Die vierte Zeugin
Titel:
Die vierte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg
Wirtshauses überlässt.«
Agnes Imhoffs Blick ging ins Leere. »Sie sind beide Betrogene, ebenso wie ich«, sagte sie leise. »Du weißt, eigentlich hätte Gerlin deinen Vater heiraten sollen, doch er hat mich vorgezogen. Ich will endlich Frieden in der Familie. Und was Richard Charman angeht, so mag er ein Schürzenjäger gewesen sein, aber er war gewiss kein Mörder.«
»Warum bist du dir da so sicher?«
»Seine Witwe hat mir einen Brief geschrieben«, erwiderte Agnes mit gedämpfter Stimme. »Magdalena Charman sagt, Richard habe ihr gegenüber immer bestritten, mit dem Tod von Andreas etwas zu tun zu haben. Er habe mit Mordgedanken gespielt, das schon, aber er habe sie nie in die Tat umgesetzt. Warum sollte er lügen? Er hatte nichts mehr zu verlieren.«
»Aber wenn er es nicht war und nicht die Krone«, erwiderte Sophie ratlos, während einige Gäste paarweise lachend an ihr vorbeischritten. »Wer … wer hat Vater dann auf dem Gewissen?«
Agnes seufzte. »Wir werden es wohl nie erfahren. Vielleicht war es wirklich nur ein Raubmord. Denk an das silberne Kruzifix, das Andreas gestohlen wurde …«
In diesem Augenblick tauchte Augustin hinter der Säule auf. Er setzte ein feines Lächeln auf, wie immer, wenn sich ein Prozess zu seinen Gunsten entschied.
»Ah, die werten Damen!«, hob er an. »Wie schön, Mutter und Tochter so vereint im Gespräch zu sehen.«
»Lieber würde ich mich auch einmal mit meinem Bräutigam unterhalten«, scherzte Sophie. »Wo bist du so lang gewesen?«
Augustin zwinkerte ihr zu. »Sagen wir, ich habe eine kleine Überraschung für dich und meine Schwiegermutter vorbereitet. Eine Art verspätetes Hochzeitsgeschenk.« Er wandte sich zum Gehen. »Wenn ihr mir bitte folgen würdet.«
Sophie und Agnes sahen sich überrascht an. Dann schritten sie gemeinsam die breite, von zahlreichen Gästen gesäumte Treppe hinauf ins erste Stockwerk. Hier oben war es merklich ruhiger. Augustin wandte sich nach rechts und betrat die ehemalige Schreibstube der Imhoffs. Zwei Kerzenständer auf einem Tisch in der Mitte sorgten trotz der späten Stunde für etwas Licht. Sie erhellten einige mit Büchern und Pergamentrollen vollgestellte Regale. Ein paar Stühle waren um ein prasselndes Kaminfeuer postiert.
»Was … was hast du vor?«, fragte Sophie verwirrt. »Etwa Akten sichten an deiner Hochzeit?«
Augustin hob die Hand und bedeutete den beiden Frauen, sich zu setzen. »Ihr werdet euch wundern. Ich brauchte diesen Raum, damit wir ungestört sind. Außerdem kann ich unseren Gast am ehesten hierher locken.«
»Unseren Gast?« Agnes Imhoff zog verwundert die Augenbrauen hoch.
»Ja, unseren Gast«, erwiderte Augustin. »Ich bin sicher, sie wird bald kommen.«
»
Sie
?« Agnes sah ihn verdutzt an. »Aber …«
Plötzlich öffnete sich knarrend die Tür, und eine zierliche Gestalt trat herein, die im Dämmerlicht der Kerzen zuerst nicht genau zu sehen war.
Gerlin Metzeler schien ebenso erstaunt wie Agnes, die ihre Cousine mit offenem Mund anstarrte. Doch schon nach wenigen Augenblicken hatte Gerlin sich wieder gefangen.
»Was geht hier vor?«, fragte sie. »Ihr wolltet mich alleine sprechen. Warum sind dann auch meine Cousine und Sophie hier?«
»Ihr werdet es bald verstehen«, erklärte Augustin. Dann deutete er wie beiläufig auf das silberne Amulett um Gerlins Hals. »Ein hübsches Schmuckstück habt Ihr da. Es ist mir im Dom bereits aufgefallen. Diese Gravuren, sehr … außergewöhnlich.«
Irritiert sah Gerlin an sich herunter. »Es sind Runen«, erwiderte sie zögerlich. »Mein Vater kommt aus dem hohen Norden. Es ist ein Andenken.«
»Sie hat so etwas schon immer gerne gehabt«, mischte sich Agnes nun ein. »Allerlei unchristlichen Tand. Aber Augustin, ich verstehe wirklich nicht …«
»Ich weiß selbst, dass sie so etwas gerne trägt«, unterbrach er sie. »Sophie hat es mir vor langer Zeit einmal erzählt. Ich hatte es nur vergessen.« Er machte eine kleine Pause, bevor er weitersprach. »Doch dann ist mir eingefallen, wo ich ein ähnliches Schmuckstück schon einmal gesehen habe.«
Gerlin Metzeler betastete abwesend ihr Amulett. Rote Flecken zeigten sich auf ihrem schwanenweißen Hals. »Erklärt Euch, Augustin«, entgegnete sie unsicher.
»Nun, es war letzten Winter auf einem Schiff im Rheinhafen. Ein Meuchelmörder hatte einen Ring bei sich, der ähnliche Runen trug.«
Sophie hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. »Mein Gott!«, flüsterte sie. »Der Mann, der uns beide
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