Die vierte Todsuende
Größe noch die von Delaney.
Doppel-Jason wohnte mit Gattin Juanita und zwei Söhnen in Hicksville, Long Island. Seit sechs Jahren gehörte er der Behörde an, war zweimal wegen hervorragender Verdienste belobigt worden und hatte sich rundherum bewährt. Er hoffte auf Übernahme in die Kriminalpolizei, aber darin unterschied er sich nicht von Tausenden anderer Polizisten.
Jetzt machte er den Umschlag auf. »Ob ich was ausgerichtet habe, weiß ich nicht. Ich hab ja noch niemals vorher in einer Bibliothek nach einem Verbrecher gesucht. Drei Berichte habe ich hier, zwei über die Ellerbees, einen über Samuelson. Die hab ich auf der Maschine meines Ältesten getippt, mit zwei Fingern, es gibt also haufenweise handschriftliche Verbesserungen. Aber lesen kann man das Zeug wohl. Es ist im übrigen auch lauter trockener, abgestandener Kram, Daten, Alter, Bildungsgang, Familienverhältnisse, bestandene Examen und so was. Um ganz ehrlich zu sein, Sir, ich glaube, das Ganze ist keinen Pfennig wert. Ich will sagen, es wird uns im Fall Ellerbee keinen Schritt weiterbringen.«
»Überhaupt nichts Auffälliges? Nichts, was Ihnen irgendwie bemerkenswert erschienen ist?« drängte Delaney »Nein…«, sagte Jason gedehnt, »höchstens, dass Dr. Samuelson vor Jahren eine Art Nervenzusammenbruch hatte. Es kam mir seltsam vor, dass auch Psychiatern so was passiert. Angeblich Überarbeitung. Sechs Monate ungefähr war er arbeitsunfähig. Aber danach hat er in seiner Praxis weitergemacht.«
Delaney sagte zu Boone: »Uns hat er erzählt, dass seine Frau an Krebs gestorben ist und sein Sohn bei einem Autounfall. Das würde jeden aus den Schuhen stoßen. Sonst noch was, Jason?«
»Ich habe alles an Zahlen und Daten aufgeschrieben, was ich finden konnte, Sir, und das steht hier drin. Das meiste aus Zeitungen und Zeitschriften, einiges aus Büchern. Ich habe mich dann aber auch noch im Bekanntenkreis der drei umgehört und versucht, soviel wie möglich zu erfahren. Ulkig, wie bereitwillig die Leute zu reden anfangen, wenn sie hören, dass es sich um einen Mordfall handelt. Dabei habe ich einiges gehört, was möglicherweise von Bedeutung sein könnte. Aufgeschrieben habe ich es nicht in meinen Berichten, weil es ja sozusagen nur vom Hörensagen herstammt. Ich meine, als Beweis wäre es nicht zulässig.«
»Sehr gut, Jason. Wir brauchen jeden Krümel, den wir erwischen können. Also, was haben Sie gehört?«
»Zunächst mal hat jeder Mann, mit dem ich sprach, eine Bemerkung darüber gemacht, dass Mrs. Ellerbee eine Schönheit ist. Es klang ausnahmslos, als wären alle in sie verliebt. Ich hab sie ja nie gesehen, aber sie muss schon eine dolle Nummer sein.«
»Ist sie«, sagten Boone und Delaney wie aus einem Munde, und alle drei lachten.
»Alle sagten, Ellerbee hat unheimlich Glück gehabt, sie sich zu angeln, noch dazu, wo sie so viel Moos hat. Bloß einer hat behauptet, Ellerbee wäre gar nicht scharf darauf gewesen, sie zu heiraten, das wäre mehr von ihr ausgegangen. Manche gaben ganz offen zu, sie hätten versucht, mit ihr anzubändeln, als sie schon verheiratet war, aber es wäre nichts zu machen gewesen.«
»Hat man auch von ihm gesagt, dass er es hier oder da mal versucht hat?«
»Nada. Offenbar war er ein kalter, echt disziplinierter Typ. Ich meine, er war so im Umgang liebenswürdig, gut auf jeder Party und so, aber bei allem sehr verschlossen. Von sich hat er wohl nie was preisgegeben. Jedenfalls sagen das alle, die ich gesprochen habe. Die Sekretärin von dem Verein, wo er Präsident war, hat mir erzählt, ungefähr einen Monat bevor er ermordet wurde, hat sie ihn in einem Restaurant gesehen, und da ist er völlig verändert gewesen. Richtig glücklich hat er ausgesehen, gestrahlt und gelacht. Sagt sie.«
Delaney und Boone schauten einander an.
»Das ist ja wie verhext«, sagte Boone.
Delaney erklärte Jason, was ihnen so sonderbar vorkam, dass die Otherton ebenfalls eine Veränderung an Ellerbee bemerkt habe, aber eine ganz andere. Er sei stiller gewesen, nachdenklicheren sich gekehrt, wenn auch nicht gerade deprimiert.
»Das passt alles nicht«, meinte Jason, »eine dieser Damen muss sich irren.«
»Nicht unbedingt«, widersprach Delaney, »kann sein, sie haben ihn jeweils in einer anderen Stimmung getroffen, Immerhin fanden beide, dass seit kurzem eine Veränderung stattgefunden hatte, und das ist doch interessant. Ich wüsste gern die Ursache dafür. Wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten, aber immerhin …
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