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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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ließ von ihm ab und deckte ihr Bett auf.
    »Soll ich das Fenster aufmachen?« fragte er.
    »Ja, aber nur einen Spalt. Gegen Morgen soll es Frost geben.«
    Er duschte, putzte die Zähne und stieg in seinen altmodischen Schlafanzug. Seine Frau hatte sich derweil im Bett aufgesetzt. »Heute mochtest du mich nicht sehr leiden, nicht wahr?« fragte er.
    »Mit ›Leiden mögen‹ hat das nichts zu tun, Edward, aber manchmal fürchte ich mich vor dir.«
    »Wie das?«
    »Du weißt eine Menge über diese Frau. Wenn du sie auseinandernimmst, klingt das alles so logisch. Was hältst du eigentlich von mir?«
    Er legte die Hand sanft gegen die Wange. »Für mich bist du eine großartige Person. Ich kann mir ohne dich ein Leben nicht vorstellen. Ich liebe dich, Monica. Das glaubst du mir doch?«
    »Ja. Aber du hast etwas an dir, das ich nicht verstehe. Du bist manchmal so… so streng. Wie Gottvater.«
    »Nicht annähernd«, schmunzelte er. »Findest du denn, dass Diane Ellerbee ungeschoren davonkommen sollte?«
    »Nein, selbstverständlich nicht.«
    »Selbstverständlich nicht. Fragt sich, wie ich das anstellen soll.«
    »Ja, wie, Edward?«
    »Ich werde ihre Glaskugel auf den Kopf stellen und zusehen, wie der Schnee fällt«, sagte er kalt.
    Er machte das Licht aus. »Und bitte, sage nicht wieder, dass ich dir angst mache. Das macht nämlich mir angst.«
    »Es stimmt ja auch nicht. Angst macht mir eher, dass solche Fälle dich förmlich besessen machen.«
    »Besessen? Ja, das ist wohl so. Vermutlich bringen nur Besessene wirklich etwas zuwege. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass Mörder frei ausgehen. Das beleidigt mich. Ist das denn so schlimm?«
    »Manchmal kannst du richtig rachsüchtig werden, Edward.«
    »Ja«, sagte er, ohne zu zögern, »dessen bekenne ich mich schuldig.«
    »Hast du kein Mitgefühl mit Diane Ellerbee?«
    »O doch, sie ist schließlich ein Mensch.«
    »Aber bedauern tust du sie nicht?«
    »Auch das.«
    »Trotzdem willst du sie zur Strecke bringen?«
    »Unbedingt. Und das reicht jetzt. Reden wir lieber von uns.«
    »Was gibt es über uns schon zu reden?«
    »Sind wir noch gut Freund miteinander?«
    »Rück mal näher. Ich zeig es dir.«

26
    Delaney bereitete sich auf die Zusammenkunft mit Doktor Samuelson gewissenhaft vor, er studierte nochmals alle vorhandenen einschlägigen Unterlagen. Zu Jason und Boone hatte er gesagt, er wolle bei Samuelson kräftig auf den Busch klopfen, doch darunter konnte man alles Mögliche verstehen, von mitfühlender Anteilnahme bis zu einer scharfen Vernehmung. Delaney glaubte, Einschüchterungsversuche würden bei dem Doktor das genaue Gegenteil dessen bewirken, was er sich wünschte; bessere Ergebnisse waren seiner Meinung nach zu erzielen, wenn er sich der Methode ›Ich brauche Ihre Hilfe‹ bediente.
    Der Vormittag war kalt, es ging zwar kein Wind, doch lag Frost in der Luft, als Delaney sich auf den Weg zur Madison Avenue machte. Er war froh, dass er warme Unterhosen trug und einen Schal aus Wolle. Die Hände samt Handschuhen versenkte er in den Manteltaschen, doch durch die Schuhsohlen spürte er das eisige Straßenpflaster.
    Samuelson begrüßte ihn mit einem, wie ihm schien, unsicheren Lächeln. Der zierliche Mann trug ausgelatschte Pantoffeln und eine Wolljacke. Unter dem Gewicht von Delaneys Mantel, den er ihm abnahm, schien er fast zu taumeln, hängte ihn jedoch mannhaft auf einen Haken und bot heißen Kaffee aus einer Thermosflasche an. Delaney akzeptierte dankbar.
    »Sehr liebenswürdig von Ihnen, mich zu empfangen, Doktor«, begann Delaney das Gespräch eher beiläufig, »ich behellige Sie ungern, doch haben unsere Ermittlungen ein paar Fragezeichen ergeben, und ich kann nur schlecht auf Ihre Mithilfe verzichten.«
    Samuelson machte eine Gebärde. »Was in meinen Kräften steht…«
    »Da ist zunächst einmal der Umstand, dass Doktor Ellerbee seit dem vergangenen Jahr eine Affäre mit einer seiner Patientinnen hatte, wie heißt sie doch gleich…? Yesell. Richtig. Joan Yesell.«
    Samuelson stierte ihn durch die dicken Augengläser an: »Das wissen Sie mit Bestimmtheit?«
    »Ja, selbstverständlich. Miss Yesell hat das ausgesagt, und es gibt auch Zeugen, die das bestätigen. Sie selber waren doch wohl Ellerbees engster Freund, haben ihn oft in der Stadt getroffen, waren übers Wochenende in Brewster draußen, kurz, Sie kannten ihn sehr gut und sagten uns doch, dass sie ihn für absolut treu hielten, dass die Ehe ausgesprochen glücklich sei? Also hatten Sie

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