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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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essen.«
    Jetzt kam das Thema Diät zur Sprache, über Aerobic und Jogging kam man zu Kleidern und darauf, wie mühsam es sei, was hübsches zu einem erschwinglichen Preis zu finden. Als das Gebäck nach einer guten Stunde verzehrt war, stand Venable auf und verabschiedete sich.» Pass auf dich auf, Kleine.« Dabei gab sie Joan einen Kuss auf die Wange. »Ich muss bestimmt wiederkommen, das ist schließlich mein Job, ich weiß bloß noch nicht, wann. Aber wenn dir bis dahin mal die Decke auf den Kopf fallen sollte, hab keine Bedenken, mich anzurufen, klar? Wir können doch jederzeit ins Kino gehen oder mal eine Pizza essen irgendwo.«
    »Ach ja, das wäre nett. Es war lieb von dir, dass du vorbeigeschaut hast, Helen«, sagte Joan dankbar.
    An der Tür zog Helen die Strickmütze über die Ohren und fragte: »Wo ist denn Mama heute Abend? Treibt die sich etwa mit Männern rum?«
    Joan prustete laut los. »Die spielt Bridge. Unfehlbar jeden Freitagabend versammeln sich die Damen jeweils reihum. Sie sind alle aus der Nachbarschaft. Gegen elf, halb zwölf hören sie auf.«
    »Ich wollte, meine alte Dame ginge auch öfter mal aus dem Haus«, klagte Helen. »Ein Abend ohne sie ist wie ein Wochenende auf dem Lande.«
    Halb die Treppe hinunter traf es sie wie ein Blitz, und die Knie wurden ihr weich. Mit Mühe erreichte sie ihren Wagen, ließ sich auf den Fahrersitz fallen und holte tief Luft. So saß sie eine Weile im Dunkeln und grübelte nach über das, was sie eben gehört hatte.
    Joan Yesells Alibi war ihr bekannt: Sie war am Freitagabend, als Ellerbee ermordet worden war, gegen sechs aus dem Büro nach Hause gekommen und nicht mehr weggegangen. Das hatte ihre Mutter bestätigt.
    Aber die liebe Mama ging ›unfehlbar‹ am Freitagabend zum Bridge und kam vor elf, halb zwölf nicht heim. Ergo konnte Joan mit Leichtigkeit in die 84. Straße fahren und bequem wieder zu Hause sein, bevor ihre Mutter zurück war. Und weshalb hatte die gelogen? Weil sie Joan schützen wollte?
    Moment, Moment, ermahnte Venable sich. Die Bridgespielerinnen trafen sich »reihum«, wie Joan gesagt hatte, das heißt jeweils in einer anderen Wohnung. Und folglich konnte an dem betreffenden Abend die Reihe an Mrs. Yesell gewesen sein, die Gastgeberin zu machen Aber falls dies stimmte, hätten die beiden Yesells das doch wohl erwähnt? Die Bridgedamen hätten dann doch ebenfalls die Anwesenheit von Joan bezeugen können? Nein, nein, der alte Drache hatte ganz gewiss außer Haus Bridge gespielt.
    Und wenn das Spiel an jenem Tag nun doch aus irgendeinem Grunde ausgefallen war? Es hatte immerhin geschüttet. Möglich, dass das Spiel deshalb abgesagt worden war, dass die Mama wirklich daheim gewesen war und mit der Tochter zweithändig gespielt hatte.
    Helen legte den Kopf aus Steuerrad und überlegte, was hier zu tun war. Zuerst einmal beabsichtigte sie keinen Augenblick, die arme Joan den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen. Noch nicht jedenfalls. Zum zweiten erwog sie keinen Moment, diesen saftigen Brocken mit den Männern zu teilen, die dann doch das ganze Verdienst für sich reklamieren würden. Das war ihr schon öfter passiert. Sie machte bei ihren Ermittlungen wichtige Entdeckungen, und dann nahm man ihr den Fall weg, machte weiter mit dem, was schließlich sie zutage gefördert hatte, und alles mit der herablassenden Begründung: »Das hast du ja prima gemacht, Kindchen, aber jetzt müssen wir jemand mit mehr Erfahrung daransetzen.«
    So ein Scheiß! Dieser Fall war ihr Fall, ihr eigener! Und diesmal würde sie höchstpersönlich und eigenhändig die Ermittlungen führen! Wofür war sie denn sonst bei der Kripo?
    Die beschloss also, Boone keinen Bericht über das letzte Gespräch mit Joan Yesell zu liefern, ihm die Bridgeabende der Alten zu verheimlichen und auch, dass Mama gelogen hatte, um die Tochter zu schützen. Berichten würde die Kriminalpolizistin Venable erst, wenn sie alles schön säuberlich beisammen hatte und auf den Tisch legen konnte. Bis dahin sollten dieser Männer »mit größerer Erfahrung« sich ihretwegen zum Mond scheren.
    An diesem Abend befand sich einer der Männer »mit größerer Erfahrung« in ausnehmend milder Stimmung, nämlich Edward X. Delaney. Die noch am Nachmittag bei ihm zu bemerkende Gereiztheit war dank eines Rostbratens mit in Butter gedünsteten Mohrrüben und Kartoffelbällchen, herunter gespült mit zwei Flaschen dunklen Löwenbräus, verflogen.
    Monica tätschelte seinen Bauch und bemerkte: »Bis auf die

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