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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Patienten Ihres Mannes überprüft werden. Was ja auch stimmt. Keiner hat etwas dagegen einzuwenden gehabt.«
    »Nun, das beruhigt mich. Mir ist nämlich immer noch nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass ich diese Auswahl getroffen habe. Aber irgendwie wollte ich mich nützlich machen. Halten Sie einen der sechs für den Täter?«
    »In gewisser Weise könnte es jeder von ihnen getan haben, aber, genau betrachtet, ist ja auch beinahe jeder normale Mensch fähig, einen Mord zu begehen, wenn nur die Umstände entsprechend sind.«
    »Unter Überprüfung kann ich mir übrigens nicht so recht etwas vorstellen«, sagte sie und lächelte hilflos. »Heißt das, Sie befragen diese Leute gründlich?«
    »Richtig. Und nicht nur die, sondern ihr ganzes Umfeld, die Angehörigen, Freunde, Bekannten, Nachbarn, Arbeitgeber und so fort. Und das nicht nur einmal, sondern mehrmals. Immer die gleichen Fragen. Und dann achten wir auf eventuelle Widersprüche.«
    »Das klingt, als wäre es sehr langweilig.«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Edward hat die Geduld eines Heiligen«, warf Monica ein.
    »Und ein geradezu teuflisches Glück, hoffe ich«, bestätigte er.
    Mrs. Ellerbee lachte höflich. »Spielt denn das Glück eine so große Rolle bei der Aufklärung von Kriminalfällen?«
    »Gelegentlich schon. Im allgemeinen geht es nur über unermüdliches Klinkenputzen. Manchmal hilft jedoch auch der Zufall, und man stößt ganz unerwartet auf die Lösung. Der Verbrecher hat keine Macht über den Zufall, verstehen Sie?«
    »Aber gerade der Zufall kann ihn doch auch begünstigen?«
    »Das kommt vor. Aber nur ein sehr dummer Verbrecher verlässt sich darauf. ›Die raffiniertesten Pläne sind …‹ Du weißt, von wem das stammt, Monica?«
    »Von Shakespeare?«
    »Von Robert Bums. Nicht alles stammt von Shakespeare. Und nun Sie«, wandte er sich an Mrs. Ellerbee. »Von wem ist: ›Welch feingewobenes Netz von Lügen spinnt der, der anfängt zu betrügen‹ ?«
    »Das ist nun wirklich Shakespeare.«
    »Das ist Sir Walter Scott«, schmunzelte er. »Sie wollten mir doch eigentlich etwas Wichtiges sagen?«
    »Ach, wahrscheinlich werden Sie es für albern halten«, sagte sie zögernd, »aber es beschäftigt mich eben doch, und da dachte ich, Sie sollten es lieber wissen. Als Sie damals mit Ihrem Sergeanten zu mir kamen, haben Sie eine Menge Fragen gestellt, die ich so gut als möglich beantwortet habe. Als Sie weg waren, bin ich in Gedanken noch mal die ganze Unterhaltung durchgegangen, um sicher zu sein, dass ich Sie nicht durch eine falsche Antwort in die Irre geführt habe.« Sie machte eine Pause.
    »Ja, und?« fragte er.
    »Sie haben unter anderem gefragt, ob ich im letzten Jahr oder halben Jahr an Simon eine Veränderung bemerkt hätte, und ich verneinte das. Dies ist aber nicht ganz richtig, nur hat die Veränderung sich so allmählich vollzogen, dass sie kaum merklich war.«
    »Aber jetzt ist es Ihnen klargeworden?«
    »Richtig. Wenn ich es jetzt so bedenke, dann hat er sich im letzten Jahr eben doch verändert, er wurde… nun, sagen wir, etwas abwesend. Wie mit den Gedanken woanders. Anfangs hielt ich das für eine Form der Überarbeitung, er gab sich immer sehr viel Mühe mit seinen Patienten. Aber das war es wohl doch nicht. Es muss etwas anderes gewesen sein. Und das wollte ich Ihnen sagen. Ob Sie etwas damit anfangen können, weiß ich nicht.«
    »Es ist sehr gut, dass Sie mir das sagen. Obwohl ich ebenso wenig wie Sie weiß, ob es was zu bedeuten hat. Aber auch der kleinste Hinweis kann hilfreich sein.«
    »Nun, jetzt fühle ich mich richtig erleichtert. Ich bekam wegen dieser Sache nämlich allmählich ein schlechtes Gewissen.«
    Sie trank aus, stand auf und verabschiedete sich. Als sie Monica die Hand gab, sagte sie: »Es gefällt mir sehr bei Ihnen. Und es würde mich freuen, wenn Sie mit Ihrem Mann einmal nach Brewster herauskämen. Im Winter zeigt es sich zwar nicht von der besten Seite, aber Simon und ich haben es mit viel Liebe eingerichtet, und ich möchte wirklich gern, dass Sie es mal sehen. Meinen Sie, Sie könnten das möglich machen?«
    »Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen. Wir kommen bestimmt gern.«
    »Nun, dann verabreden wir uns doch zum ersten Wochenende, für das gutes Wetter vorhergesagt wird - einverstanden?«
    »Wir haben keinen Wagen, wäre es Ihnen recht, wenn Sergeant Boone und seine Frau uns hinausfahren?« fragte Delaney.
    »Es wäre mir nicht nur recht, ich würde mich freuen! Ich habe eine

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