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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Schraubenzieher und ein Hämmerchen hatte er nicht, beides mehr Spiel- als Werkzeug. Wenn was kaputt war, auch wenn bloß eine Dichtung ausgewechselt werden musste, hat er die Handwerker kommen lassen.«
    »Haben Sie das Haus gesehen?«
    »O ja, Sir. Nicht so sehr groß, dafür aber besonders schön. Jetzt ist zwar kein Laub an den Bäumen, aber man kann sich gut vorstellen, wie das im Frühjahr aussieht und im Sommer. Massenhaft Land rund rum, und dann dieser hübsche kleine Bach mittendurch. Dazu noch Patio, Schwimmbecken und Garten. Alles komplett.«
    »Klingt ja gut«, knurrte Delaney, »ich muss mir das selber mal ansehen. Hier sieht es so aus: Parnell durchleuchtet Ellerbees und Samuelsons Finanzen, und ich möchte, dass Sie sich in Ellerbees Vergangenheit mal ganz allgemein umsehen — Familie, Ausbildung und so weiter. Das alles finden Sie in ›Who is Who‹, in Handbüchern von Universitäten, Jahrbüchern der Psychiater-und Psychologenvereinigungen und was weiß ich noch, wo. Machen Sie's so gründlich, wie Sie es für nötig halten.«
    »Ja, Sir, bloß…, ich hab so was noch nie gemacht, Sir!«
    »Dann wird es höchste Zeit, dass Sie damit anfangen. Machen Sie es mit leichter Hand. Erschrecken Sie niemanden. Sie kriegen auf diese Weise Verbindungen, die Sie vielleicht mal brauchen können.«
    »Gleich morgen früh fange ich an, Sir. Wann brauchen Sie das Zeug?«
    »Vorgestern. Und jetzt schlafen Sie sich aus.«
    Kurz nach Mitternacht ging er rauf, duschte als erster, während Monica noch das Haar bürstete, und als sie ins Bad ging, ertappte sie ihn dabei, wie er vor dem großen Spiegel stehend den Bauch einzog.
    »Na, jetzt weiß ich doch, dass du die Ellerbee heute wirklich kennengelernt hast«, neckte sie ihn.
    Er grinste säuerlich. »Du verstehst es großartig, immer an den wundesten Punkt zu rühren.«
    Sie lachte nur und tätschelte seine Schulter. »Du gefällst mir so, wie du bist, Alterchen.«
    »Alterchen? Ich werde dir schon Alterchen geben!« versetzte er mit gespieltem Ingrimm.
    Beide mussten kichern, balgten sich ein bisschen herum, und die Balgerei endete in einer Umarmung.
    Später, als sie im Bett lagen, bemerkte er: »Es stimmt schon, sie sieht wirklich bemerkenswert aus. Aber sag mal: Kann so was nicht auch ein Unglück bedeuten? So was wie einen Fluch?«
    »Wie denn das?«
    »Na, überleg doch mal. Warum sollte ein so ungewöhnlich gutaussehendes junges Mädchen sich auch noch die Mühe geben, etwaige Begabungen zu entwickeln oder große geistige Anstrengungen zu machen? Sie wird doch ohnedies von allen und überall bevorzugt. Irgendein reicher Knilch schnappt sie sich und kauft ihr alles, was sie sich wünscht. Warum also sollte sie noch dazu ehrgeizig sein? Sie denkt doch, ihr Glück ist verdient, und ihr gutes Aussehen wird ihr in alle Ewigkeit bleiben.«
    »Auf die Ellerbee passt das jedenfalls nicht. Die ist beruflich sehr erfolgreich, und Grips hat sie eher zu viel. Es kann ja sein, dass, was du sagst, auf manche gutaussehende Frauen zutrifft, auf die aber keinesfalls. Die kann sich ihren Erfolg sehr wohl selber zugute halten. Ich sage doch, ich habe sie reden gehört. Sie war einfach brillant.«
    »Fandest du sie nicht eher kalt und abweisend?«
    »Kalt und abweisend? Nicht die Spur.«
    »Ich habe mich vielleicht schlecht ausgedrückt, sagen wir also sehr selbstsicher und durchsetzungsfähig.«
    Monica überlegte. »Das dürfte schon eher zutreffen. Aber in ihrem Beruf muss sie das schließlich sein, mindestens muss sie diesen Eindruck erwecken können. Wenn du ebenso neurotisch wirkst wie deine Patienten, dann laufen sie dir allesamt sehr bald weg.«
    »Damit hast du wohl recht«, gab er zu. »Trotzdem — irgendwas an ihr stört mich. Es ist das gleiche Gefühl, das ich habe, wenn ich im Museum ein besonders beeindruckendes Bild oder eine Skulptur sehe. Angenehm anzusehen, aber irgendwie geheimnisvoll. Wieso das so ist, habe ich nie herausbekommen. Wenn ich ein Gemälde betrachte, kann es passieren, dass es mich traurig stimmt, obwohl ich es bewundere. Ich muss dann an den Tod denken.«
    »Was denn, Schönheit erinnert dich an den Tod?«
    »Manchmal schon.«
    »Hast du je erwogen, dich von einem Psychiater behandeln zu lassen?«
    »Nie im Leben!« versicherte er. »Meine Therapeutin bist du!«
    »Aber die Ellerbee gefällt dir besser als ich, nicht wahr?«
    »Keine Spur«, sagte er, ohne zu zögern. »Für mich bist und bleibst du die Schönste.«
    »Ah, dann weißt du also,

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