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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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blickte seine Untergebenen an. »Haben Sie das gehört? Sie meinte, man würde ihre Tochter nicht verdächtigen?« Und wieder zu Joan Yesell: » Gut. Nun das Ganze noch mal von vorne.«
    Diesmal setzte er ihr mit Fragen nach Einzelheiten mehr zu als beim ersten Verhör — waren noch andere Fahrgäste in ihrem Bus? Könnte sie den Fahrer beschreiben? Hatte sie jemanden gesehen, als sie von der Bushaltestelle zum Haus ging? Wann hatte sie bei Ellerbee angerufen, um zu sagen, dass sie sich verspäten würde? Konnte sie eine Beschreibung des Taxifahrers geben, der sie nach Hause gebracht hatte?
    Ferner: Wann war es zwischen ihr und Ellerbee ›ernst‹ geworden? Im März. Wie oft kamen sie zusammen? — So oft als möglich, zwei-, dreimal im Monat. Hatte er ihr versprochen, sich scheiden zu lassen und sie zu heiraten? — Ja. Wann sprach er das erste Mal von Scheidung? — Vor etwa drei Monaten. Gab er ihr Geld? — Nein. Aber er machte ihr Geschenke. Welcher Art? — Gelegentlich Schmuck, auch einen seidenen Schal. Dinge dieser Art.
    Hatte ihre Mutter von dem Verhältnis gewusst? — Ja. Haben Sie Einwände dagegen erhoben, Madam? — Nicht eigentlich. Hat Ellerbee gesagt, dass seine Frau wusste, was vorging? — Nein. Aber, dass er sie um die Scheidung bitten wollte, hat er gesagt? — Ja. Ob er dies je wirklich getan hat, wissen Sie jedoch nicht?—Nein.
    Delaney war während dieser Vernehmung in Hochform, er änderte seine Lautstärke und seinen Ton immer wieder überraschend, blaffte, säuselte, polterte, brüllte, brachte beide Frauen zum Weinen, ließ ihnen Zeit, sich wieder zu fassen. Geriet Joan an den Rand eines hysterischen Ausbruchs, nahm er sich die Mutter vor. Immer wieder überfiel er sie mit ganz unerwarteten Fragen.
    Nachdem auf diese Art mehr als zwei Stunden verstrichen waren, in denen weder er noch seine Begleiter den Mantel abgelegt oder sich hingesetzt hatten, sagte er unerwartet: »Das reicht mir für heute. Halten Sie sich zur Verfügung, Miss Yesell. Es sind noch mehr Fragen zu beantworten. Und lassen Sie sich nicht einfallen, zu verreisen. Sie werden observiert.«
    Und er machte sich zum Abgang bereit. Helen Venable fragte: »Darf ich noch hierbleiben, Sir?«
    Delaney schaute sie nachdenklich an. »Ja, tun Sie das. Trinken Sie einen Tee mit den Damen.«
    Jason fuhr, Delaney und Boone saßen hinten.
    »Es stinkt nach Katze da drinnen«, beschwerte sich Boone. »Egal, wie oft man das Katzenklo säubert, wenn man Katzen in der Wohnung hat, stinkt es nach ihnen.«
    Sie überlegten, wie die Angaben von Joan Yesell betreffend Bus und Taxi nachzuprüfen seien, und Delaney sagte: »Ihr schreibt beide noch heute Abend jeder seinen Bericht. Ich schreibe meinen, zu dritt sollten wir imstande sein, uns an alles zu erinnern.«
    Als Jason vor Delaneys Haus hielt, machte dieser keine Anstalten auszusteigen. »Lasst uns mal abstimmen«, schlug er vor. »Jason, Sie als erster. Hat sie die Wahrheit gesagt?«
    »Ich glaube schon, Sir. Ich traue ihr weder die Kraft noch den Schneid zu, den Mann hinzumachen, den sie liebte.«
    »Sergeant?«
    »Ich glaube, sie hat die Wahrheit gesagt. Im zweiten Verhör ist sie von ihrer ersten Aussage keinen Zentimeter abgewichen. Entweder ist sie eine tolle Schauspielerin, oder sie hat die Wahrheit gesagt.«
    »Ich fürchte, ihr habt beide recht«, sagte Delaney verdrossen, »Kommt hinzu«, gab Boone zu bedenken, »dass Samuelson in Brewster ausdrücklich gesagt hat, er kennt keinen Fall, wo ein potentieller Selbstmörder einen Mord begangen hat.«
    Delaney zuckte zusammen und blickte Boone an: »Mann, Mann, ich glaube fast, Sie haben da gerade eben die Zauberformel ausgesprochen.« Und ohne sich näher zu erklären, entstieg er dem Wagen und erklomm die Stufen zu seinem Haus. Er legte Hut und Mantel in der Garderobe ab und ging ins Wohnzimmer. Die Mädchen waren mit ihren Verehrern im Theater, aber immerhin war seine Frau da, die nicht nur dem Fernsehprogramm folgte, sondern zugleich eine Strichliste für die erhaltenen und abgesandten Weihnachtskarten auf den neuesten Stand brachte. Er küsste sie auf die Wange.
    »Wie ist es gegangen?«
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Ich erzähl es dir später. Erst muss ich telefonieren und dann noch was raussuchen. Zeit haben wir im Moment leider so gut wie überhaupt keine mehr füreinander.«
    »Und wer ist daran schuld, bitte sehr?«
    Es verging fast eine halbe Stunde, bevor er den Polizeipsychiater Dr. Murray Waiden ans Telefon bekam,

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