Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Vordano
Vom Netzwerk:
etwas zustoßen würde. Rusana ertappte sich dabei, dass diese Vorstellung sie nicht nur wegen des Fluches ängstigte. Sie entwickelte Gefühle für Christian, die sie irritierten, drängte sie jedoch in den letzten Winkel ihres Herzens zurück.
Sie parkte hinter dem Haus im privaten Bereich des Restaurants, damit eventuelle Verfolger ihren Wagen nicht von der Straße aus sehen konnten. Nachdem sie den Motor abgestellt hatte, tippte sie Christian auf die Schulter und sagte:
„Wach auf, Schakuta Ru.“
Christian fuhr hoch und starrte sie einen Augenblick lang desorientiert an, was ihr Herz schneller schlagen ließ, da sie ihn so verschlafen unglaublich süß fand. Du musst deine Gefühle in den Griff kriegen, ermahnte sie sich erneut, lächelte ihn jedoch an und erklärte:
„Wir sind in Wolgast und machen jetzt eine kleine Pause bei Bekannten von mir. Ich frage mal kurz nach, ob wir willkommen sind.“
Mit diesen Worten stieg sie aus und ging zur privaten Eingangstür, die sich seitlich des Hauses befand. Glücklicherweise regnete es nicht mehr, aber es war rech kühl und sie fröstelte leicht. Sie schellte, trat jedoch gleich darauf mehrere Schritte zurück, damit sie ihren Wagen und somit Christian im Auge behalten konnte. Sie hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie sie dem Ehepaar erklären sollte, dass ein Mann in Handschellen sie begleitete. Sie könnte die Gastwirte beeinflussen, doch es behagte ihr nicht, ihre mentalen Kräfte einzusetzen und ihre Freunde zu Marionetten zu degradieren.
Als die Tür sich öffnete, begrüßte Rusana die sechzigjährige Frau:
„Hallo Alma.“
„Rusana?“, erwiderte die Frau überrascht, doch dann breitete sich ein herzliches Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie trat nach draußen und zog Rusana an ihren üppigen Körper. „Du hast dich ja lange nicht blicken lassen, Schätzchen. Komm rein!“
Rusana lachte. Sie wusste, sie war willkommen, wie immer.
„Ich bin nicht alleine“, erklärte sie, als sie sich von Alma löste.
„Das macht doch nichts. Hast du endlich einen Freund gefunden, der genauso langsam altert wie du?“
Alma und ihr Ehemann Otto wussten nicht, dass sie Vinetanerin war, aber sie ahnten es. Sie waren beide in dieser Gegend aufgewachsen und es rankten sich einige Legenden um die versunkene Stadt Vineta.
Rusana brauchte vorläufig nicht zu antworten, da sich Otto zu ihnen gesellte und sie genauso herzlich begrüßte, wie es zuvor seine Frau getan hatte. Sein gutmütiges Gesicht strahlte vor Freude und Rusana stellte amüsiert fest, dass seine Haare seit ihrem letzten Besuch noch schütterer geworden waren, dafür aber der Umfang seines Bauches zugenommen hatte. Es war Otto anzusehen, dass er Koch mit Leib und Seele war.
    Christian blickte über seine Schulter und beobachtete Rusana. War jetzt die Gelegenheit abzuhauen? Er könnte versuchen, über die Mittelkonsole zu klettern und auf Rusanas Seite auszusteigen. Aber wieder einmal war er sich nicht sicher, ob er noch fliehen wollte. Sie waren bereits in Wolgast. Koserow war nur noch einen Katzensprung weit entfernt und somit die sagenumwobene Stadt Vineta. Sollte er Rusana nicht die Gelegenheit geben, ihm zu beweisen, dass sie nicht durchgeknallt war? Dass die Stadt existierte? Für sie wünschte er es sich, schallt sich im nächsten Moment jedoch einen Idioten. Vineta war und blieb ein Hirngespinst in Rusanas Kopf.
Christians Überlegungen wurden jäh unterbrochen, als seine Autotür aufgerissen wurde. Unter einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze hinweg, starrte ihn ein Mann aus eisblauen Augen an. In seiner rechten Hand blitzte ein gewaltiges Messer auf, bereit zuzustoßen - doch er zögerte. Christians Herz raste. Wie durch Watte hörte er den Mann sagen:
„Es tut mir leid. Ich ... ich möchte das hier wirklich nicht tun.“
Noch während der Fremde sprach, zog Christian intuitiv seine Beine an, drehte sich zur Seite und schaffte es, seinem Angreifer die Füße in den Leib zu rammen. Dieser taumelte mit einem Schmerzensschrei zurück und ließ das Messer fallen. Im nächsten Moment war Rusana neben dem Mann und warf ihn endgültig zu Boden. Sie wollte sich auf ihn stürzen, doch er streckte in einer ergebenen Geste beide Arme von sich und rief:
„Ich wollte es nicht tun. Sie zwingt mich! Sie zwingt uns alle!“
Rusana verharrte in ihrer Bewegung und warf einen Blick auf Christian, der ausgestiegen war und etwas blass am Wagen lehnte. Sie atmete erleichtert auf, als sie kein Blut auf seinem

Weitere Kostenlose Bücher