Die vierte Todsuende
einem Bilderrätsel gesprochen hatte. Dass er behauptet hatte, einige Teile mit gerader Kante gefunden zu haben und dabei sei, den Rahmen auszulegen. Und dass er den dann nur noch ausfüllen müsse.
Jetzt fiel ihm aber ein, dass es Puzzles gibt, die gar kein Bild darstellen, dass es nur Farben sind, die da zu einem Ganzen komponiert werden müssen, dass man aus der Form der einzelnen Stücke nichts entnehmen kann, und dass diese Art Puzzle sehr viel schwerer zu lösen ist als ein übliches Bilderrätsel.
Als er ins Haus kam, hörte er eben noch das Telefon klingeln und rannte in die Küche. Da hatte aber seine Frau schon den Hörer in der Hand. »Wer bitte?« sagte sie und dann.- »Einen Moment.« Sie deckte die Sprechmuschel zu und fragte ihn: »Ein Mann namens Hogan. Kennst du den?«
»Hogan? Ja, das ist einer von den Neuen. Gib mal her.«
Sie reichte ihm den Hörer.
»Ich hab weder Jason noch Boone erreicht«, winselte Hogan, »deshalb rufe ich Sie an.«
»Ja? Was ist passiert?«
»Ich bin doch auf diese Yesell angesetzt, und da stellt sich heraus, die war heute nicht im Büro. Zu Hause war sie auch nicht, und auch die Mutter nicht. Da hab ich mich bei den Nachbarn umgehört, und wissen Sie was? Gestern Nachmittag hat sie versucht, sich umzubringen, aber es ist nicht geglückt. Hat sich bloß mit dem Küchenmesser ins linke Handgelenk geschnitten. Ein bisschen geblutet hat es, weiter nichts. Jetzt bin ich im St.-Vincent-Krankenhaus, wo sie eingeliefert worden ist. Sie war hier über Nacht zur Beobachtung, und die Mutter holt sie gerade ab. Soll ich sie mir vornehmen, Sir?«
»Nein, auf keinen Fall. Lassen Sie sie nach Hause fahren. Morgen ist auch noch ein Tag. Wissen Sie, wann das gestern passiert ist?«
»Eingeliefert wurde sie gegen halb fünf, ich nehme also an, so um vier.«
»Vielen Dank, Hogan. Sie haben sich goldrichtig verhalten. Machen Sie für heute Schluss.«
Er legte auf und berichtete seiner Frau, was passiert war.
»Die bedauernswerte Person«, sagte Monica düster.
»Wenn sie es gestern Nachmittag probiert hat, dann kurz nachdem Boone und ich bei ihr waren. Ich hoffe nur, wir waren nicht das auslösende Moment.«
»Was machte Sie denn für einen Eindruck, als ihr gingt?«
»Na ja, sie ist eh so eine kleine graue Maus, noch dazu depressiv. Ganz still und in sich gekehrt. Die Mutter ein wahrer Drache. Aber geradezu selbstmörderisch wirkte sie nicht auf mich. Vielleicht hat sie irgendwas in den falschen Hals gekriegt, was wir gesagt haben.«
»Glaube ich nicht, Edward. Hör auf, dir Sorgen zu machen.«
»Heute früh noch habe ich geglaubt, es kommt Bewegung in die Angelegenheit, wir bringen das Ding zum Rollen. Aber jetzt… jetzt glaube ich nichts dergleichen mehr…«
»Dies jetzt ist bestimmt nicht deine Schuld«, redete sie ihm zu. »Es ist doch nicht das erste Mal, dass sie so etwas versucht?«
»Dreimal schon.«
»Na, bitte. Mach dir also keine Vorwürfe.«
»So eine verdammte Scheiße!« knirschte er plötzlich. »Ich begreife es einfach nicht! Wir haben wirklich ganz sanft mit ihr geredet, es gab überhaupt keinen Streit, und kaum sind wir weg, versucht sie, sich umzubringen!«
»Es kann doch sein, dass allein der Umstand, dass sie wieder über den Mordfall sprechen musste, ihr den Rest gegeben hat. Du sagst, sie ist ohnehin depressiv Dann kann es sehr wohl sein, dass die Unterhaltung über den Tod eines Menschen, der ihr geholfen hat, sie zu der Meinung brachte, das Leben sei nichts wert.«
»Ja«, sagte er dankbar, »das könnte wohl hinkommen. Ich trinke jedenfalls erst mal einen Schnaps. Willst du auch einen?«
»Weißwein für mich. Heute Abend gibt es Fisch. Mit einer Muschelsoße. In der habe ich eine Handvoll Kirschkerne mitgekocht.«
Das hörte er gern. »Dann trinke ich auch Weißen. Übrigens will Chefinspektor Suarez heute Abend noch vorbeikommen. Wann, weiß ich nicht, er ruft vorher an. Ich möchte, dass du ihn kennenlernst. Er gefällt dir bestimmt.«
Nach dem Abendessen brachte Delaney seinen Schreibkram mit dem Protokoll seiner Unterhaltung mit Carol Judd auf den neuesten Stand. Gegen acht rief Suarez an, um zu sagen, er mache sich jetzt auf den Weg. Er kam allerdings erst kurz vor neun. Delaney führte ihn ins Wohnzimmer und machte ihn mit seiner Frau bekannt.
»Was kann ich Ihnen anbieten?« fragte er dann. »Sie sehen aus, als könnten Sie eine Transfusion gebrauchen.«
Suarez lächelte matt: »Der Tag war danach. Vielleicht einen ganz, ganz
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