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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Vordano
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vorsichtshalber in den unteren Räumen die Jalousien herunter gelassen.“
„Danke, Alma.“
Rusana kannte das Haus des Ehepaares in- und auswendig und wusste daher, dass das Gästebad kein Fenster besaß. Christian würde also nicht auf die dumme Idee kommen können, aus dem Fenster zu klettern.
„Sollen wir Otto in der Küche Gesellschaft leisten und bei einer Tasse Kaffee ein wenig snacken?“, fragte Alma, da ihr nichts Besseres einfiel, um Rusana aufzumuntern, die traurig und besorgt aussah.
„Warum nicht. Hier die Wände anzustarren bringt auch nicht viel.“
Außerdem hatte der Wechsel des Raumes den Vorteil, dass Rusana die Tür des Gästebades vom Küchentisch aus im Auge behalten konnte, da die Küche dem Bad direkt gegenüberlag.
Otto freute sich über die Gesellschaft beim Kochen und lauschte Almas Fragen und Rusanas Erklärungen, warum sie Christian entführt hatte und nach Vineta bringen musste. Das Ehepaar ließ nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen, dass sie ihr jedes Wort glaubten.
Die Zeit verging und Rusana blickte immer nervöser zur Badezimmertür. Was machte Christian nur so lange da drin? Nach einer halben Stunde hielt sie es nicht mehr aus und klopfte an die Tür:
„Chris? Ist alles in Ordnung?“
Keine Antwort.
„Chris?“
„Was sollte nicht in Ordnung sein?“, hörte sie ihn missmutig brummen. „Hast du Angst, dass ich mich in der Dusche ertränkt habe, damit ich nicht in der Ostsee ersaufen muss?“
„Quatsch! Außerdem wirst du nicht ertrinken. Wenn wir draußen auf dem Meer sind, wirst du den Übergang erkennen können und mir glauben. Das verspreche ich dir.“
Die Tür öffnete sich und Christian sah sie herausfordernd an:
„Du versprichst mir also, dass ich nicht ins Wasser springen muss, wenn ich nur Dunkelheit in der Tiefe des Meeres sehe?“
„Das kann ich dir versprechen“, antwortete Rusana, ohne zu zögern.
Christian blickte ihr in die Augen. Lange und tief. Suchte in ihren azurblauen Iriden die Bestätigung, dass sie ihn nicht anlog, nur damit er keinen Aufstand machte. Doch er fand keine Lüge in ihren Augen, auch keinen Wahnsinn. Dafür begann sein Herz zu rasen, denn er drohte sich in ihren Augen zu verlieren. Sie waren wunderschön. Soviel dazu, seine Gefühle in den Griff bekommen zu wollen. Wozu hatte er sich im Badezimmer sein Gehirn zermartert? Er musste sie nur ansehen und war verloren. Was war nur los mit ihm? Er brach den Blickkontakt ab und räusperte sich. Auch Rusana benötigte einige Augenblicke, um sich zu fangen. Sie wandte sich schnell ab und ging zurück in die Küche. Christian folgte ihr und Alma stellte ihm lächelnd eine Tasse Kaffee auf den Tisch.
„Das Essen ist sofort fertig, Kinnings. Setzt euch doch.“
Während Alma den Tisch deckte und Otto routiniert sein Essen fertig zauberte, hörten die beiden nicht auf zu reden. Abwechselnd berichteten sie Christian, egal, ob er es hören wollte oder nicht, wie sie sich kennengelernt hatten. Dieser begriff recht schnell, dass das Ehepaar so viel redete, weil sie nervös waren und sich Sorgen machten. Sie versuchten nur, die Stimmung aufzuheitern und die Spannung, die in der Luft lag, zu vertreiben.
Kurze Zeit später kämpfte Christian frustriert mit einem vorzüglichen Rinderfilet, das er nur schwer in Stücke geschnitten bekam. Seine Hände waren durch die Handschellen so nah beieinander, dass es unmöglich war, Messer und Gabel vernünftig zu halten.
Alma bemerkte sein Dilemma, zog den Teller kommentarlos zu sich und schnitt das Fleisch in kleine Stückchen. Rusana warf Christian einen amüsierten Blick zu, den er mit einem genervten Augenrollen erwiderte, und Otto beobachtete alles mit einem zufriedenen Grinsen auf seinem Gesicht. Alma schob den Teller zurück und begann zu erzählen, wie sie Rusana kennengelernt hatte:
„Es ist nun schon über dreißig Jahre her, als ich mit Otto, wir waren noch nicht verheiratet, einen heftigen Streit hatte. Der Grund war lächerlich. Es war ein Samstag und wir halfen meiner Schwester und ihrem Schwager bei der Renovierung ihrer neuen Wohnung. Ich strich die Wände des Schlafzimmers und irgendwann vermisste ich Otto. Ich ging auf die Suche und fand ihn schlafend auf einem Sessel im Wohnzimmer. Ich muss dabei sagen, dass der arme Kerl eine echt anstrengende Woche hinter sich hatte und es auch schon elf Uhr abends war. Aber damals habe ich echt pampig reagiert und ihn angeschrien, warum er faul herumliegt, während wir anderen noch arbeiten

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