beiden zu überzeugen, würde nicht schwerfallen, die wollten glauben.
»Das erklärt seine letztwillige Verfügung«, überlegte Boone laut. »Indem er allen Patienten ihre Schulden erließ, profitierte auch Yesell, unauffällig.«
»Ganz recht. Sie schuldete ihm sehr viel mehr als irgend sonst ein Patient. Aus seinem Terminkalender ist zu ersehen, dass sie in diesem Jahr elf Mal außer der Reihe gekommen ist, als späte Patentin sozusagen, und jedes Mal freitags. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die letzte derartige Eintragung vom April stammt. Was aber meiner Meinung nach nicht bedeutet, dass keine Sitzungen mehr stattfanden, sondern nur, dass er sie nicht mehr vermerkt hat.«
»Sie glauben, er hat's mit ihr getrieben, Sir?« fragte Jason.
»Sieht mir ganz so aus. Ein gesunder, gutaussehender Mann wie er, der hat sich von ihr nicht bloß die Karten legen lassen.«
Boone erinnerte die beiden anderen: »Doc Samuelson und die Witwe schwören Stein und Bein, dass er nicht fremdgegangen ist.«
»Kann sein, sie wissen davon nichts, Sergeant. Vielleicht haben sie gelogen, damit es keinen Skandal gibt. Es ist im Moment auch weiter nicht wichtig. Wichtig ist, dass die Yesell öfter freitags abends mit ihm in der Praxis zusammen war, während seine Frau schon nach Brewster hinausfuhr. Jedenfalls sehe ich das so. Außerdem berichtet Konigsbacher, dass Symington Doktor Ellerbee um 21 Uhr an einem Freitagabend allein in seinem Wagen auf der 1. Avenue gesichtet hat. Vermutlich hatte er gerade die Yesell heimgebracht und war unterwegs nach Brewster.«
»Die Yesell hat keinen eigenen Wagen«, nickte Jason, »also fuhr sie mit dem Bus oder einem Taxi zu Ellerbee. Und er fuhr stadtauswärts bei ihr vorbei und setzte sie ab. Passt haarscharf.«
»Und es passt auch, dass sie versucht hat, sich die Pulsadern zu öffnen, gleich nachdem wir sie befragten«, fügte Boone an.
»Und Mama lügt, was das Zeug hält, um sie zu decken«, setzte Jason hinzu. »Das sollte eigentlich ausreichen.«
Sie schauten einander an und verzogen verbittert die Gesichter, als ihnen klar wurde, dass dies kein ausreichendes Beweismaterial darstellte.
»Wir müssen uns die beiden Yesells nochmals vornehmen, und zwar intensiv. Bloß würde ich vorher gern noch einige Kleinigkeiten aufklären. Angenommen, sie ist die Mörderin, welches Motiv hatte sie? Kann sein, er hatte ihr versprochen, sich scheiden zu lassen und sie zu heiraten, und sich dann gedrückt. Das wäre Möglichkeit Nummer eins. Nummer zwei wäre, er hat sie angebufft.«
»Jesus Maria«, ächzte Boone, »sie angebufft?«
»Nicht auszuschließen. Diese Venable oder wie sie heißt, die steht sich doch angeblich gut mit der Yesell, die soll herausbekommen, ob die Yesell schwanger ist oder eine Abtreibung hatte. Und Sie Jason, Sie stellen fest, wer ihr Hausarzt ist. Der wird Ihnen wahrscheinlich nicht das geringste erzählen, doch probieren können wir es. Boone, Sie gehen noch mal ins St.-Vincent-Hospital und versuchen herauszubekommen, ob jemand auf Yesells Krankenpapieren so was wie eine Schwangerschaft vermerkt hat. Hören Sie sich auch noch mal beim Personal um.«
»Da sehe ich schwarz«, murmelte Boone.
»Mit Recht. Trotzdem müssen wir es versuchen. Und dann müssen wir in den Eisenwarengeschäften in ihrer Nachbarschaft und in der Gegend ihres Arbeitsplatzes nachfragen, ob jemand, auf den ihre Beschreibung passt, einen Treibhammer gekauft hat.«
Jason fragte neugierig: »Sie glauben also wirklich, Sir, dass sie Ellerbee erschlagen hat?«
»Ich glaube, sie war an jenem Abend dort und weiß mehr, als sie uns sagt. Wie auch immer, macht euch an die Arbeit, und morgen Abend knöpfen wir sie uns zu dritt vor. Kann sein, ich nehme auch Venable mit, damit die Yesell nicht total durchdreht. Aber ausquetschen werde ich die junge Dame.«
»Man könnte sie auch verhaften?« schlug Boone vor.
»Auf was hin, bitte sehr? Wenn wir ihr nicht wenigstens nachweisen können, dass sie einen Hammer gekauft hat, haben wir nichts in der Hand. Unsere einzige Hoffnung ist, dass sie gesteht. Spaß wird mir das nicht machen, sie ist schließlich eine bejammernswerte Person, aber davon dürfen wir uns nicht beeinflussen lassen. Ich hab mal den Fall einer Frau bearbeitet, die war fast eine Zwergin, und gewogen hat sie keine 40 Kilo, aber sie konnte ihrem Freund mit einem Backstein den Schädel einschlagen, während er schlief. Manches Schäfchen
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