Die Vinetaner - Rusana
Adamskostüm vor ihr stand.
Rusana, der seine Reaktion nicht entging, verkniff sich eine Bemerkung. Es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um Chris aufzuziehen. Außerdem traute sie ihren eigenen Gefühlen nicht. Sie empfand mehr als Sympathie für Christian und das machte sie nervös. Schließlich drehte auch sie sich um und dachte bewusst an Marco, um ihre Empfindungen im Keim zu ersticken.
10. Zwischenzone
Rusana und Christian hatten sich umgezogen und nach einem kurzen Streit darüber, wer den Rucksack trägt, waren sie bereit, die gläserne Kuppel zu verlassen. Christian hatte die Auseinandersetzung gewonnen und Rusana blickte nun nervös durch die Scheiben nach draußen.
„Glaubst du, jemand lauert dort auf uns?“
„Möglich. Die Wiese ist überschaubar, aber der angrenzende Wald bietet ausgezeichnete Verstecke.“
„Ich frage mich, warum uns keiner hier drin erwartet hat. Es wäre doch ein Leichtes gewesen, uns nach dem Durchqueren des Übergangs außer Gefecht zu setzen.“
„Es ist tödlich, sich hier drin aufzuhalten, sobald der Übergang von der anderen Seite aktiviert wird. Außerdem lässt sich die Tür nach der Aktivierung von außen für eine halbe Stunde nicht öffnen. Ich denke, das ist eine Sicherheitsmaßnahme der Erbauer.“
„Aha.“ Christian fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl. „Was, wenn jetzt jemand von der anderen Seite hierher möchte?“
„Keine Sorge. Von dort aus kann der Übergang erst in einer Stunde erneut aktiviert werden. Außerdem würde uns ein Signalton warnen.“
Sie atmete tief durch und blickte Christian an.
„Bereit?“
„Ich denke ja.“
Rusana zog einen Hebel nach unten, woraufhin sich ein Teil der Scheibe zur Seite schob und den Weg nach draußen freigab. Die Tür war Christian vorher nicht aufgefallen. Er folgte Rusana hindurch und blieb stehen. Die Luft war angenehm warm und roch nach Wald, Wiese und Wildblumen. Der Duft war berauschend und die Stille ungewohnt. Kein Motorenlärm oder andere Geräusche der Zivilisation waren zu hören. Nur das fröhliche Zwitschern der Vögel und das Summen der Insekten, die sich auf die blühenden Blumen stürzten, die zwischen dem hohen Gras standen.
Rusana musterte aufmerksam den Wald, doch sie konnte keine Gefahr spüren. Schließlich ging sie zielstrebig auf eine Holzkiste zu, die nicht weit entfernt auf der Wiese stand.
„Was ist da drin?“
„Armbrüste, mit denen du vier Bolzen aus Metall auf einmal abfeuern kannst.“
Sie blieb vor der Kiste stehen und blickte Christian, der zu ihr aufschloss, entgegen.
„Es gibt hier ein sehr gefährliches Tier. Wir nennen es Budara. Es ist eurem Kodiakbären sehr ähnlich. Allerdings steht der Budara im Gegensatz zu euren Bären auf Menschen- und Vinetanerfleisch. Er ist sehr blutrünstig, aber glücklicherweise recht langsam. Die Armbrust ist weitaus effektiver, als die Beretta, die sich in der Seitentasche des Rucksackes befindet, sollte uns ein Budara angreifen.“
„Im Rucksack ist eine Pistole?“
„Ja.“
„Irgendwie habe ich das Gefühl, wir sollten an unserer Kommunikation arbeiten. Hättest du mir nicht eher erzählen können, dass es hier mordgierige Monster gibt?“
„Warum? Damit es noch schwieriger gewesen wäre, dich hierher zu bringen?“
Christian brummte etwas Unverständliches und setzte einen beleidigten Blick auf, den Rusana ignorierte. Sie hob den Deckel der Holzkiste an, griff hinein und stieß gleich darauf einen entsetzten Schrei aus. Christian fuhr erschrocken zusammen, entdeckte jedoch augenblicklich den Grund für Rusanas Aufschrei. Auf den Armbrüsten in der Kiste saß eine dicke Spinne in der Größe eines Untertellers. Reflexartig griff er nach Rusana, die entgeistert auf ihre Hand starrte, und zog sie einige Schritte von der Holzkiste weg.
„Ist das Vieh giftig?“, rief er besorgt, ohne die behaarte Spinne aus den Augen zu lassen, die nun auf den Rand der Kiste sprang, außen herunterkrabbelte und im hohen Gras verschwand.
„Rusana, ist das Vieh giftig?“, wiederholte er seine Frage.
Sie nickte mit blassem Gesicht.
„Nützt es etwas, das Gift auszusaugen?“
„Nein. Chris ... du musst hier weg. Du darfst nicht in meiner Nähe bleiben.“
„Was?“
Rusana blickte ihn an. In ihren Augen stand pure Angst und Christians Herz begann, wild zu hämmern.
„Du stirbst doch nicht an dem Biss, oder? Immerhin bist du Vinetanerin. Euch haut doch so schnell nichts um.“
„Dieser Biss ist gefährlich. Das Schlimme ist, dass er für dich
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