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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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nützte uns nichts. Ich bezweifle stark, dass er nach zwei Monaten in fließendem Wasser noch Blutspuren oder Fingerabdrücke aufweist.«
    »Aber er ist da, verflixt noch mal, ich bin überzeugt davon!« explodierte Boone.
    »Ja, ja, Sie sind überzeugt, ich bin es und Jason auch. Aber hilft uns das, die Witwe hinter Schloss und Riegel zu bringen?«
    »Heißt das, wir nehmen sie nicht fest, Sir?« fragte Jason erstaunt.
    »Nicht jetzt«, sagte Delaney gedehnt. »Noch fehlt uns alles, was für Anklage, Verhandlung und Verurteilung ausreicht. Es muss eine Möglichkeit geben, sie zu erledigen, nur fällt mir im Moment nicht ein, wie ich das anstellen soll.«
    »Und wenn wir ihr nun zu dritt auf den Pelz rücken, sie scharf ins Verhör nehmen? Würde sie nicht gestehen?«
    »Nicht Diane Ellerbee. Wissen Sie nicht, was die sagen würde? ›Auf Ihre Fragen zu antworten, das habe ich gar nicht nötig‹. Und damit wäre sie noch dazu im Recht.«
    »Also sind wir mattgesetzt«, stellte Jason fest.
    »Noch nicht«, widersprach Delaney.
    Gegen Mitternacht wurde es bei Delaneys ruhig: Jason und Boone waren abmarschiert, ebenso die jungen Leute. Die Mädchen waren oben, bürsteten die Haare und kicherten. Delaney als getreuer Hausvater machte die Runde prüfte die Türen. Dann schleppte er sich ermattet die Treppe rauf, setzte sich auf die Bettkante und sammelte Kraft, um sich zu entkleiden.
    Monica saß am Frisiertisch und bürstete ihr Haar. Er sah ihr lange schweigend zu. Ohne sich umzudrehen, fragte sie: »Willst du erzählen?«
    Er tat es.
    »Verhaften willst du sie nicht?«
    »Ich kann nicht.«
    »Aber du bist davon überzeugt, dass sie es getan hat?«
    »Völlig. Du nicht?«
    »Ich muss es wohl. Nur fällt es mir schwer, das zuzugeben. Ich habe diese Frau bewundert.«
    »Ich doch auch. Ich bewundere sie sogar immer noch. Bloß jetzt aus anderen Gründen. Sie hat alles sehr, sehr gut eingefädelt und bislang nur unbedeutende Fehler gemacht, keine, die ihr das Genick brechen können.«
    »Du musst an ihr etwas bemerkt haben, das mir völlig entgangen ist.«
    »Es hat angefangen, als wir uns über schöne Frauen unterhalten haben und darüber, wie sie denken.«
    Sie legte die Bürste hin und trat zu ihm ans Bett. »Zieh mal dein Hemd aus und setz dich bequemer hin.« Er gehorchte, und sie begann die Muskeln in seinen Schultern und im Nacken kräftig durchzukneten.
    Er stöhnte. »Mach weiter so. Wie hoch ist dein Stundenlohn?«
    »Das geht auf Rechnung des Hauses. Wie war das noch mit den schönen Frauen?«
    »Sie können die Wirklichkeit nicht ertragen, zumindest nicht unsere Wirklichkeit. Sie bewohnen eine glitzernde Glaskugel. Du weißt schon, Briefbeschwerer mit einer Schweizer Landschaft, wenn man sie umdreht, fällt Schnee. Ein Märchenland. Da wohnen die schönen Frauen. Bewundert von aller Welt. Geliebt von reichen Männern. Ohne, dass sie den kleinen Finger rühren, gehen alle ihre Wünsche in Erfüllung.«
    »Und so eine war Diane auch?«
    »Bestimmt. Schönheit ist etwas Geniales, das lässt sich nicht bestreiten. Man hat sie oder hat sie nicht. Auftritt Simon Ellerbee, ihr Lehrer. Der macht ihr klar, dass sie nicht bloß schön ist, sondern auch gescheit. Die Kristallkugel, in der sie lebt, glänzt nun noch strahlender als früher.«
    »Dann verlangt er die Scheidung?«
    »Richtig. Ah, das ist gut. Ein bisschen weiter oben. So, ja. Also er will sich scheiden lassen, und ich wette meinen letzten Hosenknopf, das war die erste Niederlage ihres Lebens. Jeder muss lernen, mit solchen Sachen umzugehen. Jeder, ausgenommen schöne Frauen. Die leben ja in ihrer Glaskugel. Es muss ein furchtbarer Schlag für sie gewesen sein. Der Mann, der ihr gezeigt hat, dass sie auch klug ist, braucht sie überhaupt nicht mehr, weder ihre Schönheit noch ihre Intelligenz. Kannst du dir vorstellen, was das für ihr Selbstwertgefühl bedeutet hat?«
    »O ja.«
    »Wenn einen jemand verletzt, schlägt man zurück, so ist der Mensch nun mal. Nur war diese Verletzung ihren Empfindungen nach lebensgefährlich, und so reagiert sie denn auch, sie mordet. Ich sagte schon, ihre Wirklichkeit ist anders beschaffen als unsere. Als Ellerbee die Scheidung verlangte, fühlte sie sich nicht nur selbst vernichtet, sie sah ihre ganze Welt zerstört. Und das alles wegen einer grauen Maus ohne jedes Talent. Wenn so etwas möglich war, hatte ihre Realität keinerlei Substanz. Das leuchtet dir ein?«
    »Ich sage doch, du siehst Dinge die ich übersehe.« Sie

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