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Die vierte Zeugin

Die vierte Zeugin

Titel: Die vierte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja u.a. Kinkel , Oliver Pötzsch , Martina André , Peter Prange , Titus Müller , Heike Koschyk , Lena Falkenhagen , Alf Leue , Caren Benedikt , Ulf Schiewe , Marlene Klaus , Katrin Burseg
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umbringen wollte! Der Ring war in seiner Tasche. Es war sein Lohn!«
    Augustin nickte. »Vermutlich. Ich habe damals zwar nicht die Runen zuordnen können, aber etwas anderes ist mir dafür aufgefallen. Der Ring war sehr klein, ein Frauenring. Ich fragte mich schon damals, wer diesem Halunken wohl den Ring gegeben haben mochte.«
    Gerlin Metzeler lachte auf. »Ihr glaubt allen Ernstes, ich hätte diesem Burschen den Ring gegeben? Was für ein Unfug! Vermutlich hat er ihn irgendwo gestohlen.«
    Wie ein Zauberkünstler zog Augustin nun den silbernen Ring unter seinem Wams hervor. Er war einer Schlange nachgebildet, die sich selbst in den Schwanz biss. Die Gravuren darauf glichen den Runen auf Gerlin Metzelers Amulett. »So, so, gestohlen«, murmelte der Anwalt. »Vermisst Ihr zufällig einen solchen Ring? Ich kenne keine andere Frau in Köln, die diese Art von Schmuckstücken trägt. Sagt selbst, hat man vielleicht
Euch
diesen Ring, nun ja, entwendet?«
    Gerlin straffte sich, dann sah sie den Ring genauer an. »Doch, ja, ich glaube, dieser Ring ist mir vor einiger Zeit abhandengekommen.« Sie lächelte. »Was für ein Zufall, dass Ihr ihn wiedergefunden habt. Ihr gestattet?«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht«, fuhr Agnes sichtlich verwirrt dazwischen. »Was für ein Meuchelmörder? Welcher Lohn?«
    In diesem Augenblick zog Augustin von Küffen etwas aus seiner Tasche und hielt es in die Höhe. Alle Augen hefteten sich auf den kleinen metallischen, erdverkrusteten Gegenstand.
    Es war ein silbernes Kruzifix.
    »Ich bin Euch gefolgt, Gerlin«, sagte Augustin leise. »In dem Moment, als ich von Euren nordischen Riten erfuhr, wusste ich, dass es auch einen Opferplatz geben musste. Dort habe ich es gefunden und der Erde entrissen, in der Ihr es verscharrt hattet.«
    Niemand sprach ein Wort. Nur das schwere Atmen Gerlins war zu hören. Es war Agnes Imhoff, die schließlich als erste ihre Sprache wiederfand.
    »Der Anhänger von Andreas«, keuchte sie. »Das Kreuz, das ihm der Mörder damals am Rhein raubte. Du hast es gehabt! Du … du … bist …«
    »Bei Gott, ich bin keine Mörderin!«, schrie Gerlin Metzeler plötzlich. Dann sank sie zu Boden. Tränen rannen ihr übers Gesicht, in ihren Augen stand die nackte Angst.
    »Es war ein Unfall!«, beteuerte sie. Fast flehentlich sah sie ihre Cousine an. »Du weißt doch, wie Andreas war, Agnes. Er konnte so kalt sein. Als ich ihm von der Affäre zwischen dir und diesem Richard Charman erzählte, da war ich mir sicher, er würde dich verlassen und zurück zu mir kommen. Ich stellte ihn unten am Rhein zur Rede, doch er hat nur gelacht, er … er hat mich gedemütigt! Meinte, ich könne dir nie das Wasser reichen …«
    »Und da habt Ihr ihn einfach umgebracht«, unterbrach Augustin sie leise.
    »So war es nicht!« Gerlin schüttelte verzweifelt den Kopf. »Da lag dieser Stein. Ich war so wütend, und als er sich lachend von mir abwandte, da hab ich … da hab ich zugeschlagen. Ich hab ihn in den Fluss geworfen und das Kreuz mitgenommen, um es wie einen Raubmord aussehen zu lassen …«
    Sie machte eine lange Pause, in der nur ihr Schluchzen und die leise Musik aus dem Erdgeschoss zu hören waren. Irgendwo lachten einige Gäste.
    »… und auch«, fuhr sie schließlich fort, »weil ich einen Teil von ihm für mich allein haben wollte. Es war das letzte, was mir von ihm blieb.« Gerlin sah ihre Cousine mit großen, verweinten Augen an. »
Ich
habe ihn doch geliebt! Nicht du,
ich

    Sophie saß noch immer kerzengerade auf ihrem Stuhl. Nun musterte sie die in sich gesunkene Gerlin Metzeler argwöhnisch. »Die Sache mit meinem Vater mag ich dir tatsächlich glauben«, sagte sie. »Er war ein Ungeheuer, und manchmal dachte ich im Nachhinein, sein Tod sei ein Segen für uns gewesen. Aber der Angriff auf mich und Augustin, das war kaltblütig geplant!«
    »Bei Gott, ich wollte euch doch nur beobachten lassen! Dieser Mann sollte mir berichten, was ihr herausfindet, mehr nicht. Warum mussten dein Gatte und du auch wieder alles aufwühlen?« Gerlins Blick ging ins Leere. »Warum konnte nicht alles so bleiben, wie es war?«
    »Ich als deine Dienstmagd und später als mittellose Begine im Konvent«, murmelte Agnes Imhoff. »So wolltest du mich in Erinnerung behalten, Gerlin. So und nicht anders.«
    »Du hast mein Leben zerstört, als du mir damals Andreas weggenommen hast!«, schrie Gerlin. »Also habe ich deines zerstört, das ist nur gerecht!«
    »Was gerecht ist, darüber sollen nun

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