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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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mal! Bevor du mich für verrückt erklärst, will ich dir noch einige Einzelheiten verraten. Ich fange am besten mit meiner eigenen Dummheit an - ich hätte es längst sehen müssen. Etwa 75 Prozent aller Morde werden von dem überlebenden Ehegatten begangen, von Verwandten oder Freunden des Opfers. Das weiß ich seit Ewigkeiten. In diesem Fall aber habe ich es nicht bedacht. Wie kommt das? Weil Diane Ellerbee mich so sehr beeindruckt hat, schön und gescheit, wie sie ist. Deshalb konnte ich sie nicht in der Rolle der brutalen, kaltblütigen Mörderin sehen.«
    »Sie kann doch unmöglich…«
    »Lass mich erst mal ausreden. Dass ich die Statistik missachtet habe, war aber nicht mein schlimmster Fehler. Ich habe mich auch über ganz Offenkundiges hinweggesetzt. Und in diesem Fall ist das ihre Behauptung, gegen 18 Uhr 30 aus Manhattan abgefahren und gegen 20 Uhr in Brewster angekommen zu sein. Wer behauptet das? Sie. Wer beweist es? Niemand. Und blöd, wie ich bin, habe ich keinen Moment daran gezweifelt, dass es so war. Ich habe ihre Behauptung nicht überprüft.«
    »Das bedeutet doch noch nicht, dass sie die Mörderin war.«
    »Nein? Dann lass mich dir mal ausmalen, wie ich mir den Ablauf vorstelle. Ellerbee hat tatsächlich was für die Yesell übrig, er macht ihr das nicht nur vor. Folglich bittet er seine Frau, in die Scheidung einzuwilligen. Ich schätze, das war so drei, vier Wochen vor seiner Ermordung. Kann auch sein, dass sie selber dahintergekommen ist, das ist einerlei. Dass er aber die Scheidung verlangt, das wirft sie um. Sie, die goldene Göttin, soll einer grauen Maus weichen? Das will sie nicht hinnehmen.
    Am Freitagabend sagt sie ihm, sie will wie üblich schon nach Brewster vorausfahren, er soll kommen, wenn sein letzter Patient gegangen ist, der, wie sie sehr wohl weiß, Joan Yesell heißen dürfte. Sie holt den Wagen aus der Garage, bleibt aber in der Stadt. Mag sein, sie fährt eine Weile herum, ich glaube aber eher, dass sie auf der 84. Straße so parkt, dass sie ihre Haustür im Blick hat. Die Yesell verspätet sich an diesem Abend des Wetters wegen, aber der Ellerbee ist das egal. Ich glaube, sie hatte sich in einen furchtbaren Zorn gesteigert, und es ist meine feste Überzeugung, dass sie die beiden überraschen und alle beide umbringen wollte. Und zwar mit dem Hammer. Wo sie den her hat, weiß ich noch nicht, aber das kriege ich schon noch raus.
    Wie auch immer, sie ist in einem Zustand brutaler Mordlust, und als die Yesell um halb neun immer noch nicht gekommen ist, denkt sie, hol sie doch der Geier, ich mache jetzt den Mann kalt, der mich betrogen hat. Und genau das tut sie. Die tödlichen Schläge wurden übrigens gegen seinen Hinterkopf geführt. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt, weil er auf nichts Schlimmes von ihr gefasst war. Als er tot ist, dreht sie ihn auf den Rücken und verstümmelt seine Augäpfel. Hier, ich hole dir was zu trinken, du bist ja ganz blass.«
    Er holte eine Flasche Frascati und zwei Gläser aus der Küche.
    »Das war wohl ein bisschen zu realistisch, aber ich möchte, dass du mir sagst, ob du Löcher im Gewebe entdeckst. Ich finde, alles passt zusammen, es ist sozusagen zwingend.«
    »Das mag ja sein«, sagte sie widerstrebend, »ich frage mich bloß, warum? Nur, weil sie betrogen worden war?«
    »Zum Teil wohl deshalb. Das war aber nicht alles. Ich habe diese Frau völlig falsch beurteilt. Ich hielt sie für kalt, für unerhört selbstbeherrscht, für jemand, der nichts Unüberlegtes tut. Jetzt bin ich der Meinung, dass hinter dieser Fassade alles Mögliche brodelt.«
    Er hätte ihr gerne auch noch seine Theorie darüber erklärt, weshalb Diane Ellerbee die Augen ihres Mannes verstümmelte, doch fand er, Monica habe für einen Abend genug blutrünstige Dinge zu hören bekommen, jedenfalls sah sie recht mitgenommen aus.
    »Komm, lass uns fernsehen, vielleicht gibt es was Lustiges. Oder lass uns einfach still beisammen sitzen und über anderes reden. Wir haben lange keinen Abend mehr für uns gehabt.«
    Sie lächelte matt. »Das haben wir wirklich nicht. Was wirst du jetzt machen, Edward? Willst du sie verhaften?«
    Er schüttelte den Kopf. »Dafür reicht es nicht. Was ich dir erzählt habe, sind meine Mutmaßungen. Wir müssen stichhaltige Beweise sammeln. Vielleicht finden wir die, vielleicht auch nicht. Aber eines versichere ich dir heute schon: Diese Dame mit den blutigen Händen kommt mir nicht ungeschoren davon.«

25
    Am 28. Dezember morgens, an einem

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