Die Vinetaner - Rusana
letzten Jahren aus Kummer sehr zurückgezogen lebt und uns wahrscheinlich nicht glauben würde. Immerhin ist Otruna seine Vertraute, seine Sekretärin und genießt ein sehr hohes Ansehen in Eurer Familie. Aber bisher hat es niemand geschafft, mit dem König zu reden, da Otruna, und ihre Anhänger im Königshaus, jede Kontaktaufnahme verhindern.“
Tiefe Trauer legte sich auf Alwins Gesichtszüge und er senkte den Kopf, als er gedämpft erklärte:
„Als Beweis, dass sie ihre Drohung ernst meint, hat sie die Männer, die versucht haben zum König zu gelangen, töten lassen. Außerdem haben bereits zwei Väter ihre Söhne verloren und einer seine geliebte Ehefrau.“
Rusana blieb im wahrsten Sinne des Wortes der Mund offen stehen. Was Alwin berichtete, war einfach unglaublich.
„Das ... das ist unfassbar. Wir reden hier wirklich über Otruna?“
„Sie ist böse, Meju Rusana, glaubt mir bitte. Sie lässt Euch schon von Anbeginn Eurer Suche beobachten. Sie zwingt einige Vinetaner, ihr dabei zu helfen und bedroht deren Familien. Wir alle haben Angst vor ihr, denn sie ist eine eiskalte Mörderin.“
Da Rusana ihn noch immer ungläubig anstierte, redete Alwin weiter:
„Ihr habt gestern mit Eurer Freundin in Passau telefoniert und ihr erzählt, dass Ihr endlich einen von Marcos Nachkommen gefunden habt. Es ist sofort jemand nach Vineta aufgebrochen, um Otruna die Nachricht zu überbringen. Sie weiß also schon Bescheid. Es tut mir leid.“
„Hast du uns im Versteck aufgelauert und auf Christian geschossen?“
„Nein, das war Eluja Magaja. Bei ihm bin ich mir nicht sicher, ob er von Otruna gezwungen wird, oder ob er zu ihren treuen Anhängern gehört. Durch das Gespräch mit Eurer Freundin wusste er, wo Ihr seid. Außerdem hattet Ihr das Handy nicht ausgeschaltet, deswegen konnten wir Euch orten, Meju Rusana. Vor dem Mordversuch hat Eluja einen Sender an Eurem Wagen befestigt, deswegen wussten wir immer, wo ihr euch befindet. Ich bin zurzeit in Koserow eingesetzt, deswegen war es meine Aufgabe, euch abzufangen und Christian zu töten. Wir dachten uns, dass Ihr Eure Freunde in Wolgast aufsuchen würdet. Deswegen habe ich bereits in den Büschen auf eure Ankunft gewartet. Aber ich bin kein Mörder.“
Alwin senkte seinen Blick und knetete nervös seine Hände. „Ich konnte ihn nicht töten und jetzt habe ich entsetzliche Angst um meine Frau und meine Tochter.“
„Dann müssen wir eben verhindern, dass ihnen etwas geschieht", erklärte Rusana entschieden.
Alwin hob seinen Blick.
„Ihr glaubt mir?“
„Ja. Auch wenn Otrunas Absichten mir wirklich schleierhaft sind. Warum geht sie das Risiko ein, euch zu zwingen ihr zu helfen. Hat sie nicht genug ergebene Anhänger?“
„Ich weiß nicht, wer und wie viele Vinetaner hinter ihr stehen. Das macht die ganze Sache so gefährlich. Wenn ich mich jemandem anvertraue, weiß ich nie, ob er mich verrät, weil er zu Otruna gehört, oder besser gesagt, ihr verfallen ist.“
„Wann musst du Bericht erstatten, ob es dir gelungen ist, Chris zu töten?“
„Es gibt eine Einsatzzentrale, die auf meinen Anruf wartet. Aber ich denke, ich könnte mich bis morgen früh still verhalten, ohne dass sie Verdacht schöpfen, dass etwas nicht stimmt.“
„Dann müssen wir noch heute Nacht nach Vineta aufbrechen und können nicht auf das U-Boot warten. Die Mordanschläge auf Chris würden nur noch massiver werden. Außerdem könnte es, wenn wir zu lange hier bleiben, jemandem gelingen, nach Vineta zu gehen, um Otruna zu berichten, dass du die Seite gewechselt hast. Dann wäre deine Familie in Gefahr.“
„Ich sollte hier bleiben und euch den Rücken frei halten, indem ich verhindere, dass euch jemand folgt. Ich behaupte einfach, ihr seid mir entkommen und untergetaucht, da ihr unsere Verfolgungsmethoden durchschaut habt.“
„Und wenn sie dir nicht glauben?“
„Dann werde ich versuchen, sie zu überwältigen und einzusperren, bis Ihr mit der frohen Botschaft zurückkehrt, dass Otruna besiegt ist und sie uns und unseren Familien kein Leid mehr zufügen kann. Dabei hoffe ich auf die Unterstützung eines Vinetaners, der sich zurzeit in Zinnowitz aufhält. Er weiß nichts von Otrunas bösem Spiel und ist ein guter Freund von mir. Das glaube ich zumindest. Ich werde das Risiko eingehen und ihn einweihen.“
„Dann wünsche ich dir viel Erfolg, und dass wir uns gesund wieder sehen“, stimmte Rusana dem Plan zu.
Alwin deutete ein leichtes Nicken an.
„Ich werde Euch eine Liste mit den Namen der
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