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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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der an einem Ball im ›Americana‹ teilnahm. Man musste ihn erst ausrufen.
    »Delaney«, meldete Dr. Murray sich drohend, »wenn Sie nichts wirklich Wichtiges haben, bringe ich sie um! Ich war eben dabei, den besten Tango seit Valentino aufs Parkett zu legen.«
    »Es ist wichtig genug. Eine einzige Frage, und ich möchte ein ›Ja‹ oder ›Nein‹.«
    »Na, na, Sie wissen, das kann ich nicht versprechen.«
    »Schlimmer wie die Rechtsverdreher seid ihr! Also: Ich habe es mit einer Frau zu tun, die vier Selbstmordversuche hinter sich hat. Ist es wahrscheinlich, dass sie einen Mord begeht?«
    Schweigen.
    »Hallo! Sind Sie noch da, Waiden!«
    »Ja, ja, aber lassen Sie mich wiederholen: Ist es wahrscheinlich, dass ein potentieller Selbstmörder einen Mord begeht? Das meinen Sie doch? Die Antwort lautet: Nein. Womit nicht ausgeschlossen ist, dass so was vorkommt. Nur ich selber habe noch nie von einem solchen Fall gehört, das passt im Grunde nicht zusammen.«
    »Haben Sie schönsten Dank, Doc. Und tanzen Sie Ihren Tango zu Ende.«
    Sodann suchte er bestimmte Schriftstücke aus seinen Aktenordnern heraus und legte sie fein säuberlich Kante neben Kante auf seinem Schreibtisch aus, betrachtete sie mit großer Genugtuung und stellte fest, dass dies die Stücke des Puzzles waren, die sich nunmehr zu einem Bild zusammenfügten. Er öffnete die Tür zum Wohnzimmer und sagte: »Könntest du mal einen Moment kommen, Monica?«
    Sie blickte auf. »Aha, jetzt hast du Schuldgefühle, weil du mich vernachlässigst.«
    »Sehr richtig. Ich brauche aber dein Urteil über gewisse Dinge.«
    »Du siehst ja richtig feierlich aus, Edward«, sagte sie und setzte sich ihm gegenüber.
    »Ernst vielleicht, aber doch nicht gleich feierlich. Übrigens kann es auch länger dauern als nur einen Moment.« Und er berichtete über die vorgefallenen Begebenheiten.
    »Was meinst du dazu?« fragte er, nachdem er die Geschichte von Joan Yesell erzählt hatte.
    »Das arme Ding. Bist du sehr rüde mit ihr umgegangen, Edward?«
    »So rüde als nötig. Meinst du, sie hat die Wahrheit gesagt?«
    »Glauben könnte ich es schon. So eine verletzliche Frau! Und jünger wird sie auch nicht. Ein gutaussehender Mann wie Ellerbee sagt ihr, dass er sie liebt. Edward, das muss eine Romanze gewesen sein, wie sie sie aus dem Fernsehen kannte. Vielleicht gar für sie die letzte Gelegenheit, ein inniges Verhältnis zu einem Mann anzuknüpfen. Abgesehen vom Sex, der gewiss eine große Rolle spielte. Hätte er sich geweigert, sich scheiden zu lassen und sie zu heiraten, würde sie das vermutlich hingenommen haben. Für sie war doch das Wichtigste, mit ihm zusammen zu sein.«
    »So sehe ich das ebenfalls. Man darf auch nicht vergessen, dass er als Arzt eine Art Vaterfigur war, noch dazu gütig und voller Anteilnahme.«
    »Übertragung nennen die Psychofritzen das.«
    »Meinetwegen. Jedenfalls glaube ich nicht, dass sie den Mord begangen hat, Boone und Jason übrigens auch nicht. Damit sind wir wieder am Anfang. Die Sache mit dem zweiten Satz Fußabdrücke ist auch noch unklar. Aber Boone hat heute Abend etwas gesagt, was mich daran erinnerte, dass Samuelson neulich in Brewster behauptete, wer zu Selbstmord neige, eigne sich nicht zum Mörder.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Du warst in der Küche, als die Rede darauf kam. Vorhin rief ich unseren Polizeipsychiater an, einen gewissen Waiden, und der bestätigte, was Samuelson meint.«
    »Warum ist das so wichtig, Edward? Es wäre doch nur ein Hinweis mehr darauf, dass Joan Yesell es nicht gewesen ist?«
    »Tja, mir ist aber eingefallen, dass Ellerbees Witwe, als sie mir die Liste mit den Namen der Patienten ihres Mannes gab, sagte, sie habe auch Joan Yesell aufgeführt, weil von der angenommen werden müsse, dass sie aufgrund mehrerer fehlgeschlagener Selbstmordversuche plötzlich gewalttätig, sprich mordlüstern werden könnte. Ich habe es eben rausgesucht.« Er hielt ihr ein Blatt Papier hin. »Sie hat sich wirklich so ausgedrückt, da steht es. Nun gilt Diane Ellerbee als sehr tüchtige Psychologin, warum also sollte sie eine solche Behauptung aufstellen, wenn sowohl Samuelson wie auch Waiden das als ganz abwegig bezeichnen?«
    Er betrachtete seine Frau genau und sah, wie ihre Miene sich veränderte, als ihr dämmerte, was das bedeuten konnte.
    »Willst du damit andeuten…«
    »Ich deute gar nichts an, sondern ich sage es rundheraus: Diane Ellerbee hat ihren Mann ermordet.«
    »Aber du hast ni…«
    »Moment

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