Die vierte Todsuende
uns das hilft, was Sie gesagt haben, kann ich noch nicht sagen, aber so was kann man nie wissen. Es wäre uns sehr nützlich, wenn Sie die Namen der Patienten heraussuchten, denen Sie Gewalttätigkeiten zutrauen würden.«
»Ich spreche mit Julie«, nickte sie. »Ist er einverstanden, mache ich es. Auf jeden Fall bekommen Sie in Kürze Bescheid.«
Boone überreichte ihr seine Karte. »Sie erreichen mich unter dieser Nummer. Sie können da auch was für mich hinterlassen. Und nochmals vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft.«
Auf der Straße angelangt, wandten sie sich Richtung York Avenue, die Hände tief in den Taschen, die Schultern hochgezogen zum Schutz vor dem schneidenden Wind.
»Sie haben Ihre Sache sehr gut gemacht«, lobte Delaney.
»Was für eine schöne, schöne Person«, meinte Boone versonnen, »aber was haben wir erreicht? Nada.«
»Na, das möchte ich nicht so ausdrücken. Es war recht interessant. Und eine Schönheit ist sie wirklich.«
»Glauben Sie, es stimmt, dass ihr Mann ihr immer treu gewesen ist, Sir?«
»Weshalb sollte er nicht? Sie sind Rebecca treu, ich meiner Monica. Nicht alle Ehemänner rutschen durch alle erreichbaren Betten, Sergeant. Übrigens sollten Sie so bald wie möglich eine Zusammenkunft mit Dr. Samuelson vereinbaren. Vielleicht können wir ihn dazu bringen, dass er ihr erlaubt, aus der Patientenliste ihres Mannes die gefährlichen Typen rauszusuchen.«
»Offenbar gibt sie auf die Meinung von Samuelson sehr viel.«
»Das ist Ihnen also auch aufgefallen.«
Sie trennten sich an der York Avenue; Boone ging stadtwärts in Richtung seiner Wohnung. Delaney stracks nach Hause.
Er hatte für Monica einen Zettel hinterlassen, auf dem stand, er könne sich verspäten, sie möge nur schon anfangen mit dem Essen, doch erwartete sie ihn, im Backofen eine Kasserolle voll Rindfleisch mit Zwiebeln.
Beim Essen berichtete er über die Sitzung mit Mrs. Ellerbee, weil er hören wollte, was Monica dazu meinte.
»Tja, nach dem, was du da erzählst, kann man nur annehmen, dass sie übermäßig verbittert ist.«
»Ganz gewiss. Der Tod ihres Mannes hat sie schwer mitgenommen, und deshalb sitzt sie uns auch im Genick: Wenn sie uns keine Ruhe lässt, hat sie wenigstens das Gefühl, sie tut was in der Angelegenheit. Übrigens hatten sowohl Boone als auch ich den Eindruck, dass sie sehr großen Wert auf die Meinung von Dr. Samuelson legt. Er ist zwar der Präsident eines wichtigen Berufsverbandes, aber, dass sie ohne sein Einverständnis keinen Schritt tun will, finde ich übertrieben. Boone will versuchen, mit Samuelson eine Besprechung zu vereinbaren, vielleicht erfahren wir da mehr.«
»Glaubst du, dass ihr Mann ihr so treu war, wie sie sagt?«
Delaney war vorsichtig. »Ich habe keinen Grund, das Gegenteil anzunehmen.«
»Und ich habe nie auch nur den geringsten Klatsch über die beiden aufgeschnappt. Solche Sachen kommen doch immer irgendwie raus.«
»Tja, das ist wohl so. Diese Ellerbee ist jedenfalls eine sehr komplexe Person, und man wird sich gründlich mit ihr befassen müssen.«
»Verdächtigst du sie etwa, Edward?«
Er seufzte. »Ich verdächtige jeden. Und ich kenne schließlich die Zahlen.- Die meisten Kapitalverbrechen werden von Verwandten begangen oder von nahen Freunden. So betrachtet ist die Witwe grundsätzlich verdächtig. Ich gebe aber zu, dass ich bislang nicht den geringsten Grund habe, ihre Schuldlosigkeit zu bezweifeln. Aber wir sind ja auch erst am Anfang.«
Er half seiner Frau mit dem Geschirr und goss sich dann im Arbeitszimmer einen kleinen Cognac ein, setzte die Lesebrille auf und schrieb ein Gedächtnisprotokoll der Befragung von Mrs. Ellerbee nieder. Das kam in die Mappe mit ihrem Namen. Dabei wurde er zweimal unterbrochen, das erste Mal von Boone, der für sieben Uhr am nächsten Tag eine Verabredung mit Dr. Samuelson zustande gebracht hatte.
»Um sieben Uhr früh! Da schlafe ich ja noch!«
»Ich auch«, bestätigte Boone kummervoll, »aber diese Psychiater stehen früh auf, weil sie Patienten behandeln wollen, bevor die ins Büro gehen.«
»Na, meinethalben. Wir werden es auch um sieben schaffen. Wo wohnt er?«
Der zweite Anruf kam von Jason, der eben aus Brewster zurück war.
»Kein Treibhammer. Der Pole sagt, er hat keinen und auch nie einen gehabt. Und ich glaube ihm.«
»Es war ja nur ein Versuch. Aber wir mussten ihn machen.«
»Ellerbee selbst scheint sich auf Handwerkliches nicht verstanden zu haben«, fuhr Jason fort, »mehr als einen
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