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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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bedankte sich. Und so ließen sie ihn da liegen, auf seiner samtbezogenen Couch in seinem kirschroten Springeranzug, das nasse Gesicht zur Decke gekehrt.
    Draußen standen tiefe Pfützen, durch die sie notgedrungen zum Auto waten mussten. Boone setzte eine Zigarette in Brand.
    »Halten Sie ihn für andersrum?«
    »Wer weiß das schon«, grollte Delaney. »Ein richtiges Eichhörnchen jedenfalls. Ich habe einen Mordshunger. Nicht weit von hier auf der Lexington Avenue gibt es einen jüdischen Delikatessenladen. Erstklassiges Cornedbeef und Pastrami. Massenhaft süßsaure Gurken. Haben Sie Lust?«
    »Jederzeit. Und eine große Portion Kaffee dazu.«
    Der Laden, in dem man auch an Stelltischchen essen konnte, war gerammelt voll und roch himmlisch nach allen Gewürzen der Welt. Der Lärm war beträchtlich, und sie konnten sich dem Kellner fast nur schreiend verständlich machen.
    Als ihre Teller gebracht wurden, fragte Boone neugierig: »Wie haben Sie denn diese Höhle entdeckt?«
    »Daran denke ich nicht gerne. Als Streifenpolizist musste ich mal einen Burschen beschatten, der befreundet war mit einem anderen Kerl, den wir im Verdacht hatten, einen Raubüberfall verübt zu haben. Der, dem ich folgte, ging hier rein, bestellte was zu essen, und als der Teller kam, ging er nach hinten. Da sind die Toiletten, und ich dachte, er muss mal, danach käme er wieder und isst, was er bestellt hat. Als er nach fünf Minuten noch nicht zurück war, ging mir ein Licht auf, ich sah nach und entdeckte den Hinterausgang. Da war er selbstverständlich längst weg. Er hatte mich erkannt. Trotzdem aß ich noch meinen Teller leer. Und weil das Essen hier so gut ist, komme ich her, wenn ich in der Nähe bin.«
    »Und haben Sie denjenigen welchen erwischt?«
    »Nach einer Weile. Er beging den Fehler, seine Frau einmal zu oft zu verprügeln, und die hat ihn dann verpfiffen. Er hat sich schließlich mit dem Staatsanwalt geeinigt, sich schuldig bekannt und ist mit einem blauen Auge davongekommen. Das ist Jahre her, und er müsste jetzt schon wieder draußen sein.«
    » Und wieder Raubüberfälle verüben.«
    »Das bezweifle ich keinen Moment, denn was anderes hat er ja nicht gelernt«, sagte Delaney mit einem Anflug von Humor.
    »Dieser Symington«, sagte Boone versonnen, »kommt mir nicht vor wie jemand, der einen Treibhammer besitzt.«
    »Überschuhe auch nicht. Aber es würde mich nicht überraschen, wenn er Cowboystiefel besäße. Eine sonderbare Kundschaft, die wir im Moment haben. Haben gute Jobs, verdienen so viel, dass sie sich mehrmals die Woche einen Seelenklempner leisten können. Das heißt, auf einer Ebene funktionieren sie tadellos. Aber dann fangen sie an zu reden, und man merkt, wie es im Getriebe knirscht. Die denken, wenn A gleich B und B gleich C, dann ist X auch gleich Y Wir müssen uns angewöhnen, ebenso zu denken, Sergeant, wenn wir Resultate sehen wollen. Es hat keinen Sinn, hier mit Logik zu operieren.«
    Sie betrachteten schweigend den Trubel ringsumher, sahen Kunden kommen und gehen, hörten die schwitzenden Kellner Bestellungen zum Tresen schreien, hinter dem mehrere Weißkittel mit langen Fleischermessern hantierten wie umnachtete Samurais.
    »Ich könnte mir denken«, sagte Boone, »dass Symington sich wirklich in Ellerbee verliebt hat.«
    »Denkbar ist es. Denkbar ist sogar, dass Ellerbee diese Liebe erwiderte. Mag sein, der gute Onkel Doktor ist das Opfer eines Eifersuchtsdramas geworden. Aber daran können Sie sehen, wie weit ich mich schon auf die Verrücktheiten dieser Welt eingelassen habe. Gehen wir jetzt lieber. Jason wollte gegen eins da sein.«
    »Ich hoffe, er hat was Substantielles gefunden.«
    »Hoffen Sie bloß nicht zu sehr«, riet Delaney.
    Monica war wieder in ihrem Hospital gewesen und sah bei ihrer Rückkehr Jason am Steuer des ungekennzeichneten Polizeiwagens vor dem Hause parken. Sie nahm ihn mit in die Küche, und als ihr Mann mit Boone hereinkam, saß sie mit ihm beim Kaffee. Die drei Männer verschwanden gleich im Arbeitszimmer, Jason mit einem großen braunen Umschlag unterm Arm.
    »Und wie sind Sie zurechtgekommen Jason?«
    Der Schwarze wirkte wie ein Klotz, größer als zwei Meter, über zwei Zentner schwer, aber ohne alles Fett. Seine Haut glich rötlichem Korduanleder und glänzte wie poliert. Das Haar trug er ganz kurz, wie eine gestrickte Kappe, dafür reichte sein schmales Bärtchen von einer Wange zur anderen. Seine Hände glichen ganzen Schinken, und seine Füße übertrafen an

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