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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Vordano
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müssen.“
„Zu ihrem Schutz muss ich sagen, dass Alma ebenfalls eine anstrengende Woche hinter sich hatte“, warf Otto ein. „Sie war genauso ausgelaugt wie ich. Ihr Vorwurf war also nicht ganz unberechtigt.“
„Jedenfalls eskalierte die ganze Situation“, erzählt Alma weiter. „Streitend strichen wir die Wände des Schlafzimmers zu Ende, und als Otto mich nach Hause bringen wollte, lehnte ich dankend ab. Ich hatte damals eine kleine Zweizimmerwohnung in Koserow und wohnte nicht weit weg von meiner Schwester. Also fauchte ich ihn an und ließ ihn stehen. Als er mir dennoch folgte, schlug ich ihn erfolgreich in die Flucht. Es war eine wunderbare, klare, aber windige Nacht. Anstatt nach Hause zu gehen, ging ich zum Strand, um meinen Kopf ein wenig freizubekommen. Ich liebe den Duft der Meeresluft mitten in der Nacht. Ich wanderte also am mondbeschienen Wasser entlang und bereute den Streit mit Otto bereits. Ich war wirklich hässlich zu ihm gewesen. Da das Meer laut rauschte, bemerkte ich die drei Männer, die in der Nähe des Baumgürtels am Rand des Strandes ein Gelage abhielten, zu spät. Zwei von ihnen waren so betrunken, dass ich ihnen mühelos entkommen wäre, aber der dritte Mann war leider noch so nüchtern, dass er mich einholte, als ich wegrannte. Er warf mich zu Boden und schleppte mich anschließend zu seinen grölenden Kumpels zurück. Noch nie in meinem Leben hatte ich so furchtbare Angst. Ich schrie aus Leibeskräften und mein Herz hämmerte so wild, dass ich Angst hatte, es würde aus meiner Brust springen. Doch dann ... “
Alma stockte und schenkte Rusana ein Lächeln, dass jeden Stein zum Erweichen gebracht hätte. Christian, der Alma gebannt zugehört hatte, wartete darauf, dass sie weitererzählte. Es ging um Rusana und da wollte er nichts verpassen. Für den Moment hatte er sogar seine eigenen Probleme vergessen, genoss das Essen und fühlte sich erstaunlich wohl.
„ ... tauchte Rusana auf. Sie stiefelte pitschnass aus dem Meer, fauchte wie ein wildes Tier und zeigte ungeniert zwei lange weiße Eckzähne. Das war wirklich unheimlich, denn sie sah aus wie ein Vampir. Jedenfalls stürzte sie sich auf die Männer. Ich habe noch nie so eine starke Frau gesehen. Es war beeindruckend, wie schnell sie mit meinen Angreifern fertig wurde und ich schwankte zwischen Angst und Dankbarkeit. Ich wusste nicht, ob ich wegrennen sollte, doch als die Männer am Boden lagen, kam sie zu mir und lächelte mich an. Sie erklärte mir, dass ich keine Angst haben müsse und sie machte wirklich nicht den Eindruck, als wolle sie mir etwas antun. Da sie pitschenass war und ich bemerkte, dass sie fror, fragte ich sie, wo sie wohne. Sie antwortete geheimnisvoll: ‚Nicht hier’ , und so kam es, dass sie mich nach Hause begleitete und bei mir schlief. Ich musste nicht fragen, was sie war. Ich wusste einfach, dass sie aus Vineta stammte. Aus diesem Zusammentreffen entwickelte sich eine Freundschaft und Rusana kommt uns jedes Mal besuchen, wenn sie sich in dieser Gegend aufhält. Sie hat uns immer geholfen und uns sogar Geld für unser Restaurant geschenkt. Otto und ich sind ihr sehr dankbar, denn wir sind uns sicher, dass wir ohne sie nie so glücklich geworden wären. Die drei Männer damals hätten mein Leben zerstört, wenn Rusana nicht gewesen wäre.“
„Wieso habt ihr sie nie nach Vineta gefragt und mit ihr über eure Vermutung gesprochen?“, fragte Christian neugierig.
Otto zuckte mit seinen Schultern.
„Wir wussten doch, wo weg sie kommt und stellten im Laufe der Jahre fest, dass sie nicht so altert wie wir. Natürlich waren wir voller Neugier und hätten gerne mehr über Vineta erfahren, aber wir wollten nicht aufdringlich sein. Wir waren ihr einfach nur dankbar und sind es noch immer.“
Christian nickte verstehend und wandte sich an Rusana:
„Ich nehme an, damals hast du mit deiner Suche begonnen?“
„Genau. Ich war ziemlich niedergeschlagen und habe mich über die offene Art von Alma, und später auch von Otto, gefreut. Mir war klar, dass Alma am Strand gesehen hatte, was ich bin, aber sie hat mir dennoch ihr Vertrauen geschenkt. Das habe ich damals gut gebrauchen können. Almas und Ottos Freundschaft bedeutet mir sehr viel.“
„Wie bist du eigentlich über die Grenze nach Westdeutschland gekommen? Damals stand die Mauer doch noch.“
Rusana hob eine Braue und in ihren Augen blitzte es belustigt auf.
„Schon klar“, meinte Christian kopfschüttelnd. „Dumme Frage von mir. Du hast die

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