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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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sagte Boone leise.
    »Sie wollten sich doch einen Vers auf den Mann machen. Jetzt können Sie es: systematisch, logisch, gefühllos. Fällt Ihnen auf, dass alle geraden Gegenstände parallel oder im rechten Winkel zueinander liegen? Ein pedantischer, disziplinierter Mensch. Stellen Sie sich vor, Sie sollten zwölf Stunden am Tag in dieser Zelle zubringen. Nur weg hier, mich friert schon beim Hinsehen.«
    Sie holten Mäntel und Hüte und verabschiedeten sich von Mrs. Ellerbee mit der Versicherung, sie vom Fortschritt der Ermittlungen zu unterrichten, und bedankten sich.
    Delaney rang sich ein Lächeln ab: »Ich muss Sie warnen — wir benötigen Ihre Hilfe gewiss noch öfter.«
    »Ja, ich verstehe. Wann immer es nötig ist.« Das klang recht müde.
    Auf dem Weg zum Parkplatz bemerkte Boone: »Eine mutige Frau, das muss man ihr lassen. Die meisten würden doch anderswohin gezogen sein, mindestens bei Bekannten wohnen oder sich eine Freundin ins Haus holen, wenn so was passiert ist.«
    »Hmmm …, sie behauptet, sich nicht zu fürchten, und ich glaube ihr das sogar. Ist Ihnen übrigens aufgefallen, dass sie von den Patienten mit Vornamen sprach, sie quasi duzte. Ich möchte mal wissen, ob das alle Zickzack-Ärzte so machen. Mich erinnert das an Bullen, die aufgegriffene Verdächtige gleich duzen, um ihnen zu zeigen, wie klein sie sind.«
    »Und ich dachte, sie macht das, weil sie Mitgefühl hat mit den Patienten.«
    »Das mag schon sein, doch denken Sie an das Verhältnis zwischen Polizisten und Verdächtigen. Duzt man die einfach, raubt man ihnen jegliche Würde und zeigt ihnen, dass man sie für einen Dreck hält. Man demonstriert Autorität. Wenn Sie einen Mafioso beim Vornamen anreden und duzen, während er sonst für seine Umgebung Mr. Sowieso ist, dann fühlt er sich wie eine Null, bestenfalls wie ein Straßenhändler. Na ja, das ist lauter Unfug und nützt uns nicht die Bohne. Stellen Sie morgen früh fest, ob Suarez' Leute schon mit jemand von unserer Liste gesprochen haben, und dann überprüfen wir sinnvollerweise als erstes die Alibis für die Tatzeit.«
    »Sollten Suarez' Männer schon bei dem einen oder dem anderen gewesen sein, würden Sie doch in jedem Fall selber noch mal nachfragen, Sir, oder?«
    »Selbstverständlich. Was mich angeht, beginnen die Ermittlungen erst jetzt. Und sehen Sie mal nach, wie Jason mit seinen Ausgrabungen von der Stelle kommt. Der soll sich etwas beeilen, denn wenn wir jetzt Klinken putzen gehen, brauchen wir seine Hilfe.«
    Sergeant Boone brachte Delaney mit dem Wagen heim und fragte unterwegs:
    »Was halten Sie von der Auswahl, die die Ellerbee uns präsentiert hat, Sir? Mir kommt es so vor, als wäre jedem dieser sechs Patienten alles zuzutrauen.«
    »Nicht ausgeschlossen. Als ich mich mit Doktor Waiden unterhielt, wollte er mir einreden, dass die meisten Leute, die zu Psychiatern gehen, keineswegs verrückt sind, sondern bloß bedauernswerte Normalbürger, die mit ihren Gefühlen nicht recht fertig werden. Aber die auf unserer Liste kommen mir ganz und gar nicht so vor.«
    Der Wagen hielt mittlerweile, und Delaney wünschte Boone eine gute Nacht.
    Monica saß im Wohnzimmer über dem Kreuzworträtsel der Times und blickte den eintretenden Delaney über den Rand ihrer altmodischen Brille hinweg an.
    »Na, wie war es?«
    »Ich brauche erst mal was zu trinken. Einen Scotch vielleicht, mit viel Wasser und viel Eis.«
    Er machte für sie beide in der Küche Drinks zurecht und brachte die Gläser ins Wohnzimmer. Monica hielt ihres gegen das Licht.
    »Mit dem Scotch warst du nicht gerade sparsam, Jungchen«, bemerkte sie und nahm vorsichtig einen Schluck »Ich will dir aber noch mal verzeihen. Und nun erzähle bitte.«
    Delaney ließ sich ächzend in den mit grünem, abgewetzten Leder bezogenen Sessel sinken, lockerte den Schlips, öffnete den Kragen.
    »Schlechtgegangen ist es nicht gerade«, begann er. »Sie hat uns die Namen von sechs Patienten ihres Mannes genannt, von denen sie glaubt, die könnten als Täter in Frage kommen.«
    »Weshalb bist du dann so unzufrieden?«
    »Wer sagt, ich bin unzufrieden?«
    »Ich. Du legst die Stirn in Falten und knirschst mit den Zähnen. Das ist ein sicheres Zeichen.«
    »So. Na ja. Das alles führt zu nichts.«
    »Was führt zu nichts?«
    »Meine Ermittlungen. Meine, wohlgemerkt. Jetzt müssen wir sechs Leute überprüfen, und dafür habe ich nur Boone und Jason. Ich selber kann auf eigene Faust überhaupt nichts unternehmen, weil ich keine

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